Spessartin

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Spessartin
Spessartine-132070.jpg
Spessartinkristalle und -zwillinge auf Orthoklas aus der „Wushan Spessartine Mine“, Yunxiao, Zhangzhou, Fujian, China
(Gesamtgröße der Stufe: 5,8 x 5,1 x 2,2 cm)
Andere Namen
  • Mangan-Tonerdegranat
Chemische Formel

Mn3Al2[SiO4]3[1]

Mineralklasse Silikate und Germanate - Inselsilikate (Nesosilikate)
9.AD.25 (8. Auflage: VIII/A.08) nach Strunz
51.04.03a.03 nach Dana
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin kubisch-hexakisoktaedrisch; 4/m 3 2/m
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) Ia3d (Raumgruppen-Nr. 230)
Farbe orange, gelb, braunrot bis dunkelrot, schwarz
Strichfarbe weiß
Mohshärte 7 bis 7,5[2]
Dichte (g/cm3) gemessen: 4,190 ; berechnet: 4,179[2]
Glanz Glasglanz bis Fettglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch uneben bis muschelig
Spaltbarkeit keine
Habitus körnige, fast kugelig erscheinende Kristalle
Häufige Kristallflächen Ikositetraeder, Rhombendodekaeder
Kristalloptik
Brechungsindex n = 1,790 bis 1,820[3]
Weitere Eigenschaften
Ähnliche Minerale andere Granate, Andalusit, Chrysoberyll, Feueropal, Hessonit, Titanit, Topas

Spessartin, auch als Mangan-Tonerdegranat bezeichnet, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Gruppe der Granate innerhalb der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Er kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der idealisierten Zusammensetzung Mn3Al2[SiO4]3,[1] ist also chemisch gesehen ein Mangan-Aluminium-Silikat, das strukturell zu den Inselsilikaten gehört.

Spessartin ist das Mangan-Analogon zu Almandin (Fe3Al2[SiO4]3[1]) und Pyrop (Mg3Al2[SiO4]3[1]) und bildet mit diesen eine Mischkristallreihe, die sogenannte „Pyralspit-Reihe“. Da Spessartin auch mit den weiteren Granat-Mineralen Andradit (Ca3Fe23+[SiO4]3[1]), Calderit (Mn3Fe23+[SiO4]3[1]) und Grossular (Ca3Al2[SiO4]3[1]) Mischkristalle bildet, zeigt Spessartin ein entsprechend weites Spektrum der Zusammensetzung mit je nach Bildungsbedingungen mehr oder weniger großen Anteilen von Eisen, Magnesium und Calcium.

Das Mineral ist durchsichtig bis durchscheinend und entwickelt typischerweise Rhombendodekaeder oder häufiger Ikositetraeder sowie Kombinationen dieser Kristallformen, die fast kugelig wirken und bis zu 10 Zentimeter Durchmesser erreichen können. Daneben tritt er auch in derben bzw. massigen Aggregaten auf. Die Farbe von Spessartin variiert meist zwischen orange und gelb, kann aber auch braunrot über dunkelrot bis schwarz sein.

Etymologie und Geschichte

Benannt wurde Spessartin 1832 durch François Sulpice Beudant nach dem Spessart, da in diesem Mittelgebirge mit dem Stengerts nahe Aschaffenburg einer der historisch bedeutendsten Fundorte für Spessartin lag.

Als Typlokalität gilt der Sommer'sche Steinbruch am Wendelberg nahe Haibach im unterfränkischen Landkreis Aschaffenburg.[4] Der seit 1985 nicht mehr angefahrene, aber aufgelassene Steinbruch und das umgebende Gebiet ist als Naturdenkmal aus botanischen Gründen geschützt. Das Sammeln ist dort entsprechend nur mit Ausnahmegenehmigung zu Exkursions-, Forschungs- und Lehrzwecken erlaubt.[5]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Spessartin zur Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“, wo er zusammen mit Almandin, Andradit, Calderit, Goldmanit, Grossular, Henritermierit, Hibschit, Holtstamit, Hydrougrandit, Katoit, Kimzeyit, Knorringit, Majorit, Morimotoit, Pyrop, Schorlomit, Uwarowit, Wadalit, Yamatoit die „Granatgruppe“ mit der System-Nr. VIII/A.08 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Spessartin ebenfalls in die Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Inselsilikate ohne weitere Anionen; Kationen in oktahedraler [6] und gewöhnlich größerer Koordination“ zu finden ist, wo es zusammen mit Almandin, Andradit, Blythit, Calderit, Goldmanit, Grossular, Henritermierit, Hibschit, Holtstamit, Hydroandradit, Katoit, Kimzeyit, Knorringit, Majorit, Morimotoit, Pyrop, Schorlomit, Skiagit, Uwarowit und Wadalit die „Granatgruppe“ mit der System-Nr. 9.AD.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Spessartin in die Abteilung der „Inselsilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Pyrop, Almandin, Knorringit, Majorit und Calderit in der „Granatgruppe (Pyralspit-Reihe)“ mit der System-Nr. 51.04.03a innerhalb der Unterabteilung „Inselsilikate: SiO4-Gruppen nur mit Kationen in [6] und >[6]-Koordination“ zu finden.

Varietäten und Modifikationen

Perfekter Spessartin-Ikositetraeder aus Nani, Loliondo, Arusha, Tansania
  • Als Mandarin-Granat. oder auch Kunene-Spessartin. wird eine leuchtend orangefarbene Varietät von Spessartin vom Marienfluss, einem Nebenfluss des Kunene in Namibia bezeichnet.[6]
  • Umbalith. ist ein nach dem Umba-Tal in Tansania benannter, orangefarbener Spessartin-Mischkristall mit Anteilen von Almandin, Grossular und Pyrop. Gelegentlich vorkommende, zusätzliche Fremdbeimengungen von Vanadium und Chrom können einen als Alexandrit-Effekt bekannten Farbwechsel von Blaugrün nach Purpur verursachen.[6]
  • Spandit. ist eine historische, nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung für einen Spessartin-Andradit-Mischkristall. Der Name wurde 1909 von Lewis Leigh Fermor (1880–1954) vorgeschlagen, setzte sich jedoch nicht durch.[6]

Spessartit (nach H. Rosenbusch, 1896) ist dagegen kein Synonym für Spessartin, wie gelegentlich fälschlich zu lesen, sondern ein zu den Lamprophyren gehörendes, magmatisches Ganggestein der Kersantit-Spessartit-Reihe von dunkelgrauer bis schwarzer Farbe.[7]

Bildung und Fundorte

Spessartin bildet sich als Nebengemengteil in manganreichen Graniten und Granit-Pegmatiten. Er kann aber auch durch Regionalmetamorphose in manganreichen Sedimenten wie beispielsweise in den „Wetzschiefern“ der Ardennen entstehen. Als Begleitminerale treten unter anderem Albit und andere Alkalifeldspate, Alleghanyit, Apatit, Beryll, Bixbyit, Galaxit, Muskovit, Pseudobrookit, Pyroxmangit, Quarz, Rhodonit, Tephroit, Topas, Turmalin auf.

Als häufige Mineralbildung ist Spessartin an vielen Fundorten anzutreffen, wobei bisher (Stand: 2012) rund 1000 Fundorte als bekannt gelten.[8] Neben seiner Typlokalität Wendelberg trat das Mineral in Deutschland unter anderem noch an vielen weiteren Orten im Bayerischen Wald (Arnbruck, Zwiesel), im Steinbruch Klemmbach nahe Schweighof/Badenweiler in Baden-Württemberg, bei Bad Harzburg in Niedersachsen, an mehreren Orten der Eifel in Rheinland-Pfalz und im Harz zwischen Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie bei Schneeberg, Königshain und Döbschütz in Sachsen auf.

In Österreich konnte bisher Spessartin vor allem in Kärnten und der Steiermark (Friesach-Hüttenberg, Koralpe), aber auch im niederösterreichischen Waldviertel, den Hohen Tauern in Salzburg und in Osttirol gefunden werden.

In der Schweiz fand sich das Mineral bisher nur an wenigen Orten in den Kantonen Graubünden und Wallis.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan, Ägypten, der Antarktis, Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Finnland, Frankreich, Ghana, Griechenland, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Korea, Madagaskar, Marokko, Mosambik, Myanmar, Namibia, Neuseeland, Nigeria, Norwegen, Pakistan, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Simbabwe, Slowakei, Spanien, Sri Lanka, Südafrika, Taiwan, Tansania, Thailand, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[9]

Auch in Gesteinsproben vom Mond konnte Spessartin nachgewiesen werden.[10]

Kristallstruktur

Spessartin kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Ia3d (Raumgruppen-Nr. 230) mit dem Gitterparameter a = 11,62 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Verwendung

Wie die meisten anderen schleifwürdigen Granat-Varietäten findet auch Spessartin vorwiegend als Schmuckstein Verwendung. Je nach Farbausprägung kann er mit Andalusit, Chrysoberyll, Feueropal, Hessonit, Titanit oder Topas verwechselt werden.[3]

Literatur

  •  Maximilian Glas u. a.: Granat. In: Christian Weise (Hrsg.): extraLapis. 9, Christian Weise Verlag, München 1995, ISBN 3-921656-35-4, ISSN 0945-8492, S. 16, 40-41.
  •  Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 460 ff..
  •  Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 678.
  •  Friedrich Klockmann, Paul Ramdohr, Hugo Strunz (Hrsg.): Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978 (Erstausgabe: 1891), ISBN 3-432-82986-8, S. 668.

Weblinks

 Commons: Spessartin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Commonscat/WikiData/Difference

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 541.
  2. 2,0 2,1 Spessartine, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 72,4 kB)
  3. 3,0 3,1  Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13. überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags-GmbH., München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3, S. 120.
  4. Mindat - Typlokalität Sommer quarry, Wendelberg, Haibach, Aschaffenburg, Spessart, Franconia, Bavaria, Germany
  5. Bayerisches Landesamt für Umwelt - Geotypkataster: Ehemaliger Steinbruch am Wendelberg, Geotyp-Nr. 661A001, ID 6021AG0001 (PDF 194,3 kB
  6. 6,0 6,1 6,2  Maximilian Glas u. a.: Granat. In: Christian Weise (Hrsg.): extraLapis. 9, Christian Weise Verlag, München 1995, ISBN 3-921656-35-4, ISSN 0945-8492, S. 16.
  7.  Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 12. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-8274-1810-4, S. 156.
  8. Mindat - Spessartine
  9. Mindat - Fundorte für Spessartine
  10. Mindat - Mond, kurze Fundortbeschreibung und Mineralliste

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