Lisurid

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Strukturformel
Struktur von Lisurid
Allgemeines
Freiname Lisurid
Andere Namen

1,1-Diethyl-3-(9,10-didehydro-
6-methyl-8α-ergolinylharnstoff

Summenformel
  • C20H26N4O
  • C20H26N4O·C4H8O4 (Maleat)
CAS-Nummer
  • 18016-80-3
  • 19875-60-6 (Maleat)
PubChem 28864
ATC-Code

N02CA07 G02CB02

DrugBank DB00589
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Dopamin-Agonist

Verschreibungspflichtig: ja
Eigenschaften
Molare Masse
  • 338,45 g·mol−1
  • 454,52 g·mol−1 (Maleat)
Schmelzpunkt
Sicherheitshinweise
Bitte die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
keine Einstufung verfügbar

H- und P-Sätze H: siehe oben
P: siehe oben
LD50

14,4 mg·kg−1(i.v.) (Maleat)[1]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Lisurid (1,1-Diethyl-3-(9,10-didehydro-6-methyl-8α-ergolinylharnstoff) ist ein Arzneistoff, der in der Therapie des Morbus Parkinson, in der Prophylaxe der Migräne und als Prolaktinhemmer zum Abstillen eingesetzt wird. Lisurid wird in Deutschland unter dem Markennamen Dopergin® vertrieben und unterliegt der ärztlichen Verschreibungspflicht.

Chemie

Lisurid ist ein von Mutterkornalkaloiden abgeleiteter Arzneistoff mit einem Ergolingrundgerüst. Es unterscheidet sich jedoch von natürlich vorkommenden Ergolinen, wie z.B. Ergotamin, durch eine (8S)-Konfiguration im Ergolingrundgerüst.

Mit Tergurid und Mesulergin sind zwei strukturell verwandte Verbindungen des Lisurids bekannt, die klinisch erprobt wurden.

Die Darstellung von Lisurid erfolgt durch einen Hofmann-, Curtius- oder Lossen-Abbau von Lysergsäure, anschließender Racemattrennung und Acetylierung der 8S-Aminogruppe mit Diethylcarbamidchlorid.

Pharmakologie

Anwendungsgebiete

Lisurid wurde als Migräneprophylaktikum entwickelt. Für diese Indikation besteht in Deutschland keine Zulassung mehr. Lisurid wird heute primär in Kombination mit Levodopa bei Patienten mit Morbus Parkinson eingesetzt. Weitere Anwendungsgebiete sind primäres und sekundäres Abstillen, Galaktorrhoe, prolaktinbedingte Amenorrhoe, Restless-Legs-Syndrom sowie Akromegalie.

Wirkmechanismus

Lisurid gilt wie viele Ergoline als ein "Dirty drug", da es mit vielen Rezeptoren, darunter Dopamin-Rezeptoren, Serotonin-Rezeptoren und Adrenozeptoren interagiert. Im Gegensatz zu allen anderen therapeutisch eingesetzten Mutterkornalkaloidderivaten zeigt Lisurid zusätzlich eine hohe Affinität zu Histamin-Rezeptoren und Beta-Adrenozeptoren[3]

Für seine klinische Wirksamkeit in der Therapie der Parkinson-Krankheit wird eine Interaktion mit Dopaminrezeptoren verantwortlich gemacht. Dabei wirkt Lisurid als Partialagonist (Dopaminagonist) an den Dopaminrezeptoren der Subtypen D2/3/4 und ferner auch der Subtypen D1/5[3] und kann somit die Dopaminmangelsymptome des Morbus Parkinson beseitigen. Darüber hinaus führt eine Lisurid-induzierte Stimulation von Dopamin-Rezeptoren der Hypophyse zu einer Hemmung der Freisetzung des Hormons Prolactin und somit zu einer Hemmung der Milchproduktion.

An Serotonin-Rezeptoren des Subtyps 5-HT2B wirkt Lisurid als Antagonist. Mit einer Hemmung dieser Rezeptoren wird seine Wirksamkeit in der Migräneprophylaxe in Verbindung gebracht. [4]

Nebenwirkungen

Besonders am Anfang der Therapie, bei zu hoher Dosierung oder Dosissteigerung, oder bei Einnahme ohne gleichzeitige Mahlzeit können Übelkeit, Müdigkeit, Benommenheit, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Schwitzen, Mundtrockenheit und plötzlicher Blutdruckabfall sowie in seltenen Fällen Erbrechen und auch Retroperitonealfibrosen auftreten.

Wechselwirkungen

Die sedierende Wirkung des Präparates kann durch andere, auf das zentrale Nervensystem dämpfend wirkende Arzneimittel verstärkt werden. Bei gleichzeitiger Anwendung mit Neuroleptika und anderen Dopamin-Antagonisten ist eine wechselseitige Wirkungsabschwächung zu erwarten.

Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 The Merck_Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals, 14. Auflage (Merck & Co., Inc.), Whitehouse Station, NJ, USA, 2006; S. 956−957, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. Diese Substanz wurde in Bezug auf ihre Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. 3,0 3,1 Millan, M.J. et al. (2002): Differential actions of antiparkinson agents at multiple classes of monoaminergic receptor. I. A multivariate analysis of the binding profiles of 14 drugs at 21 native and cloned human receptor subtypes. In: J Pharmacol Exp Ther., 303(2), 791–804; PMID 12388666; PDF (freier Volltextzugriff, engl.).
  4. Schmuck K, Ullmer C, Kalkman HO, Probst A, Lubbert H: Activation of meningeal 5-HT2B receptors: an early step in the generation of migraine headache?. In: The European Journal of Neuroscience. 8, Nr. 5, Mai 1996, S. 959–67. doi:10.1111/j.1460-9568.1996.tb01583.x. PMID 8743744.

Handelsnamen

Lisurid ist in Deutschland und Österreich unter dem Namen Dopergin im Handel erhältlich.

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