Glutathion

Glutathion

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Strukturformel
Strukturformel von Glutathion
Allgemeines
Name Glutathion
Andere Namen
  • 2-Amino-5-[1-(carboxymethylcarbamoyl)-2-mercapto- ethyl]amino-5-oxo-pentansäure
  • γ-L-Glutamyl-L-cysteinyl-glycin
  • GSH
Summenformel C10H17N3O6S
CAS-Nummer 70-18-8
PubChem 745
Kurzbeschreibung

weißer Feststoff[1]

Eigenschaften
Molare Masse 307,33 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

185–195 °C[1]

Löslichkeit

löslich in Wasser (100 g·l−1 bei 20 °C)[1] und Dimethylformamid[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
Piktogramm unbekannt
H- und P-Sätze H: ?
EUH: ?
P: ?
LD50

5000 mg·kg−1 (Maus, oral)[3]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
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Glutathion (GSH), auch γ-L-Glutamyl-L-cysteinylglycin, ist ein Tripeptid, das aus den drei Aminosäuren Glutaminsäure, Cystein und Glycin gebildet wird. Es ist in fast allen Zellen in hoher Konzentration enthalten und gehört zu den wichtigsten als Antioxidans wirkenden Stoffen im Körper. Gleichzeitig ist es eine Reserve für Cystein. Es handelt sich bei Glutathion nicht um ein echtes Tripeptid, da die Amidbindung zwischen Glutaminsäure und Cystein über die γ-Carboxylgruppe der Glutaminsäure ausgebildet wird und nicht über die α-Carboxylgruppe wie bei einer echten Peptidbindung.

Actinobakterien produzieren Mycothiol anstelle von Glutathion.

Biosynthese

Glutathion kann vom Körper aus den Aminosäuren L-Glutaminsäure, L-Cystein und Glycin in einem zweistufigen Prozess synthetisiert werden.

  • Unter ATP-Verbrauch wird aus Glutaminsäure und Cystein γ-Glutamylcystein gebildet. Dabei wird eine Isopeptidbindung zwischen der γ-Carboxygruppe des Glutaminsäurerestes mit der Aminogruppe des Cysteinrestes gebildet. Das daran beteiligte Enzym heißt Glutamatcysteinligase (GCL, auch γ-Glutamylcysteinsynthetase).
  • Mit Hilfe der Glutathionsynthase wird unter ATP-Verbrauch Glycin an das terminale Kohlenstoffatom addiert.

Alle Zellen des menschlichen Körpers besitzen die Fähigkeit, GSH zu synthetisieren. Dabei ist die Biosynthese des Stoffs in der Leber essentiell: Mäuse mit gestörter Glutathionproduktion in der Leber sterben innerhalb eines Monats nach der Geburt.[4]

Die meisten Eukaryoten sind zur GSH-Synthese fähig, nicht aber etwa Entamoeba und Giardien. Der Biosyntheseweg kommt in einigen Bakterien vor, wie z. B. Cyanobakterien und Proteobakterien, fehlt aber vielen anderen Bakterien. Unter den Archaeen können nur Halobakterien selbst GSH synthetisieren.

Funktion

Cystein-Reserve

Am bekanntesten ist GSH als Hauptstoff des reduktiven Pools. Eine konstante Versorgung mit Cystein ist unentbehrlich für die Proteinsynthese, aber Cystein ist reaktionsfreudig und geht in aerober Umgebung durch Oxidation zu Cysteinsulfin- und -sulfonsäure ständig irreversibel verloren. GSH stellt somit auch eine Notreserve für die Aminosäure Cystein dar. Außerdem wird es zur Taurinsynthese verwendet.

Im menschlichen Blutplasma sind etwa drei Gramm Cystein in Form von GSH enthalten, was einer Reserve für drei Tage entspricht.[5]

Redox-Puffer

GSH kann helfen, zelluläre Makromoleküle, wie etwa Proteine und Membranlipide vor „freien Radikalen“ (reaktive Sauerstoffspezies, ROS) zu schützen. Dabei wird Glutathion oxidiert und geht von seiner monomeren Form GSH in ein Dimer GSSG über.

ROS, die im Verlauf der Zellatmung entstehen können, stellen eine erhebliche Gefahr für zahlreiche Zellbestandteile dar. Reduziertes Glutathion (GSH) besitzt eine freie Thiolgruppe und kann so seinerseits Elektronen auf ROS übertragen und sie so unschädlich machen. Jeweils zwei oxidierte Glutathion-Moleküle verbinden sich unter Ausbildung einer Disulfidbrücke zu einem Glutathion-Disulfid (GSSG). Durch das Enzym Glutathion-Reduktase können aus einem GSSG-Dimer unter Verbrauch von NADPH wieder zwei reduzierte GSH hergestellt werden. Das Redoxpotential von GSH beträgt −240 mV[6] und liegt durch die Aktivität der Glutathion-Reduktase zu 90 % reduziert vor.

Biotransformation

GSH spielt eine wichtige Rolle in Phase II der Biotransformation schädlicher Stoffe. Mit GSH konjugierte Stoffe sind gewöhnlich besser wasserlöslich und können über die Niere ausgeschieden werden. Dabei katalysiert die meist im Zytosol lokalisierte Glutathion-S-Transferase die Reaktion von GSH mit elektrophilem Kohlenstoff. Dabei können Halogen-, Sulfat-, Sulfonat-, Phosphat- und Nitro-Gruppen durch Glutathion substituiert werden. Des Weiteren kann GSH an aktivierte Doppelbindungen addiert werden und reaktive Epoxidringe öffnen. Die toxifizierende (giftende) Wirkung umfasst die Aktivierung von vicinalen Dihaloalkanen unter Bildung eines hochreaktiven Episulfoniumringes, sowie eine β-Lyase vermittelte Überführung der GSH-Konjugate in der Niere zu reaktiven Verbindungen.

Weitere Funktionen

In Pflanzen, Nematoden, Algen und Pilzen dient das Glutathion auch als Substrat für die Synthese von Phytochelatinen, die wie Metallothioneine eine wichtige Rolle bei der Bindung von Schwermetallen spielen.

Eine weitere Aufgabe erfüllt Glutathion bei der Synthese bestimmter Leukotriene, wie zum Beispiel bei der Synthese von Leukotrien C4. Aus Leukotrien A4 entsteht mithilfe der Glutathion-S-Transferase Leukotrien C4.

Geschichte

Als Hopkins 1921 ein cysteinhaltiges Peptid in Hefe und Tierzellen beschrieb und Glutathion nannte, war man zunächst der Ansicht, es handele sich um γ-Glutamylcystein. Erst Harington und Mead konnten 1935 durch Totalsynthese die später vermutete tatsächliche Struktur bestätigen.[7][8]

Nahrungsergänzungsmittel

Aufgrund seiner antioxidativen Wirkung wird Glutathion als Nahrungsergänzungsmittel verkauft.[9] Der therapeutische Nutzen von über die Nahrung zugeführtem Glutathion ist allerdings nicht belegt. Parenterale Zufuhr erhöht den GSH-Spiegel in den Zellen.[10] Ein potentieller gesundheitlicher Nutzen Glutathions, beispielsweise als Anti-Krebsmittel[11] oder als Mittel in der Altershemmung, muss noch wissenschaftlich in klinischen Studien nachgewiesen werden.

Die Glutathionproduktion in der Leber kann durch Gabe von Acetylcystein[12] (als Cysteindonor) stimuliert werden.

Als umstrittenes „Krebsmittel“ erlangte Glutathion in einem als Mischung mit Anthocyanen unter dem Namen Recancostat comp. verkauften Präparat Mitte der 1990er Jahre Berühmtheit.[13]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Datenblatt Glutathion bei Merck, abgerufen am 14. Dezember 2010.
  2. Thieme Chemistry (Hrsg.): Eintrag zu Glutathion im Römpp Online. Version 3.29. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2012, abgerufen am 5. Mai 2011.
  3. Datenblatt Glutathion bei Carl Roth, abgerufen am 14. Dezember 2010.
  4. Chen Y, et al. (2007) Hepatology 45:1118.
  5. David Heber, George L. Blackburn, Vay Liang W. Go, John Milner (Hrsg.): Nutritional Oncology. Academic Press, 2006. S. 310. ISBN 0-12-088393-7.
  6. Aslund F., Berndt K. D., Holmgren A.: Redox potentials of glutaredoxins and other thiol-disulfide oxidoreductases of the thioredoxin superfamily determined by direct protein-protein redox equilibria. J Biol Chem. 1997;272(49):30780–30786, PMID 9388218.
  7. Hopkins, FG (1921). On an autoxidisable constituent of the cell. Biochem J. 15, 286-305. Online Version beim Verlag
  8. Harington CR, Mead TH: Synthesis of glutathione. In: Biochem. J.. 29, Nr. 7, Juli 1935, S. 1602–1611. PMID 16745829. Volltext bei PMC: 1266669.
  9. Markus Minoggio: Was der Körper wirklich braucht...: Über Nahrungsergänzungsmittel, Vitamine und Pseudoprodukte. Goldegg Verlag 2008. ISBN 978-3-901880-16-2; S. 194
  10. Robinson MK, Ahn MS, Rounds JD, Cook JA, Jacobs DO, Wilmore DW. Parenteral glutathione monoester enhances tissue antioxidant stores. JPEN J Parenter Enteral Nutr. 1992 Sep-Oct;16(5):413–418.
  11. Ben Pfeifer (Hrsg.), Joachim Preiß (Hrsg.), Clemens Unger (Hrsg.): Onkologie integrativ: Konventionelle und Komplementäre Therapie. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH 2006; ISBN 978-3-437-56420-8; S. 357–358.
  12. Glutathion-News: Reduziertes Glutathion (GSH) oder GSH-Vorstufen wie N-Acetylcystein (NAC) ?
  13. arzneimittel-und-recht.de: Erstattung von Arzneimitteln, Begriff des Fertigarzneimittels – LSG Niedersachsen-Bremen, Urteil vom 15. Februar 2005, Az.: L 4 KR 44/01, Zugriff am 10. Mai 2010.

Weblinks

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