Wattstunde

Erweiterte Suche

Einheit
Norm Zum Gebrauch mit dem SI zugelassen, Richtlinie 80/181/EWG
Einheitenname Wattstunde
Einheitenzeichen $ \mathrm {Wh} $
Beschriebene Größe(n) Arbeit; Energie; innere Energie
Wärme, Wärmemenge
Größensymbol(e) $ W,\,E\, $
In SI-Einheiten $ \mathrm {1\,Wh=3{,}6\,kWs=3{,}6\,kJ} $
Abgeleitet von Joule

Die Wattstunde (Einheitenzeichen: Wh) ist eine Maßeinheit der Arbeit bzw. der Energie. Sie ist keine Einheit des Internationalen Einheitensystems (SI), aber zur Benutzung mit diesem zugelassen.[1] Eine Wattstunde entspricht der Energie, welche ein System (z.B. Maschine, Mensch, Glühbirne) mit einer Leistung von einem Watt in einer Stunde aufnimmt oder abgibt.

Im Alltag gebräuchlich und verbreitet ist die Kilowattstunde (kWh), das Tausendfache der Wattstunde. In dieser Einheit werden vor allem Strom-, aber auch Heizwärmekosten abgerechnet und mit Messeinrichtungen wie dem Stromzähler oder Wärmezähler erfasst.

Zusammenhang mit anderen Energieeinheiten

Die Wattstunde leitet sich aus der SI-Einheit Joule ab:

  • 1 Wh = 3600 Ws (Wattsekunde) = 3600 Joule = 3,6 Kilojoule (kJ).

Die Einheit Wattstunde wird meistens mit dem dezimalen SI-Vorsatz Kilo verwendet (z. B. bei der Stromabrechnung).

  • 1 Kilowattstunde (kWh) = 1 kW · 1 h = 1000 Watt · 1 h = 1000 Wh = 1000 W · 3600 s = 3,6 · 106 J = 3,6 Megajoule (MJ)

Wenn beispielsweise eine Solaranlage mit der Leistung von einem Kilowatt eine Stunde lang Sonnenlicht in elektrische Energie umwandelt, so entspricht das einer Energie von einer Kilowattstunde.

Bei der Angabe der Stromproduktion von Elektrizitätswerken oder des Bedarfs an elektrischer Energie ganzer Länder werden die Vorsätze Mega (M) (für eine Million), Giga (G) (für eine Milliarde) oder Tera (T) (für eine Billion) der entsprechenden Einheit verwendet, um handlichere Zahlenwerte zu erhalten: so entsprechen z. B. 1.000 Megawattstunden einer Gigawattstunde usw.

Energieeinheiten und Umrechnungsfaktoren
Joule bzw. Wattsekunde Kilowattstunde Elektronenvolt Kilopondmeter Kalorie Erg
1 kg·m²/s² 00 1 00 2,778 · 10−7 00 6,242 · 1018 00 0,102 00 0,239 0 10 · 106
1 kW·h 00 3,6 · 106 00 1 00 2,25 · 1025 00 3,667 · 105 00 8,60 · 105 0 36 · 1012
1 eV 00 1,602 · 10−19 00 4,45 · 10−26 00 1 00 1,63 · 10−20 00 3,83 · 10−20 00 1,602 · 10−12
1 kp·m 00 9,80665 00 2,72 · 10−6 00 6,13 · 1019 00 1 00 2,34 0 98,0665 · 106
1 calIT 00 4,1868 00 1,163 · 10−6 00 2,611 · 1019 00 0,427 00 1 0 41,868 · 106
1 g·cm²/s² 00 0,1 · 10−6 0 27,78 · 10−15 0 6,242 · 1011 0 10,2 · 10-9 0 23,9 · 10-9 00 1

Fehlerhafte Schreibweise

Teilweise findet man die fehlerhafte Angabe kW/h statt kWh.

Richtig ist jedoch:

$ 1~\mathrm {kWh} =1~{\text{Kilowatt}}\cdot 1~{\text{Stunde}} $

oder:

$ 1000~\mathrm {Wh} =1000~{\text{Watt}}\cdot 1~{\text{Stunde}} $

Die Leistung (angegeben in Watt) ist der Quotient aus Energie und Zeit, somit erhält man die Energie wieder durch Multiplikation mit der Zeit.

$ {\text{Arbeit}}={\text{Leistung}}\cdot {\text{Zeit}} $

Beispiele

Mit der Energie 1 kWh kann man beispielsweise:

  • 50 Stunden an einem Laptop arbeiten (bei einer Leistung von 20 Watt)
  • Fünf Stunden am Computer arbeiten (bei einer Leistung von 200 Watt)
  • Sieben Stunden Fernsehen (bei einer Leistung von ca. 140 Watt)
  • Rund 15 Stunden Fernsehen mit einem modernen Gerät mit Flüssigkristallanzeige (bei einem Leistungsbedarf von rund 65 Watt)
  • 25 Minuten Staubsaugen (bei einer Leistung von 2400 Watt)
  • Eine Dreiviertelstunde Haare trocknen (bei einer Leistung von 1400 Watt)
  • Einen Eimer voll Wasser (10,75 Liter) unter normalem Druck von 20 °C auf 100 °C erhitzen
  • Mit einem Elektroauto rund 6,7 km weit fahren (bei einem typischen Energiebedarf von 15 kWh pro 100 km)
  • Mit einem Pedelec bei mäßigem Mittreten rund 130 km fahren (bei rund 40 bis 45 km Reichweite einer Batterieladung von 330 Wh)

Zum Vergleich ist die folgende Faustregel für den Energiegehalt von Primärenergieträgern erwähnenswert:

10 kWh ≈ 1 m³ Erdgas ≈ 1 l Öl ≈ 1 l Benzin ≈ 1 kg Kohle ≈ 2 kg Holz ≈ 1 h direktes Sonnenlicht auf 1 m² auf der Erde

wobei je nach Wirkungsgrad von Kraftwerk und Stromleitung nur ca. 40 % beim Verbraucher ankommen.[2]

Zwar wird die Einheit kWh hauptsächlich für elektrische Verbraucher oder Heizungen verwendet, allerdings lässt sie sich auch mit dem Energieumsatz eines Menschen vergleichen. Ein für einen erwachsenen Mann (ohne schwere körperliche Arbeit) typischer täglicher Umsatz von 9000 kJ entspricht 2,5 kWh. Mit der 1kWh aus dem Beispiel oben kann ein ca. 80 kg schwerer Mensch 10 km laufen.[3]

Megawatttag

Ein Megawatttag (MWd) ist die Energie, die ein Kraftwerk mit einer Leistung von 1 Megawatt an einem Tag liefert. Sie wird in der Energie- und Reaktortechnik verwendet.

$ 1\,\mathrm {MWd} =10^{6}\cdot 24\,\mathrm {Wh} =86,4\cdot 10^{9}\,\mathrm {J} =24\,\mathrm {MWh} $

Gigawattjahr

Ein Gigawattjahr (GWa) ist die Energie, die ein Kraftwerk mit der Leistung von 1 Gigawatt in einem Jahr liefert (bei Betrieb ohne Unterbrechungen). Gigawattjahr ist in Deutschland keine gesetzliche Einheit im Messwesen, weil dort das Jahr (Einheitenzeichen: a) keine solche ist.

$ 1\,\mathrm {GWa} \approx {\frac {10^{9}\cdot 365\cdot 24\cdot 3600}{1000\cdot 3600}}\,\mathrm {kWh} =8{,}76\cdot 10^{9}\,\mathrm {kWh} =8{,}76\,\mathrm {TWh} $

Weblinks

Einzelnachweise

  1.  Das Internationale Einheitensystem (SI). Deutsche Übersetzung der BIPM-Broschüre „Le Système international d‘unités/The International System of Units (8e edition, 2006)“. In: PTB-Mitteilungen. 117, Nr. 2, 2007 (übersetzt von Cecile Charvieux) (Online Version (PDF-Datei, 1,4 MB)).
  2.  Konrad Mertens: Photovoltaik. Carl Hanser, München 2011, ISBN 978-3-446-42172-1.
  3. Runner's World Kalorien-Kalkulator. Abgerufen am 10. November 2012 (wobei mit 1 kcal = 4,184 kJ = 4184 Ws = 1,162 Wh umzurechnen ist).

Die cosmos-indirekt.de:News der letzten Tage

29.05.2023
Elektrodynamik | Festkörperphysik | Quantenoptik
Informationen schneller fließen lassen – mit Licht statt Strom
Entweder 1 oder 0: Entweder es fließt Strom oder eben nicht, in der Elektronik wird bisher alles über das Binärsystem gesteuert.
25.05.2023
Kometen und Asteroiden | Biophysik
Meteoritisches Eisen: Starthilfe bei der Entstehung des Lebens auf der Erde?
Forscher haben ein neues Szenario für die Entstehung der ersten Bausteine des Lebens auf der Erde vor rund 4 Milliarden Jahren vorgeschlagen.
24.05.2023
Festkörperphysik | Astrophysik
Das Verhalten von Sternmaterie unter extremem Druck
Einem internationalen Team von Forscher*innen ist es in Laborexperimenten gelungen, Materie unter solch extremen Bedingungen zu untersuchen, wie sie sonst nur im Inneren von Sternen oder Riesenplaneten vorkommt.
23.05.2023
Quantenphysik | Quantencomputer
Turbo für das Quanteninternet
Vor einem Vierteljahrhundert machten Innsbrucker Physiker den ersten Vorschlag, wie Quanteninformation mit Hilfe von Quantenrepeatern über große Distanzen übertragen werden kann, und legten damit den Grundstein für den Aufbau eines weltweiten Quanteninformationsnetzes.
18.05.2023
Teilchenphysik | Quantencomputer
Quantenschaltkreise mit Licht verbinden
Die Anzahl von Qubits in supraleitenden Quantencomputern ist in den letzten Jahren rasch gestiegen, ein weiteres Wachstum ist aber durch die notwendige extrem kalte Betriebstemperatur begrenzt.
17.05.2023
Relativitätstheorie | Quantenphysik
Gekrümmte Raumzeit im Quanten-Simulator
Mit neuen Techniken kann man Fragen beantworten, die bisher experimentell nicht zugänglich waren – darunter auch Fragen nach dem Zusammenhang von Quanten und Relativitätstheorie.
16.05.2023
Sonnensysteme | Planeten | Geophysik
Die Kruste des Mars ist richtig dick
Dank eines starken Bebens auf dem Mars konnten Forschende der ETH Zürich die globale Dicke der Kruste des Planeten bestimmen.
11.05.2023
Sterne | Teleskope
Einblicke in riesige, verborgene Kinderstuben von Sternen
Mit dem Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy (VISTA) der ESO haben Astronomen einen riesigen Infrarot-Atlas von fünf nahe gelegenen Sternentstehungsgebieten geschaffen.
10.05.2023
Festkörperphysik | Quantenphysik | Quantencomputer
Verschränkte Quantenschaltkreise
ETH-Forschenden gelang der Nachweis, dass weit entfernte, quantenmechanische Objekte viel stärker miteinander korreliert sein können als dies bei klassischen Systemen möglich ist.
10.05.2023
Exoplaneten | Geophysik
Widerspenstiger Exoplanet lüftet seinen Schleier (ein bisschen)
Einem internationalen Forschungsteam, an dem das Max-Planck-Institut für Astronomie beteiligt ist, ist es nach fast 15 Jahren vergeblicher Anstrengungen gelungen, einige Eigenschaften der Atmosphäre des Exoplaneten GJ 1214 b zu ermitteln.
10.05.2023
Atomphysik
Forschende beschreiben flüssigen Quasikristall mit zwölf Ecken
Einen ungewöhnlichen Quasikristall hat ein Team der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Universität Sheffield und der Jiaotong-Universität Xi'an gefunden.
08.05.2023
Quantenphysik
Künstliche Intelligenz lernt Quantenteilchen zu kontrollieren
In der Quantenforschung braucht man maßgeschneiderte elektromagnetische Felder, um Teilchen präzise zu kontrollieren - An der TU Wien zeigte man: maschinelles Lernen lässt sich dafür hervorragend nutzen.
06.05.2023
Teilchenphysik | Kernphysik
Elektronen-Rekollision in Echtzeit auf einen Schlag verfolgt
Eine neue Methode erlaubt, die Bewegung eines Elektrons in einem starken Infrarot-Laserfeld in Echtzeit zu verfolgen, und wurde am MPI-PKS in Kooperation zur Bestätigung theoretischer Quantendynamik angewandt.
05.05.2023
Satelliten und Sonden | Quantenoptik
GALACTIC: Alexandrit-Laserkristalle aus Europa für Anwendungen im Weltraum
Alexandrit-Laserkristalle eignen sich gut für den Einsatz in Satelliten zur Erdbeobachtung.
04.05.2023
Festkörperphysik | Quantenphysik
Nanophysik: Wo die Löcher im Flickenteppich herkommen
Patchwork mit Anwendungspotenzial: Setzt man extrem dünne Halbleiternanoschichten aus Flächen zusammen, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen, so finden sich darin Quasiteilchen mit vielversprechenden Eigenschaften für eine technische Nutzung.
03.05.2023
Sterne | Teleskope
Astronomen finden weit entfernte Gaswolken mit Resten der ersten Sterne
Durch den Einsatz des Very Large Telescope (VLT) der ESO haben Forscher zum ersten Mal die Fingerabdrücke gefunden, die die Explosion der ersten Sterne im Universum hinterlassen hat.