Trinitrochlorbenzol

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Strukturformel
Strukturformel von 2,4,6-Trinitrochlorbenzol
Allgemeines
Name Trinitrochlorbenzol
Andere Namen
  • 1-Chlor-2,4,6-trinitrobenzol
  • 2,4,6-Trinitrochlorbenzol
  • Pikrylchlorid
Summenformel C6H2ClN3O6
CAS-Nummer 88-88-0
PubChem 6953
Kurzbeschreibung

hellgelbe Kristallnadeln[1]

Eigenschaften
Molare Masse 247,55 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,797 g·cm−3 (20 °C)[2]

Schmelzpunkt

83 °C[2]

Löslichkeit

in Wasser praktisch unlöslich[2], wenig löslich in Ethanol und Benzol, etwas mehr löslich in Diethylether[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) [3]
01 – Explosionsgefährlich 06 – Giftig oder sehr giftig 09 – Umweltgefährlich

Gefahr

H- und P-Sätze H: 201-330-310-300-410
P: 260-​264-​273-​280-​284-​301+310Vorlage:P-Sätze/Wartung/mehr als 5 Sätze [4]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [5] aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) [3]
Explosionsgefährlich Sehr giftig Umweltgefährlich
Explosions-
gefährlich
Sehr giftig Umwelt-
gefährlich
(E) (T+) (N)
R- und S-Sätze R: 2-26/27/28-50/53
S: (1/2)-28-35-36/37-45-60-61
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Das Trinitrochlorbenzol (2,4,6-Trinitrochlorbenzol, Pikrylchlorid) ist eine feste chemische Verbindung, die explosionsgefährliche Eigenschaften besitzt. Es leitet sich sowohl vom Chlorbenzol als auch vom Nitrobenzol ab. Die Struktur besteht aus einem Benzolring mit angefügtem Chlor (–Cl) und drei Nitrogruppen (–NO2) als Substituenten. Der Name Pikrylchlorid stammt aus der Frühzeit der Organischen Chemie (19. Jahrhundert), als gefunden wurde, dass die Verbindung aus Pikrinsäure und Phosphorpentachlorid entsteht und durch Kochen mit wässriger Sodalösung wieder in diese umgewandelt wird, in Analogie zur Beziehung Benzoesäure/Benzoylchlorid, allgemein Carbonsäure/Carbonsäurechlorid.

Darstellung

Man gewinnt es durch Nitrierung von 2,4-Dinitrochlorbenzol, wobei jedoch höchstkonzentrierte Säuren (65%iges Oleum und 98%ige Salpetersäure) benötigt werden.[1] Die Verbindung kann auch durch die Umsetzung von Pyridiniumpikrat mit Phosphoroxychlorid erhalten werden.[6]

Eigenschaften

Trinitrochlorbenzol bildet hellgelbe Kristallnadeln, die bei 83 °C schmelzen. Die Schmelzenthalpie beträgt 73,3 kJ·kg−1.[6] Für die Schmelze sind Dampfdruckdaten bekannt.

Dampfdruck der Schmelze[6]
Temperatur in °C 83 100 150 200 270
Druck in mbar 0,05 0,2 2 12,5 100

Trinitrochlorbenzol ist ein explosionsgefährlicher Stoff im Sinne des Sprengstoffgesetzes. Wichtige Explosionskennzahlen sind:

Reaktionen

Pikrylchlorid reagiert mit vielen nukleophilen Verbindungen unter Substitution des Chloratoms. Mit wässriger Ammoniak-Lösung entsteht 2,4,6-Trinitroanilin (früher Pikrylamin, Pikrylamid oder Pikramid genannt). Hyrazinhydrat liefert 2,4,6-Trinitrophenylhydrazin, wichtig als analytisches Reagens zum Nachweis von Ketonen und Aldehyden.

Die genannten Substitionsreaktionen verlaufen nach einem Additions-Eliminierungsmechanismus. Der alte Vergleich mit den Carbonsäurechloriden ist insofern gerechtfertigt, weil in beiden Fällen eine nukleophile Substitution am ungesättigten Kohlenstoffatom vorliegt, die prinzipiell über Zwischenstufen mit tetragonalem (sp3) Kohlenstoffatom erfolgen. Bei der Reaktion mit Alkalialkoholaten wurden die Meisenheimer-Komplexe entdeckt.

Das Denken in Analogien ist zwar typisch für den Chemiker, für Anfänger und Fachfremde aber verwirrend. Daher sollte die Bezeichnung "Pikryl-" mit großer Zurückhaltung verwendet werden. So gab es früher Diskussionen, ob die Alkoxy-2,4,6-trinitrophenole Pikryläther (-ether) oder Pikrylester genannt werden sollten; analog Pikrylamine oder Pikrylamide?

Verwendung

Die Verbindung hat als Explosivstoff ähnliche Eigenschaften wie Trinitrotoluol, übertrifft dieses sogar an Brisanz. Sie wird aber trotzdem in der Praxis wenig verwendet.[6]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Explosivstoffe, Wasag-Chemie, Essen 1961, S. 166.
  2. 2,0 2,1 2,2 Eintrag zu CAS-Nr. 88-88-0 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 6. November 2010 (JavaScript erforderlich).
  3. 3,0 3,1 Eintrag aus der CLP-Verordnung zu CAS-Nr. 88-88-0 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA (JavaScript erforderlich)
  4. Datenblatt 2-Chloro-1,3,5-trinitrobenzene bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 24. April 2011.
  5. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 6,6 6,7 6,8 J. Köhler, R. Meyer, A. Homburg: Explosivstoffe, zehnte, vollständig überarbeitete Auflage,, Wiley-VCH, Weinheim 2008, ISBN 978-3-527-32009-7.

Literatur

  • Beilsteins Handbuch der Organischen Chemie, Band 5 (Hauptwerk S. 273; 1. Ergänzungawerk S. 140; 2. Ergänzungswerk S. 205).

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