Estragon

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Estragon
Estragon

Estragon

Systematik
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Anthemideae
Untertribus: Artemisiinae
Gattung: Artemisia
Art: Estragon
Wissenschaftlicher Name
Artemisia dracunculus
L.

Estragon (Artemisia dracunculus), veraltet auch Dragon bzw. Dragun genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Korbblütler (Asteraceae) und ist relativ nahe mit dem Wermut verwandt.

Handelsüblicher frischer oder getrockneter Estragon (auch pharmazeutisch als Herba dracunculi) stammt aus landwirtschaftlichem Anbau, der am deutschen und österreichischen Markt vorrangig aus den Balkanländern und den Niederlanden kommt.

Beschreibung

Es ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 60 bis 150 Zentimeter erreicht. Die zahlreichen schwach behaarten, lanzettförmigen Blätter sind ungestielt, ganzrandig und schwach gesägt. Der selten blühende Estragon hat gelbe kleine Blüten, die in Rispen stehen.[1]

Vorkommen

In Südeuropa findet man Estragon als Wildpflanze. Dorthin soll er jedoch schon vor langer Zeit aus dem Fernen Osten gelangt sein. Die seltenen Vorkommen Österreichs beschränken sich auf Ruderalflächen im Burgenland und Wien.[2]

Systematik

Artemisia dracunculus wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, Band 2, S. 849 erstbeschrieben.[3] Synonyme für Artemisia dracunculus sind Artemisia aromatica A.Nelson, Artemisia changaica Krasch., Artemisia dracunculina S.Watson, Artemisia dracunculoides Pursh, Artemisia glauca Pall. ex Willd., Artemisia inodora Willd., Artemisia pamirica C.Winkl., Artemisia redowskyi Ledeb., Artemisia simplicifolia Pamp., Oligosporus changaicus (Krasch.) Poljakov, Oligosporus dracunculus (L.) Poljakov und Oligosporus pamiricus (C.Winkl.) Poljakov[4][5][6].

Nutzung

Traditionell verwendet man die jungen Triebe oder die Blätter, die mehrmals im Jahr geerntet werden können, zum Würzen. Durch ihr zartes Anisaroma sind die Blätter eine delikate Würze. Da der Gehalt an würzenden ätherischen Ölen kurz vor der Blüte am höchsten ist, werden die 20 bis 30 Zentimeter langen Triebspitzen zu diesem Zeitpunkt abgeschnitten.

Die häufig angebaute, Samen produzierende Varietät „Russischer Estragon“ (Artemisia dracunculus var. inodora) überlebt bis -10 °C. Der infertile „Französische Estragon“ (Artemisia dracunculus var. sativa) oder als Synonym „Deutscher Estragon“ genannt, muss vegetativ vermehrt werden und ist frostempfindlich. Meist wird der „Russische Estragon“ in den Gärtnereien angebaut. Er besitzt wegen des geringeren Gehalts an ätherischem Öl jedoch kaum Estragon-Aroma. Auch eine phytochemische Charakterisierung zeigt deutliche Unterschiede im Flavonoid-Fingerprint.

Estragon wird zur Aromatisierung von Essig und Senf verwendet und zum Würzen von eingelegten Gurken, von Geflügel, Reis oder gekochtem Fisch sowie bei der Saucen- und Marinadenherstellung (z. B. Sauce Béarnaise). Estragon gehört neben Petersilie, Schnittlauch und Kerbel zu der klassischen französischen Kräutermischung Fines herbes.[7]

Geschichte

Estragon (regional Bertram) gilt als das einzige traditionelle deutsche Küchengewürz, das von den Römern noch nicht verwendet wurde. Die ältesten Hinweise über seine Verwendung stammen aus dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend aus China. Später würzten die Araber damit ihre Speisen. Ob sie den Estragon selbständig in Kultur nahmen oder ob sie ihn von den Chinesen übernahmen, ist nicht zu entscheiden.

Im Nahen Osten wird Estragon erstmals Mitte des 12. Jahrhunderts erwähnt, die erste Erwähnung im Abendland gibt es beim Genuesen Simon Ianuensis Ende des 13. Jahrhunderts.

Etymologie

Der Begriff Estragon stammt vom arabischen/persischen Wort tarchun / ‏طرخوم‎ / ṭarḫūn (persisch ‏ترخون‎, DMG tarḫūn). Zur Zeit der Kreuzzüge kam der Begriff dann nach Europa; im 13. Jahrhundert erschien das Wort im Mittellateinischen vorerst in medizinischen Texten in der Abwandlung Tarcon, woraus sich seit 1592 das spanische Taragona bildete.

Weitere Nennungen gibt es im Rumänischen; Tarhon, Türkischen; Tarhun, Ungarischen; Tárkony, Sizilianischen; Straguni, im Neapolitanischen; Stregoni und im Venezianischen (Erba Stragon). Im Französischen bildete sich ab 1564 Estragon, im Spanischen ab 1762 Estragón, woraus sich auch die deutsche Bezeichnung herleitet. Weitere Abwandlungen des Namens finden sich in der malaiischen Sprache bzw. indonesischen Sprache mit Tarragon und in der finnischen Sprache mit Rakuuna.

Eine andere Version besagt, dass der Name sich vom lateinischen Wort Draco = Drache oder Schlange ableite; die wissenschaftliche Bezeichnung der Pflanze lautet Artemisia dracunculus. Man glaubte früher, die Blätter würden Bisse von Giftschlangen heilen. Der heutige davon abgeleitete dänische Name ist Dragon.

Estragon in der Pflanzenheilkunde

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Da Estragon Estragol enthält, von dem vermutet wird, dass es für den Menschen cancerogen und erbgutschädigend ist, soll laut dem Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz sein Verzehr auf die Küchenzubereitung beschränkt bleiben.[8] Dem widersprechen allerdings medizinische Studien, die selbst ein 100-1000 faches des typischen Konsum als ungefährlich einschätzen.[9]

Wegen der nicht belegten medizinischen Wirksamkeit und der Risiken durch das enthaltene Estragol kann eine therapeutische Anwendung von Estragon nicht vertreten werden.

Estragon wirkt verdauungs- und gallenflussfördernd sowie harntreibend und enthält viel Kalium. Im Vergleich beider Varietäten zeigt sich beim Russischen Estragon ein etwa 4–5 mal höherer Natriumanteil. Es wurde als Heilpflanze bei Wassersucht, Nierenträgheit, bei Appetitlosigkeit, Magenschwäche und Blähungen gebraucht. Als Hausmittel lindert Estragonöl Rheuma und Muskelkrämpfe.

Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl (Estragol, Phellandren, Ocimen), Flavonoide, Gerbstoffe und Bitterstoffe.

Vermehrung: Durch Wurzelteilung im Frühjahr. Im Sommer Ableger nehmen.

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Anne Iburg (Hrsg.): Dumonts kleines Gewürzlexikon. 1. Auflage. Edition Dörfler im Nebel Verlag, Egolsheim 2004, ISBN 3-89555-202-X.
  • Avril Rodway: Kräuter und Gewürze. Tessloff, Hamburg 1980, ISBN 3-7886-9910-8.

Einzelnachweise

  1. Anne Iburg (Hrsg.): Dumonts kleines Gewürzlexikon. S. 44.
  2.  Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Bestimmungsbuch für alle in der Republik Österreich, im Fürstentum Liechtenstein und in der Autonomen Provinz Bozen/Südtirol (Italien) wildwachsenden sowie die wichtigsten kultivierten Gefäßpflanzen (Farnpflanzen und Samenpflanzen) mit Angaben über ihre Ökologie und Verbreitung. 3. verb. Auflage. Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 923.
  3.  Carl von Linné: Species Plantarum. 1. Auflage. 2, Stockholm 1753, S. 849 (Artemisia dracunculus, eingescannt bei Biodiversity Heritage Library).
  4. GRIN Taxonomy for Plants. Artemisia dracunculus L. In: Germplasm Resources Information Network. United States Department of Agriculture - Agricultural Research Service, Beltsville Area, abgerufen am 23. Dezember 2011 (english).
  5.  M. QAISER: Asteraceae. In: S.I.Ali & M.Qaiser (Hrsg.): Flora of Pakistan. Volume 207, Artemisia dracunculus, S. 101 (Abschnitt Systematik, textgleich mit gedrucktem Werk, Online).
  6. Lin Yourun (Ling Yuou-ruen), Christopher J. Humphries & Michael G. Gilbert: Asteraceae. In:  Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 20–21: Asteraceae. Science Press/Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 2011, ISBN 978-1-935641-07-0, S. 725. Artemisia dracunculus - textgleich online wie gedrucktes Werk (Abschnitt Systematik)
  7. Anne Iburg (Hrsg.): Dumonts kleines Gewürzlexikon. S. 47.
  8. Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz (PDF)
  9. Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens SurPan wurde kein Text angegeben.

Weblinks

 Commons: Estragon – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Estragon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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