Megalodonten

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Megalodonten
„Kuhtritt“ auf dem Fundamentstein einer ehemaligen Almhütte an der Lainl-Alm bei Jachenau in den bayerischen Voralpen

„Kuhtritt“ auf dem Fundamentstein einer ehemaligen Almhütte an der Lainl-Alm bei Jachenau in den bayerischen Voralpen

Zeitraum
Ordovizium bis Oberkreide
ca. 471 bis 65 Mio. Jahre
Fundorte
  • Weltweit
Systematik
Muscheln (Bivalvia)
Autolamellibranchiata
Heteroconchia
Heterodonta
Rudisten (Hippuritoida)
Megalodonten
Wissenschaftlicher Name
Megalodontoidea
Morris & Lycett, 1853
Familien
  • Megalodontidae
  • Dicerocardiidae
  • Wallowaconchidae
Datei:Megalodontenquer.jpg
Versteinerung einer „Kuhtrittmuschel“ in Querlage zur Gesteinsschicht – dadurch diese Pfeilform; ebenfalls auf einem weiteren Fundamentstein an der Lainl-Alm.

Megalodonten (Überfamilie Megalodontoidea) sind meist große Muscheln (Bivalvia), die zur Ordnung Hippuritoida innerhalb der Superordnung Heterodonta gerechnet werden. Die bekanntesten Vertreter dieser Gruppe sind die sog. Kuhtrittmuscheln aus der Trias, die heute als Fossilien zum Beispiel im Dachsteinkalk und ähnlichen Gesteinen der nördlichen Kalkalpen zu finden sind. Die ältesten Vertreter der Gruppe erschienen im Ordovizium. Die Überfamilie starb in der Oberkreide aus.

Merkmale

Die Gehäuse sind in der Regel gleichklappig mit stark entwickeltem und eingedrehtem Wirbel. Besonders auffällig ist bei einigen Arten die Tatsache, dass die „Wirbel“ der Muschel, also ihre älteren Schalenteile, nicht nebeneinander zusammengerollt sind, sondern sich korkenzieherartig winden und daher von der Mittelebene wegzeigen wie Bockhörner. Das ist allerdings nur in Präparaten sichtbar, denn an der Gesteinsoberfläche sind die Muscheln in zufälligen Querschnitten erhalten, jedenfalls wo die Oberfläche nicht schichtparallel ist. Der Schlossrand ist zu einer breiten Schlossplatte umgebildet, die nur wenige große Zähne enthält. Typisch für Megalodonten ist auch eine relativ dicke bis sehr dicke Schale. Das Ligament befindet sich extern. Die Schließmuskeln sind meist ungleichförmig. Die Megalodonten besiedelten flache, warme Meere, oft am Rande von Riffen oder in den Hinterriffbereichen. Sie lebten wohl halb eingegraben im Sediment. Daher sind die Muscheln sehr häufig in Lebensstellung im Gestein eingebettet. Es wird vermutet, dass die Megalodonten ähnlich wie die heutigen Riesenmuscheln des Indischen Ozeans in Symbiose mit Algen lebten, also an ihren Kiemen Grünalgen beherbergten, die die Muschel mit Nährstoffen versorgten.

Die Megalodonten im Volkstum

Die Megalodonten der Obertrias werden im Volksmund als „Hirsch“- oder „Kuhtritt“ bezeichnet. Sie wurden als Spuren der „Wilden Jagd“ oder als Fußspuren der „Wildfrauen“ gedeutet; in Franken bezeichnete man sie als „Geißenfüßle“. Dies hängt mit der Vorstellung zusammen, dass Waldgeister, Alben und Druden keine Menschen-, sondern Tierfüße hatten. Diese Versteinerungen galten aber auch als Abwehrzauber gegen das Böse. Deshalb ist ihre Verwendung als Fundamentsteine für Almhütten wie auf den beiden nebenstehenden Fotos von der Lainl-Alm sicher kein Zufall.[1]

Erhaltung und Schutz

Die Megalodonten kommen fast immer in reinem Kalkgestein vor, welches zu ihren Lebzeiten schlammig bis feinsandig war und später zu Stein wurde. Man kann sie nicht durch Klopfen aus dem Gestein lösen, ohne sie zu zerstören. Aus Naturschutzgründen darf man im Hochgebirge nicht die gewachsenen Felsen beschädigen. Besser ist daher die Fossilsuche in Steinbrüchen, etwa am Ofenauer Berg bei Golling.

Systematik

Derzeit werden drei Familien innerhalb der Megalodontoidea unterschieden:

  • Megalodontidae Moris & Lycett, 1853
  • Dicerocardiidae Kutassy, 1934
  • Wallowaconchidae Yancey & Stanley, 1999

Quellen

  1. Mayr, Helmut: Paläontologisches Museum München, E-Mail vom 10. Oktober 2005

Literatur

  • L. R. Cox et al.: Treatise on Invertebrate Paleontology Part N Mollusca 6 Bivalvia (vol. 2 of 3). N491-N951, The University of Kansas & Geological Society of America, Boulder, Colorado, 1969.
  • Michael Amler, Rudolf Fischer & Nicole Rogalla: Muscheln. Haeckel-Bücherei, Band 5. Enke Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-13-118391-8.

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