Uranocircit

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Uranocircit
Uranocircite-51177.jpg
Uranocircit aus dem Grubenfeld São Pedro, Malacacheta, Minas Gerais, Brasilien (Größe: 3,7 x 3,5 x 3,1 cm)
Andere Namen
  • Uranocircit-I
  • Uranocircit-II
Chemische Formel

Ba[UO2|PO4]2 • 10-12H2O[1]

Mineralklasse Phosphate, Arsenate und Vanadate
8.EB.05 (8. Auflage: VII/E.01) nach Strunz
40.02a.03.01 nach Dana
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin ditetragonal-dipyramidal; 4/m 2/m 2/m[2]
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) I4/mmmm (Raumgruppen-Nr. 139)
Farbe hell- bis dunkel-gelbgrün
Strichfarbe hellgelb
Mohshärte 2 bis 2,5
Dichte (g/cm3) 3,46
Glanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch muschelig bis brüchig
Spaltbarkeit vollkommen [001], deutlich [100]
Habitus tafelige Kristalle, blättrig, schuppig
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,574 nβ = 1,583 nγ = 1,588[3]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
δ = 0,014[3] ; zweiachsig negativ
Optischer Achsenwinkel 2V = gemessen: 70° ; berechnet: 72°[3]
Pleochroismus schwach: X = Farblos; Y = Z = Hellkanariengelb[3]
Weitere Eigenschaften
Ähnliche Minerale Autunit, Sabugalit, Saléeit, Zeunerit, Uranospinit
Radioaktivität sehr stark radioaktiv
Besondere Kennzeichen giftig, starke Fluoreszenz

Uranocircit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“, das zur Gruppe der Uranglimmer gehört. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der allgemeinen chemischen Zusammensetzung Ba[UO2|PO4]2 • 10-12H2O[1]. Seit einer Neudefinition 1963 wird das Mineral nach seinem Gehalt an Kristallwasser aufgeteilt in

  • Uranocircit-I – Ba[UO2|PO4]2 • 12H2O[4]
  • Uranocircit-II – Ba[UO2|PO4]2 • 10H2O[4]

wobei der Mineralstatus des Uranocircit II aufgrund seiner Erstbeschreibung vor IMA-Gründung 1959 vererbt und die Neudefinition von Uranocircit I von der IMA-Kommission CNMNC ohne nähere Prüfung übernommen wurde.

Uranocircit entwickelt überwiegend tafelige Kristalle in blättrigen, stapelförmigen Mineral-Aggregaten, findet sich aber auch in Form erdiger bis pulvriger Überzüge von hell- bis dunkel-gelbgrüner Farbe bei hellgelber Strichfarbe. Verunreinigte Kristalle können auch eine entsprechend dunklere bis schwarze Farbe annehmen.

Besondere Eigenschaften

Uranocircit unter UV-Licht aus dem Schacht 254 Bergen (Vogtland)

Das Mineral ist durch seinen Bariumgehalt giftig und durch seinen Urangehalt von bis zu 43,9 % als sehr stark radioaktiv eingestuft und weist eine spezifische Aktivität von etwa 78,65 kBq/g [2] auf (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).

Unter kurz- und langwelligem UV-Licht zeigt Uranocircit eine helle, grüne bis gelbe Fluoreszenz, ähnlich der von neonfarbenen Textmarkern. Einige Uranocircite fluoreszieren sogar schon unter gewöhnlichem blauem Licht.

Nach einiger Zeit an der Luft oder durch Erhitzen verliert Uranocircit einen Teil seines Kristallwassers und wandelt sich in Metauranocircit um.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Uranocircit in der Nähe der Stadt Falkenstein im Vogtland in Sachsen. Beschrieben und benannt wurde das Mineral erstmals 1877 durch Albin Weisbach (1833–1901). Weisbach selbst gab für seine Benennung keine Erklärung ab. Der Name lässt sich jedoch in Anlehnung an seinen Urangehalt und nach seiner Typlokalität aus dem lateinischen Wort circos bzw. dem griechischen Wort kirkos (κίρκος)[5] für Falke oder Habicht ableiten.

In den Aufzeichnungen von Paul Heinrich von Groth 1878 wird Uranocircit auch als Bariumuranit bezeichnet.[6]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Uranocircit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Uranylphosphate und Uranylvanadate“, wo er zusammen mit Autunit, Fritzscheit, Heinrichit, Kahlerit, Metanatroautunit, Nováčekit, Sabugalit, Saléeit, Torbernit, Trögerit, Uranospinit und Zeunerit die „Autunit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/E.01 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet die Minerale Uranocircit-I und Uranocircit-II ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Uranylphosphate und Arsenate“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach dem Verhältnis von Uranoxidkomplex (UO2) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „UO2:RO4 = 1 : 1, Autunit-Familie: [(UO2)-RO4]-Lagen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Autunit, Heinrichit, Kahlerit, Kirchheimerit, Nováčekit-I, Nováčekit-II, Saléeit, Torbernit, Uranospinit, Xiangjiangit und Zeunerit die „Autunitgruppe“ mit der System-Nr. 8.EB.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Uranocircit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“, dort allerdings in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc.“ ein. Hier ist er zusammen mit Metauranocircit in der unbenannten Gruppe 40.02a.03 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit A2+(B2+)2(XO4) • x(H2O), mit (UO2)2+“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Uranocircit bildet sich als seltenes Sekundärmineral in der Oxidationszone von Uran-Lagerstätten.

Insgesamt konnte Uranocircit bisher (Stand: 2011) an rund 80 Fundorten nachgewiesen werden. Neben seiner Typlokalität Streuberg in Bergen trat das Mineral in Deutschland noch in der naheliegenden Grube bei Mechelgrün/Zobes (Neuensalz, siehe dazu auch Lagerstätte Zobes/Bergen des Unternehmens Wismut) und bei Tirpersdorf im Vogtland und an mehreren Orten im Erzgebirge in Sachsen, bei Eisenbach und in der Grube Krunkelbach bei Menzenschwand in Baden-Württemberg sowie am Pauliberg bzw. bei Schwandorf in Bayern auf.

Erwähnenswert aufgrund außergewöhnlicher Uranocircitfunde sind unter anderem Damětice im Okres Klatovy in Tschechien, wo tafelige Kristalle von bis zu einem Zentimeter Durchmesser gefunden wurden.

In Österreich fand sich das Mineral bisher nur am Prinzenkogel bei Rettenegg in den Fischbacher Alpen in der Steiermark.

Weitere Fundorte liegen in Australien, Brasilien, Bulgarien, China, Demokratische Republik Kongo, Frankreich, Japan, Madagaskar, Niger, Polen,Portugal, Südkorea und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[3]

Kristallstruktur

Uranocircit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I4/mmmm (Raumgruppen-Nr. 139) mit den Gitterparametern a = 7,01 Å und c = 20,46 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Uranocircit besteht aus Phosphat-Tetraedern, die mit verzerrten oktaedrischen Uranoxidgruppen verknüpft sind. Die Phosphat- und Urangruppen liegen in Schichten, die nur schwach durch Wassermoleküle zusammengehalten werden. Dies ergibt die typische plattige Struktur, die perfekte Spaltrichtung und die relative Weichheit. An der Luft verliert der Uranocircit ein Teil seines Kristallwassers und wird zu Metauranocircit. Dabei werden die Kristalle trüb und die Stücke noch brüchiger.

Verwendung

Da Uranocircit sehr häufig in der Erdkruste vorkommt, wurde schon mehrmals, unter anderem zu Zeiten des Kalten Krieges in der BRD überlegt, die Lagerstätten dieses Materials kommerziell als Uranquelle zu nutzen. In der DDR wurde Uranocircit auch in der Praxis als Uranquelle genutzt (im Erzgebirge).

Unter Sammlern ist Uranocircit aufgrund seiner schönen Kristallausbildungen und starken Fluoreszenz eine begehrte Mineralprobe.

Vorsichtsmaßnahmen

Da Uranocircit ein relativ stark alphastrahlendes Material ist, sollte das Mineral nicht in den Organismus gelangen. Weil die Kristalle leicht zu kleinen Partikeln zerbrechen, die dann an den Fingern haften bleiben, sollten nach der Berührung und Untersuchung der Steine unverzüglich die Hände gewaschen werden, um eine Aufnahme in den Körper zu verhindern, wo es durch eine sehr lange Verweildauer und den ständigen Alphazerfall krebserregend wirkt. Sinnvoll ist es beim Hantieren eine UV-Lampe (Geldscheinprüfer!, mehr braucht man nicht) parat zu haben, um nach getaner "Arbeit" den Platz nach den dann auffällig leuchtenden Partikeln zu untersuchen. Manchmal sind es sehr große Mengen, die sonst einfach unsichtbar auf dem Tisch liegen bleiben.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 524.
  2. 2,0 2,1 Webmineral - Uranocircite (englisch)
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Mindat - Uranocircite (englisch)
  4. 4,0 4,1 IMA/CNMNC - List of Mineral Names (englisch, PDF 1,8 MB; S. 293)
  5. Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon - kirkos
  6.  Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. Ott Verlag, Thun und München 1968, S. 339.

Literatur

  •  Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 655.
  •  Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 190 (Dörfler Natur).

Weblinks

 Commons: Uranocircite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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