Suboxide

Erweiterte Suche

(Weitergeleitet von Suboxid)

Suboxide (von lat. sub = unter) sind chemische Verbindungen des Sauerstoffs zu elektropositiveren Elementen, in denen weniger Sauerstoffatome gebunden sind, als nach der Wertigkeit des Sauerstoffs zu erwarten wären. Die formale Oxidationsstufe des anderen Elements liegt damit in diesen Verbindungen bei unter +1. Um dies auszugleichen, liegen in dieser Verbindungsklasse Element-Element-Bindungen vor. Suboxide sind vor allem von den Alkalimetallen Rubidium und Caesium, sowie Bor und Kohlenstoff bekannt.

Suboxide sind in der Regel sehr instabil und zerfallen unter Bildung der stabileren Oxide.

Alkalimetallsuboxide

Als einzige Alkalimetalle bilden die schweren Rubidium und Caesium Suboxide. Es sind sehr reaktive, farbige Feststoffe, die auf Grund des enthaltenen Metalls elektrische Leitfähigkeit zeigen. Hergestellt werden die Suboxide aus den elementarem Alkalimetallen und geringen, genau definierten Mengen Sauerstoff. Dies kann beispielsweise durch Zersetzung geeigneter Oxide wie Silber- oder Quecksilberoxid geschehen.

Alle Alkalimetallsuboxide reagieren sehr leicht mit Wasser, Sauerstoff oder Kohlenstoffdioxid und bilden dabei die stabileren Oxide oder Hyperoxide.

Rubidiumsuboxide

Das wichtigste Rubidiumsuboxid besitzt die Verhältnisformel Rb9O2. Es ist ein kupferfarbener Feststoff mit einem Schmelzpunkt von 40,2 °C[1]. Die Struktur besteht aus einzelnen Rb9O2-Clustern. In diesen sind die neun Rb-Atome in zwei flächenverknüpften Oktaedern angeordnet. Die Sauerstoff-Atome befinden sich jeweils in der Mitte der Oktaeder.

Rb9O2-Cluster (Rb blau, O rot)

Es kann auch weiteres Rubidium um die einzelnen Cluster gelagert sein, beim bronzefarbenen Rb6O sind es beispielsweise drei Rubidiumatome pro Cluster. Diese sind aber instabiler, so zersetzt sich Rb6O schon bei -7,7 °C[1]

Caesiumsuboxide

Caesium bildet ebenfalls eine Anzahl Suboxide. Das wichtigste Caesium-Suboxid besitzt die Formel Cs11O3. Es ist ein violetter Feststoff mit einem Schmelzpunkt von 52,5 °C[1].Die Struktur besteht wie beim Rubidium aus flächenverknüpften Oktaedern, in deren Mitte sich die Sauerstoffatome befinden. Es sind allerdings beim Caesium drei Oktaeder anstatt zwei wie beim Rubidium.

Cs11O3-Cluster (Cs violett, O rot)

Wie beim Rubidium können auch beim Cäsium zusätzliche Metallatome eingebaut werden. Es sind Verbindungen mit bis zu 10 weiteren Caesiumatomen bekannt, was einer Verhältnisformel von Cs7O entspricht.

Caesiumsuboxide entstehen in bestimmten Photokathoden, den sogenannten S1-Photokathoden, die aus dünnen Silber- Caesium- und Caesiumoxid-Schichten bestehen. Dabei sind die durch Reaktion von Caesium mit Caesiumoxid entstehenden Suboxide dafür verantwortlich, dass die Kathode auch im Infrarot-Bereich Licht adsorbieren und entsprechend Elektronen emittieren kann.[2]

Kohlenstoffsuboxide

Kohlenstoffsuboxid C3O2 unterscheidet sich deutlich von den Alkalimetallsuboxiden. Es ist eine molekular aufgebaute, gasförmige Verbindung, die leicht zu einem braunroten Feststoff polymerisiert. Auch Pentakohlenstoffdioxid C5O2 ist bekannt.[3]

Borsuboxide

Es sind mehrere Borsuboxide bekannt. Das trigonale Suboxid B6O ist eines der härtesten bekannten Materialien mit einer dem kubischen Bornitrid vergleichbaren Härte.[4] Ein weiteres Borsuboxid ist Bor(I)-oxid (B2O)x, das isoelektronisch zu Graphit ist und eine dementsprechende Struktur besitzt.[5]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Holleman-Wiberg, 102. Auflage, S. 1286.
  2. Arndt Simon: Chemie und Phvsik von Festkorpern - verschiedene Blickwinkel, gleiche Anliegen. In: Chemie in unserer Zeit, 1988, 22, 1, S. 1-8, doi:10.1002/ciuz.19880220102.
  3. Holleman-Wiberg, 102. Auflage, S. 901.
  4. Duanwei He et.al.: Boron suboxide: As hard as cubic boron nitride. In: Applied Physics Letters, 2002, 81, S. 643-645, doi:10.1063/1.1494860.
  5. Holleman-Wiberg, 102. Auflage, S. 1105.

Literatur

  • Arnold F. Holleman, Nils Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 102. Auflage, de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1.
  • Arndt Simon: Group 1 and 2 suboxides and subnitrides - metals with atomic size holes and tunnels. In: Coordination Chemistry Reviews, 1997, 163, S. 253–270, doi:10.1016/S0010-8545(97)00013-1.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Suboxid – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Die cosmos-indirekt.de:News der letzten Tage

29.05.2023
Elektrodynamik | Festkörperphysik | Quantenoptik
Informationen schneller fließen lassen – mit Licht statt Strom
Entweder 1 oder 0: Entweder es fließt Strom oder eben nicht, in der Elektronik wird bisher alles über das Binärsystem gesteuert.
25.05.2023
Kometen und Asteroiden | Biophysik
Meteoritisches Eisen: Starthilfe bei der Entstehung des Lebens auf der Erde?
Forscher haben ein neues Szenario für die Entstehung der ersten Bausteine des Lebens auf der Erde vor rund 4 Milliarden Jahren vorgeschlagen.
24.05.2023
Festkörperphysik | Astrophysik
Das Verhalten von Sternmaterie unter extremem Druck
Einem internationalen Team von Forscher*innen ist es in Laborexperimenten gelungen, Materie unter solch extremen Bedingungen zu untersuchen, wie sie sonst nur im Inneren von Sternen oder Riesenplaneten vorkommt.
23.05.2023
Quantenphysik | Quantencomputer
Turbo für das Quanteninternet
Vor einem Vierteljahrhundert machten Innsbrucker Physiker den ersten Vorschlag, wie Quanteninformation mit Hilfe von Quantenrepeatern über große Distanzen übertragen werden kann, und legten damit den Grundstein für den Aufbau eines weltweiten Quanteninformationsnetzes.
18.05.2023
Teilchenphysik | Quantencomputer
Quantenschaltkreise mit Licht verbinden
Die Anzahl von Qubits in supraleitenden Quantencomputern ist in den letzten Jahren rasch gestiegen, ein weiteres Wachstum ist aber durch die notwendige extrem kalte Betriebstemperatur begrenzt.
17.05.2023
Relativitätstheorie | Quantenphysik
Gekrümmte Raumzeit im Quanten-Simulator
Mit neuen Techniken kann man Fragen beantworten, die bisher experimentell nicht zugänglich waren – darunter auch Fragen nach dem Zusammenhang von Quanten und Relativitätstheorie.
16.05.2023
Sonnensysteme | Planeten | Geophysik
Die Kruste des Mars ist richtig dick
Dank eines starken Bebens auf dem Mars konnten Forschende der ETH Zürich die globale Dicke der Kruste des Planeten bestimmen.
11.05.2023
Sterne | Teleskope
Einblicke in riesige, verborgene Kinderstuben von Sternen
Mit dem Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy (VISTA) der ESO haben Astronomen einen riesigen Infrarot-Atlas von fünf nahe gelegenen Sternentstehungsgebieten geschaffen.
10.05.2023
Festkörperphysik | Quantenphysik | Quantencomputer
Verschränkte Quantenschaltkreise
ETH-Forschenden gelang der Nachweis, dass weit entfernte, quantenmechanische Objekte viel stärker miteinander korreliert sein können als dies bei klassischen Systemen möglich ist.
10.05.2023
Exoplaneten | Geophysik
Widerspenstiger Exoplanet lüftet seinen Schleier (ein bisschen)
Einem internationalen Forschungsteam, an dem das Max-Planck-Institut für Astronomie beteiligt ist, ist es nach fast 15 Jahren vergeblicher Anstrengungen gelungen, einige Eigenschaften der Atmosphäre des Exoplaneten GJ 1214 b zu ermitteln.
10.05.2023
Atomphysik
Forschende beschreiben flüssigen Quasikristall mit zwölf Ecken
Einen ungewöhnlichen Quasikristall hat ein Team der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Universität Sheffield und der Jiaotong-Universität Xi'an gefunden.
08.05.2023
Quantenphysik
Künstliche Intelligenz lernt Quantenteilchen zu kontrollieren
In der Quantenforschung braucht man maßgeschneiderte elektromagnetische Felder, um Teilchen präzise zu kontrollieren - An der TU Wien zeigte man: maschinelles Lernen lässt sich dafür hervorragend nutzen.
06.05.2023
Teilchenphysik | Kernphysik
Elektronen-Rekollision in Echtzeit auf einen Schlag verfolgt
Eine neue Methode erlaubt, die Bewegung eines Elektrons in einem starken Infrarot-Laserfeld in Echtzeit zu verfolgen, und wurde am MPI-PKS in Kooperation zur Bestätigung theoretischer Quantendynamik angewandt.
05.05.2023
Satelliten und Sonden | Quantenoptik
GALACTIC: Alexandrit-Laserkristalle aus Europa für Anwendungen im Weltraum
Alexandrit-Laserkristalle eignen sich gut für den Einsatz in Satelliten zur Erdbeobachtung.
04.05.2023
Festkörperphysik | Quantenphysik
Nanophysik: Wo die Löcher im Flickenteppich herkommen
Patchwork mit Anwendungspotenzial: Setzt man extrem dünne Halbleiternanoschichten aus Flächen zusammen, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen, so finden sich darin Quasiteilchen mit vielversprechenden Eigenschaften für eine technische Nutzung.
03.05.2023
Sterne | Teleskope
Astronomen finden weit entfernte Gaswolken mit Resten der ersten Sterne
Durch den Einsatz des Very Large Telescope (VLT) der ESO haben Forscher zum ersten Mal die Fingerabdrücke gefunden, die die Explosion der ersten Sterne im Universum hinterlassen hat.