Piemontit

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Piemontit
Piemontite -St.Marcel, Aosta.JPG
Piemontitkristalle im Muttergestein aus St. Marcel, Aosta, Italien
Chemische Formel

Ca2(Mn3+,Fe)(Al,Mn3+)2[O|OH|SiO4|Si2O7][1]

Mineralklasse Silicate und Germanate - Gruppensilikate
9.BG.05 (8. Auflage: VIII/C.23) nach Strunz
58.02.01a.05 nach Dana
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin monoklin-prismatisch $ \ 2/m $ [2]
Farbe gelbrot, karminrot, rötlichbraun, schwarzviolett
Strichfarbe kirschrot bis rosa
Mohshärte 6 bis 6,5
Dichte (g/cm3) 3,46 bis 3,54
Glanz Glasglanz bis matt
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Bruch uneben
Spaltbarkeit gut nach [001], deutlich nach [100]
Habitus prismatische Kristalle; radialstrahlige bis körnige Aggregate
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,725 bis 1,756 ; nβ = 1,730 bis 1,789 ; nγ = 1,750 bis 1,832 [3]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
δ = 0,025 bis 0,076 [3] ; zweiachsig positiv
Optischer Achsenwinkel 2V = 50° bis 86° [3]
Pleochroismus stark: gelb - violett - rot

Piemontit (auch Piëmontit oder Mangan-Epidot) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinenen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca2(Mn3+,Fe)(Al,Mn3+)2[O|OH|SiO4|Si2O7][1] und entwickelt meist prismatische Kristalle, aber auch radialstrahlige bis körnige Aggregate in gelbroter bis karminroter, rötlichbrauner oder schwarzvioletter Farbe.

Etymologie und Geschichte

Erstmals gefunden wurde Piemontit 1853 in Saint-Marcel/Piemont in Italien und beschrieben von Gustav Adolf Kenngott[4], der das Mineral nach seiner Typlokalität benannte.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehört der Piemontit noch zur allgemeinen Abteilung der „Gruppensilikate (Sorosilikate)“, wo er Mitglied der großen Gruppe der Epidote ist.

Seit der Überarbeitung der Strunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage ist diese Abteilung präziser unterteilt nach der Art der in der Verbindung auftretenden Silikatkomplexe und der Koordinierung der beteiligten Kationen. Der Piemontit steht entsprechend in der Unterabteilung der „Gruppensilikate mit gemischten SiO4- und Si2O7-Gruppen; Kationen in oktahedraler [6] und größerer Koordination“ und ist dort nach wie vor Mitglied der Epidotgruppe.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Piemontit ebenfalls in die Abteilung der Gruppensilikate, dort allerdings in die Unterabteilung der „Gruppensilikate mit insularen, gemischten, einzelnen und größeren Tetraedergruppen mit Kationen in [6] und höherer Koordination; Einzel- und Doppelgruppen (n=1,2)“. Auch hier ist er Mitglied der Epidotgruppe, genauer der „Epidot-Untergruppe“.


Bildung und Fundorte

Piemontit bildet sich vorwiegend in Schiefer, Amphibolit-Fazies oder anderen metamorphen Gesteinen. Gelegentlich ist es auch in magmatischen Gesteinen wie Rhyolithen und Pegmatiten zu finden. Begleitminerale sind unter anderem Calcit, Epidot, Glaukophan, Orthoklas, Quarz und Tremolit.

Weltweit konnte das Mineral bisher (Stand: 2010) an rund 200 Fundorten nachgewiesen werden. Neben seiner Typlokalität Piemont wurde es in Italien noch in den Regionen Aosta, Ligurien, Lombardei und der Toskana gefunden werden.

Weitere Fundorte sind die Antarktis; die chinesischen Provinzen Qinghai und Sichuan; die Región de Coquimbo in Chile; Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein in Deutschland; Languedoc-Roussillon und Midi-Pyrénées in Frankreich; Griechenland; Indien; Hokkaidō, Honshū, Kyūshū und Shikoku in Japan; British Columbia und Québec in Kanada; Marokko; Mazedonien; auf der Südinsel von Neuseeland; Oppland, Rogaland, Sogn og Fjordane, Sør-Trøndelag und Telemark in Norwegen; Salzburg und Tirol in Österreich; in den östlichen und westlichen Regionen von Sibirien, Nordwestrussland und im Ural in Russland; mehrere Regionen von Schweden; die Kantone Graubünden, Tessin und Wallis in der Schweiz; Serbien; Spanien; Limpopo und Nordkap in Südafrika; Tansania; Türkei; Wales im vereinigten Königreich (Großbritannien) sowie in mehreren Regionen der Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[5]

Kristallstruktur

Piemontit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/m mit den Gitterparametern a = 8,89 Å; b = 5,68 Å; c = 10,20 Å und β = 115,2° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Verwendung

Piemontit-Quarz aus der Prabornaz Mine bei Saint-Marcel im italienischen Aosta-Tal

Piemontit hat außer als Mineralprobe nur geringe wirtschaftliche Bedeutung. Er wird gelegentlich zu Schmucksteinen verarbeitet, allerdings besteht Verwechslungsgefahr mit der roten Zoisit-Varietät Thulit. Unter anderem bestehen Thulite aus Norwegen selten aus reinem Thulit sondern fast immer aus einem Gemenge aus Thulit, Piemontit, Quarz, Muskovit-Glimmer, Tremolit und Calcit. Oft sind auch die Piemontite so stark mit Quarz durchsetzt, dass sie als „Piemontit-Quarz“ bezeichnet werden müssten. Bei Piemontit-Muskovit-Quarzen mit einem deutlichen Gehalt an Muskovit-Glimmer entsteht ähnlich wie bei der Oligoklas-Varietät „Sonnenstein“, dem Aventurin-Quarz oder dem synthetischen Goldfluss ein auffälliger "Glitzereffekt". Im Handel wird dieser Stein entsprechend häufig als sogenannter „roter Aventurin-Quarz“ angeboten.[6]


Siehe auch

 Commons: Piemontit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 585.
  2. Webmineral - Piemontite (englisch)
  3. 3,0 3,1 3,2 MinDat - Piemontite (englisch)
  4. Adolph Kenngott: Das Mohs'sche Mineralsystem, dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft gemäss. Wien 1853, S. 2
  5. Mindat - Localities for Piemontite
  6. EPI: Neuigkeiten vom Institut für Edelsteinprüfung - Thulit und Piemontit-Quarz aus Norwegen (1. April 2009)

Literatur

  •  Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 214.
  •  Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 697.

Weblinks

 Commons: Piemontite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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