Zinn(II)-chlorid

Erweiterte Suche

Kristallstruktur
Zinn(II)-chlorid
__ Sn2+     __ Cl
Allgemeines
Name Zinn(II)-chlorid
Andere Namen
  • Zinndichlorid
  • Zinnchlorür
  • Einfach-Chlorzinn
  • Stannochlorid (Dihydrat)
Verhältnisformel
  • SnCl2 (wasserfrei)
  • SnCl2 · 2 H2O (Dihydrat)
CAS-Nummer
  • 7772-99-8 (wasserfrei)
  • 10025-69-1 (Dihydrat)
Kurzbeschreibung

weiße rhombische Kristalle[1]

Eigenschaften
Molare Masse
  • 189,61 g·mol−1 (wasserfrei)
  • 225,64 g·mol−1 (Dihydrat)
Aggregatzustand

fest

Dichte
  • 3,95 g·cm−3 (wasserfrei)[2]
  • 2,71 g·cm−3 (Dihydrat)[2]
Schmelzpunkt
  • 245–247 °C (wasserfrei)[2]
  • 37,7 °C (Dihydrat)[2]
Siedepunkt

622–624 °C (wasserfrei)[2]

Löslichkeit

gut löslich in Wasser, Ethanol und Eisessig[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
07 – Achtung

Achtung

H- und P-Sätze H: 302-315-317-319-335
P: 280-​302+352-​305+351+338 [2]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [3][2]
Gesundheitsschädlich
Gesundheits-
schädlich
(Xn)
R- und S-Sätze R: 22-36/37/38-43
S: 24-26-37
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche nicht möglich

Zinn(II)-chlorid (veraltet: Zinnchlorür) ist ein Chlorid des Zinns, das Zinnsalz der Salzsäure. Es bildet farblose oder grauweiße, fettig glänzende Kristalle.

Gewinnung und Darstellung

Wasserfreies Zinn(II)-chlorid erhält man durch Erhitzen von Zinn in Chlorwasserstoff:

$ \mathrm {Sn+2\ HCl\longrightarrow SnCl_{2}+H_{2}} $

Aus wässriger Lösung fällt das Dihydrat aus.

In Sodafabriken füllt man granuliertes Zinn in irdene Gefäße und leitet Salzsäuredämpfe aus den Sulfatöfen ein, worauf man die abgelassene Lösung von Zinn(II)-chlorid zur Kristallisation bringt. Auch aus Weißblechabfällen, die drei bis fünf Prozent Zinn enthalten, wird Zinn(II)-chlorid mit Salzsäuredämpfen gewonnen.

Zinn(II)-chlorid kommt als feste Salzmasse oder in Lösung mit überschüssiger Salzsäure in den Handel. Es ist farblos, schmeckt unangenehm metallisch, wird an der Luft feucht, schmilzt bei 40 °C, wird bei 100 °C völlig oder beinahe wasserfrei und bildet bei schnellem Erhitzen auf 100 °C Oxidchlorid, aus dem bei höherer Temperatur wasserfreies Zinn(II)-chlorid abdestilliert.

Es löst sich leicht in Ethanol und in wenig Wasser, gibt mit mehr Wasser ein saures Chlorid und unlösliches, weißes, basisches Zinn(II)-chlorid und nur bei Gegenwart von Salzsäure, Weinsäure oder Salmiak eine klare Lösung. Die Kristalle und die Lösung absorbieren an der Luft Sauerstoff unter Bildung von unlöslichem, weißem Oxichlorid, das in Gegenwart von Salzsäure und Zinn wieder reduziert wird.

Eigenschaften

Zinn(II)-chlorid

In reinem Zustand schmilzt kristallines Zinn(II)-chlorid bei 247 °C. Das Zinn(II)-chlorid-dihydrat schmilzt bei 40 °C und verdampft bei höherer Temperatur unter Zersetzung. Zinn(II)-chlorid zeigt unter UV-Licht eine blaue Fluoreszenz.

Zinnspäne lösen sich in warmer Salzsäure, und die Lösung gibt beim Verdampfen große, durchsichtige Kristalle von Zinn(II)-chlorid-dihydrat. Dieses Zinnsalz wird großtechnisch dargestellt, indem Zinn in Salzsäure gelöst wird, wobei das Metall stets im Überschuss vorhanden sein muss, da die Lösung bei Gegenwart von etwas granuliertem Zinn bis 75 oder 78 °C verdampft und das Salz zur Kristallisation bringt.

Zinn(II)-chlorid ist ein starkes Reduktionsmittel. Silber- und Quecksilbersalze werden zu den Metallen reduziert. Weiterhin kann es Eisen(III)-salze zu Eisen(II)-salzen oder Chromate zu Chrom(III)-salzen reduzieren [4].

Da Zinn(II)-Ionen amphoter sind, kann sich in alkalischen bis leicht sauren Lösungen das Zinnhydroxychlorid (basisches Zinnchlorid) bilden:

$ \mathrm {SnCl_{2}+H_{2}O\longrightarrow Sn(OH)Cl+HCl} $

Das sog. basische Zinnchlorid ist kaum wasserlöslich. Diese Reaktion ist der Grund für das Eintrüben von wäßrigen Zinnchloridlösungen. Durch ein leichtes Ansäuern z.B. mit Salzsäure oder Weinsäure kann das Ausfällen des Hyrdoxychlorides verhindert werden.

Durch Luftsauerstoff erfolgt in wässriger bzw. salzsaurer Lösung leicht die Oxidation zu Zinn(IV)-chlorid. Die sauren Bedingungen verhindern das Ausfallen des basisches Zinnsalzes:

$ \mathrm {2\ SnCl_{2}+O_{2}+4\ HCl\longrightarrow 2\ SnCl_{4}+2\ H_{2}O} $

Verwendung

Zinn(II)-chlorid wird im Labor als Reduktionsmittel verwendet. In der Galvanik dient es zur elektrolytischen Verzinnung.

Zinn(II)-chlorid dient in der chemischen Analyse, in der Färberei zur Reduktion des Indigos und von Eisen- und Manganoxid auf Zeugen, als Beizmittel, namentlich zum Färben mit Cochenille, zum Avivieren und Rosieren, auch zur Darstellung von Goldpurpur und Lackfarben, als Antichlor und zum Entfernen von Rostflecken aus Wäsche.

Zinn(II)-chlorid, das in konzentrierter Salzsäure gelöst ist, dient in der Bettendorfschen Probe als Nachweismittel für Arsen. Dabei kommt es zu einer Braunfärbung der Lösung, da Zinn(II)-chlorid die Arsenverbindung reduziert und so elementares Arsen ausfällt. Störende Elemente sind nur Quecksilber und Edelmetalle.[5] Mit diesem Reagenz lässt sich auch Sesamöl nachweisen, da sich die Lösung beim Unterschichten mit Sesamöl rot färbt.[6]

$ \mathrm {As_{2}O_{3}+3\ SnCl_{2}+6\ HCl\longrightarrow 2\ As+3\ SnCl_{4}+3\ H_{2}O} $

In der Lebensmitteltechnik wird es als Antioxidationsmittel, Säuerungsmittel und Stabilisator eingesetzt, wobei es Verfärbungen bei weißen Gemüsekonserven (z.B. Spargel) verhindert. In der EU ist es als Lebensmittelzusatzstoff der Nummer E 512 ausschließlich für Spargelkonserven in Gläsern oder Dosen mit einer Höchstmengenbeschränkung von 25 mg/kg für den Zinnanteil im Endprodukt zugelassen. Es gilt in den üblichen Mengen als gesundheitlich unbedenklich, in großen Mengen sind jedoch Magenreizungen möglich.[7]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Römpp Online - Version 3.5, 2009, Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Eintrag zu Zinn(II)-chlorid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 10.11.2007 (JavaScript erforderlich)
  3. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  4. http://www.seilnacht.com/Chemie/ch_sncl2.htm
  5. J. Strähle, E. Schweda: Jander · Blasius - Einführung in das anorganisch-chemische Praktikum. 14. Auflage. Hirzel, Stuttgart 1995, ISBN 978-3-77-760672-9, S. 262.
  6. Thieme Chemistry (Hrsg.): Eintrag zu Bettendorf-Test im Römpp Online. Version 3.29. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2012, abgerufen am 12. Oktober 2012..
  7. zusatzstoffe-online.de

Weblinks

cosmos-indirekt.de: News der letzten Tage