Amphotericin B

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Strukturformel
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Allgemeines
Freiname Amphotericin B
Andere Namen

3-(4-Amino-3,5-dihydroxy- 6-methyl-oxan-2-yl)oxy- 19,25,27,30,31,33,35,37-octahydroxy- 18,20,21-trimethyl-23-oxo- 22,39-dioxabicyclo[33.3.1]nonatriaconta- 4,6,8,10,12,14,16-heptaen-38-carbonsäure (IUPAC)

Summenformel C47H73NO17
CAS-Nummer 1397-89-3
PubChem 14956
ATC-Code
DrugBank APRD00797
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Antibiotisches-Antimykotikum

Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 924,08 g·mol−1
Dichte

1,34 g·cm−3 (20 °C)[1]

Siedepunkt

>170,0 °C[1]

Löslichkeit

schlecht in Wasser (1 g·l−1 bei 20 °C)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
07 – Achtung

Achtung

H- und P-Sätze H: 315-319-335
P: 261-​305+351+338 [2]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [3][1]

Xn
Gesundheits-
schädlich
R- und S-Sätze R: 20/22-37/38-41
S: 3/7-22-24/25-36/37/39-49-56
LD50

6 mg·kg−1 (Hund i.v.)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
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Amphotericin B ist ein Polyen-Makrolakton aus Streptomyces nodosum, einem Actinobacterium aus der Gattung der Streptomyceten. Es wird als Antimykotikum zur Behandlung von Pilzinfektionen eingesetzt. Amphotericin B wurde 1955 erstmals beschrieben.

Pharmakologie

Amphotericin B war für lange Zeit das wichtigste Medikament zur Behandlung systemischer Pilzinfektionen (d. h. von Pilzinfektionen, die das Blut und die inneren Organe befallen, im Gegensatz zu rein oberflächlichen Pilzinfektionen der Haut und des Verdauungstraktes). Dabei wurde Amphotericin B insbesondere eingesetzt bei Cryptococcus-Infektionen und Zygomykosen, aber auch bei Histoplasmosen und Blastomykosen. Die Resistenzentwicklung diverser Pilze ist – mit Ausnahme von Aspergillus terreus, hier besteht eine Resistenzrate von 30 % – gering.

Amphotericin B besitzt ein weites Wirkspektrum, wird allerdings hauptsächlich zur Behandlung von Pilzinfektionen eingesetzt. Man kann es lokal (direkt am Wirkort, z. B. auf der Haut) oder systemisch (als Injektion, wodurch der Wirkstoff über den Blutkreislauf an den Zielort gelangt) einsetzen. Bei oraler Anwendung wird Amphotericin B nicht resorbiert und ist lediglich in Mund- und Rachenraum sowie im Verdauungstrakt wirksam, gelangt jedoch nicht in den Blutkreislauf.

Anwendung

Für die Behandlung von oberflächlichen Pilzinfektionen kann Amphotericin B als Creme oder Salbe bei Pilzinfektionen der Haut oder als Lutschtablette bei Pilzinfektionen in Mund und Rachen gegeben werden.

Zur Behandlung von systemischen Pilzinfektionen wird Amphotericin B als Infusion verabreicht. Wegen seiner hohen Nebenwirkungsrate wird es heute nur noch als Reserveantimykotikum eingesetzt. Allerdings wurden in den letzten Jahren verschiedene Präparate entwickelt, bei denen das Amphotericin B mit Fettmolekülen kombiniert wird (entweder in Liposomen oder als fetthaltige Lösungen). Diese so genannten Lipidformulierungen sind deutlich teurer als die Ausgangssubstanz, was sich jedoch aufgrund des beträchtlichen Nebenwirkungsspektrums des nicht-liposomal formulierten Amphotericin B relativiert.

Amphotericin B gilt als einzige Therapieoption bei der sehr seltenen und zu 95 % tödlich verlaufenden Primären Amöben-Meningoenzephalitis (PAM).[4]

Wirkmechanismus

Amphotericin B führt zu einer Wechselwirkung mit dem Zellmembran-Baustein Ergosterin, das zu den Sterinen gehört und in Pflanzen und Pilzen, nicht aber in Tieren und Menschen vorkommt. Daraus resultiert eine Erhöhung der Permeabilität der Membran für K+, was nach herrschender Meinung die fungizide Wirkung des Antimykotikums begründet. Neue Studien (z. B. in Angewandte Chemie 2004) zeigen allerdings, dass die Störung der Membranpermeabilität nicht unbedingt zum Zelltod führen muss. Die teils erheblichen Nebenwirkungen von Amphotericin B resultieren daraus, dass der Wirkstoff in seiner klassischen Form nicht nur an das Ergosterin der Pilzzelle bindet, sondern auch an menschliche Sterine.

Wirkspektrum

Empfindlich auf Amphotericin B sind beinahe alle menschenpathogenen Pilze. Ebenso erfasst werden Protozoen wie Trichomonas, Leishmania, Trypanosoma und Entamoeba.

Nicht empfindlich sind Aktinomyzeten und Bakterien.

Nebenwirkungen

Welche Nebenwirkungen auftreten, ist stark davon abhängig, ob das Präparat als Creme oder Salbe aufgetragen, als Tablette gelutscht (und geschluckt) oder als Infusionslösung infundiert wurde. Allgemein können jedoch Beschwerden im Verdauungstrakt sowie Ausschläge auftreten. Das Auftreten eines Red man syndrome wurde beschrieben. Bei der Infusionslösung kann es u. a. zu Fieber, Schüttelfrost, Veränderungen des Blutbildes sowie zu Leber- und Nierenschädigungen kommen, weshalb der Einsatz begrenzt ist. Vorsicht ist bei eingeschränkter Nierenfunktion geboten: eine Beobachtung von Nierenfunktionsparametern und Elektrolyten ist angezeigt.

Die neu verfügbaren Lipidformulierungen von Amphotericin B sind besser verträglich und zeigen eine leicht bessere Ansprechrate als die ursprüngliche Darreichungsform.

Handelsnamen

Monopräparate

Abelcet (D, A), AmBisome (D, A, CH), Ampho-Moronal (D, A, CH), Amphocil (A), Fungizone (CH), Generika (D, A)

Kombinationspräparate

Mysteclin (D, A)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Datenblatt Amphotericin B bei Carl Roth, abgerufen am 14. Dezember 2010.
  2. 2,0 2,1 2,2 Datenblatt Amphotericin B bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 9. März 2011.
  3. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  4. Amphotericin B bei FDA
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