Lamivudin

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Strukturformel
Strukturformel von Lamivudin
Allgemeines
Freiname Lamivudin
Andere Namen
  • (–)-2'-Desoxy-3'-thiacytidin (3TC)
  • (–)-4-Amino-1-[(2R,5S)-2-(hydroxymethyl)- 1,3-oxathiolan-5-yl]pyrimidin-2-on
Summenformel C8H11N3O3S
CAS-Nummer 134678-17-4
PubChem 60825
ATC-Code

J05AF05

DrugBank DB00709
Kurzbeschreibung

weißes bis fast weißes, polymorphes Pulver[1]

Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Virustatikum, nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren

Wirkmechanismus

Kompetitive Hemmung der reversen Transkriptase

Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 229,257 g·mol−1
Schmelzpunkt

160–162 °C[2]

Löslichkeit

löslich in Wasser (70 mg·ml−1),[2] wenig löslich in Methanol, schwer löslich in Ethanol[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]
07 – Achtung

Achtung

H- und P-Sätze H: 315-319-335
P: 261-​305+351+338 [3]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [4][1]

Xn
Gesundheits-
schädlich
R- und S-Sätze R: 63
S: 36/37-53
LD50

> 2000 mg·kg−1 (Ratte p.o.)[1]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Lamivudin (Handelsnamen: Epivir®, Zeffix®; Hersteller: GlaxoSmithKline) ist ein Arzneistoff zur Behandlung von HIV-1-infizierten Patienten im Rahmen einer antiretroviralen Therapie (HAART) und der chronischen HBV-Infektion.

Es ist ein chemisches Analogon des Nukleosids Cytidin und zählt zur Gruppe der nukleosidischen Reverse-Trankriptase-Inhibitoren (NRTI).

Geschichte

Lamivudin ist seit 1995 in Deutschland zugelassen. Nach Zidovudin (AZT) ist es derzeit der zweithäufigst gebrauchte Wirkstoff in der HIV-Therapie.

Pharmakologie

Lamivudin wird intrazellulär in ein 5'-Triphosphat umgewandelt. So kann es, wie andere Nukleosid-Analoga, in die virale DNA eingebaut werden und führt zum Abbruch der DNA-Synthese.[5]

Pharmakokinetik

Die Bioverfügbarkeit von Lamivudin nach peroraler Gabe beträgt etwa 80 %. Die maximalen Serumkonzentrationen liegen nach üblicher Dosierung (2-mal täglich 2 mg/kg Körpergewicht) bei 1,5 bis 1,9 mg/l. Gleichzeitige Nahrungsaufnahme beeinflusst die Bioverfügbarkeit nicht signifikant. Das Verteilungsvolumen wird mit 1,3 l/kg Körpergewicht angegeben. Der Arzneistoff wird mit einer Halbwertzeit von 5 bis 7 Stunden überwiegend unverändert renal eliminiert. Die Bindung an Plasmaproteine ist gering. Bei renaler Insuffizienz (Clearance < 50 ml/min) wird eine Dosis von 150 mg nur alle 24 Stunden verabreicht; falls die Nierenfunktion in höherem Maße eingeschränkt ist, soll die Einzeldosis zunächst halbiert und dann entsprechend der individuellen Situation weiter angepasst werden.[5]

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen sind selten. Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Muskelschmerzen sind in der Regel auf Zidovudin oder Abacavir zurückzuführen. Selten treten Polyneuropathien, sehr selten Pankreatitiden, Laktatazidosen und Anämien auf.

Resistenzen

HI-Viren entwickeln bei Mono- oder Bitherapie relativ leicht Resistenzen gegen Lamivudin: Eine einzige Mutation im Erbgut (M184V oder M184I) genügt, um HIV gegen Lamivudin hochgradig resistent werden zu lassen. Daher muss Lamivudin zur AIDS-Therapie grundsätzlich in Kombination mit mindestens zwei anderen antiretroviralen Arzneistoffen gegeben werden.

Darreichungsformen

Lamivudin wird peroral verabreicht: etwa in Form von Tabletten zu 100 mg, 150 mg oder 300 mg sowie einer Lösung zum Einnehmen. Ferner gibt es fixe Kombinationen mit Zidovudin oder Abacavir.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Datenblatt LAMIVUDINE CRS beim EDQM, abgerufen am 26. Februar 2009.
  2. 2,0 2,1 Lamivudin. In: DrugBank.
  3. 3,0 3,1 Datenblatt Lamivudine bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 7. April 2011.
  4. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  5. 5,0 5,1 Lamivudin, Information der Zeitschrift für Chemotherapie, aus Heft 6, 1996.

Handelsnamen

Monopräparate

3TC (CH), Epivir (D, A), Zeffix (D, CH),

Kombinationspräparate

Combivir (D, A, CH), Kivexa (D, A, CH), Trizivir (D, CH),

Weblinks

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