Caledonit

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Caledonit
Caledonite-169912.jpg
Blauer Caledonit aus der Reward Mine, Kalifornien, USA
(Gesamtgröße: 5,4 x 3,4 x 2,3 cm)
Andere Namen
  • Calédonit
  • Cupreous sulphato-carbonate of lead
  • Kupferhaltiges schwefel-kohlensaures Blei
Chemische Formel

Pb5Cu2[(OH)6|CO3|(SO4)3][1]

Mineralklasse Sulfate (und Verwandte)
7.BC.50 (8. Auflage: VI/B.09) nach Strunz
32.03.02.01 nach Dana
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin rhombisch-pyramidal mm2[2]
Farbe Blau bis Blaugrün, Spangrün
Strichfarbe hellgrün
Mohshärte 2,5 bis 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,6 bis 5,76 ; berechnet: 5,69[3]
Glanz Glasglanz, Harz- bzw. Fettglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch uneben; spröde
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}, unvollkommen nach {100} und {101}[3]
Habitus nadelige, prismatische Kristalle; radialstrahlige, büschelige Aggregate
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,818(3) nβ = 1,866(3) nγ = 1,909(3)[4]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
δ = 0,091[4] ; zweiachsig negativ
Optischer Achsenwinkel 2V = 85° (gemessen); 84° (berechnet)[4]

Caledonit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Pb5Cu2[(OH)6|CO3|(SO4)3][1], ist also chemisch gesehen ein Blei-Kupfer-Sulfat mit zusätzlichen Hydroxyl- und Carbonat-Anionen .

Caledonit entwickelt meist durchsichtige bis durchscheinende Kristalle mit nadeligem bis prismatischem Habitus und harz- bis glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Oft sind die Kristalle aber auch zu radialstrahligen oder büscheligen Aggregaten angeordnet. Die Farbe des Minerals variiert zwischen dunklem Spangrün und hellerem Bläulichgrün, die Strichfarbe ist dagegen Hellgrün.

Mit einer Mohshärte von 2,5 bis 3 gehört Caledonit zu den mittelharten Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Calcit (3) mit einer Kupfermünze ritzen lassen.

Besondere Eigenschaften

Caledonit ist, wie die chemisch ähnlichen Mineralien Susannit, Leadhillit und Macphersonit, in Salpetersäure schäumend unter Abgabe von Kohlendioxid löslich. Dabei bildet sich ein weißer Niederschlag von Bleisulfat.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Caledonit bei Leadhills im Südwesten Schottlands und beschrieben 1820 durch Henry James Brooke (1771–1857), der das Mineral zunächst als Cupreous sulphato-carbonate of lead bezeichnete.[5] Ein Jahr später übernimmt Karl Cäsar von Leonhard diese Bezeichnung in seiner 2. Auflage seines Werks Handbuch der Oryktognosie, übersetzt allerdings mit Kupferhaltiges schwefel-kohlensaures Blei ins Deutsche.[6]

Als August Breithaupt 1832 seine „Vollständige Charakteristik des Mineral-Systems“ veröffentlicht, orientiert er sich bei der Bezeichnung des Minerals eher an dessen Kristallaufbau und beschreibt es als Prismatischer Kupferblei-Spath.[7]

Seinen bis heute gültigen Namen Caledonit bzw. Calédonit erhielt das Mineral schließlich durch François Sulpice Beudant, der es in Anlehnung an seine Typlokalität nach dem lateinisch-keltischen Wort für Schottland benannte.[8]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Caledonit zur Mineralklasse der „Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Sulfate mit fremden Anionen“, wo er als einziges Mitglied die eigenständige Gruppe VI/B.09 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Caledonit ebenfalls in die Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate (Selenate, etc.) mit weitere Anionen, ohne H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden ist, wo es ebenfalls als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.BC.50 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Caledonit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“, zu der allerdings auch die untergeordneten Selenate, Tellurate, Selenite, Tellurite, Sulfite und Chromate gehören. Caledonit gehört hier zur Abteilung der „Zusammengesetzten Sulfate“ und ist als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 32.03.02 innerhalb der Unterabteilung der „Zusammengesetzten Sulfate (wasserfrei) mit polyanionischer Formel“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Caledonit auf Cerussit aus Tsumeb, Südwest-Afrika; ausgestellt im Mineralogischen Museum Bonn.
Großaufnahme eines Caledonitkristalls aus der „Kirki Mine“, Präfektur Xanthi, Griechenland

Caledonit bildet sich als typisches Sekundärmineral vorwiegend in der Verwitterungszone von Blei- und Kupferlagerstätten. Begleitminerale sind unter anderem Anglesit, Azurit, Brochantit, Cerussit, Leadhillit, Linarit und Malachit.

Als eher seltene Mineralbildung kann Caledonit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein kann, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten weltweit bisher (Stand: 2011) rund 300 Fundorte.[4] Neben seiner Typlokalität Leadhills, die auch bekannt für besonders große Caledonitkristalle von bis zu 2 cm Größe ist[9], trat das Mineral im Vereinigten Königreich noch an vielen weiteren Orten in England, Schottland und Wales auf.

Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Caledonit-Funde sind unter anderem auch die „Mammoth Mine“ im Pinal County (Arizona) und die „Blue Bell Mine“ im San Bernardino County (Kalifornien) in den USA, wo Kristalle zwischen 1,5 und 2 cm Größe gefunden wurden. Daneben sind aus der Tchah-Mille-Mine bei Anarak in der iranischen Provinz Esfahan noch Drusenfunde mit gut entwickelten Kristallen bekannt.[9]

In Deutschland fand sich Caledonit bisher vor allem im Schwarzwald in Baden-Württemberg, aber auch am Hohenstein bei Laudertal und in der „Grube Vereinigung“ bei Eisenbach in Hessen, an mehreren Orten im Harz von Niedersachsen bis Sachsen-Anhalt, in mehreren Gruben des Bergischen Landes, Ruhrgebietes, Sauerlandes und Siegerlandes in Nordrhein-Westfalen, an mehreren Orten der Eifel und im Westerwald in Rheinland-Pfalz sowie in der Grube „Heilige Dreifaltigkeit“ bei Zschopau in Sachsen.

In Österreich sind mehrere Fundorte in Kärnten, Niederösterreich, Salzburg und der Steiermark bekannt, in der Schweiz dagegen bisher nur die „Les Moulins Mine“ bei Saint-Luc VS im Kanton Wallis.

Weitere Fundorte liegen unter anderen in Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Bulgarien, Chile, China, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Japan, Kanada, Marokko, Mexiko, Namibia, Norwegen, Pakistan, Portugal, Rumänien, Russland, Spanien, Südafrika und den Vereinigten Staaten von Amerika.[10]


Kristallstruktur

Caledonit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnm21 (Raumgruppen-Nr. 31) mit den Gitterparametern a = 7,15 Å; b = 20,09 Å und c = 6,56 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 375.
  2. Webmineral - Caledonite
  3. 3,0 3,1 John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Caledonite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 66,9 kB)
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Mindat - Caledonite
  5. H. J. Brooke: Abt. XXI - Account of Three New Species of Lead-Ore found at Leadhills, in: The Edinburgh philosophical journal, Band 3, Edinburgh 1820 in der Google Buchsuche
  6. Carl Caesar von Leonhard: Handbuch der Oryktognosie, 2. Auflage, Verlag von J. C. B. Mohr, Heidelberg 1826, S. 254-255 in der Google Buchsuche
  7. August Breithaupt: Vollständige Charakteristik des Mineral-Systems, 3. Auflage, Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1832, S. 53 in der Google Buchsuche
  8. F. S. Beudant: Calédonite, in: Traité Élémentaire de Minéralogie, 2. Edition, Paris 1832, S. 367-369 (PDF 129,9 kB)
  9. 9,0 9,1  Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 142 (Dörfler Natur).
  10. Mindat - Localities for Caledonite

Literatur

  • Charles Palache, W. E. Richmond: Caledonite, in: American Mineralogist, Volume 24 (1939) (PDF 182,5 kB)
  •  Friedrich Klockmann, Paul Ramdohr, Hugo Strunz (Hrsg.): Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978 (Erstausgabe: 1891), ISBN 3-432-82986-8, S. 602.

Weblinks

 Commons: Caledonite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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  • Mineralienatlas:Caledonit (Wiki)

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