Desipramin

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Strukturformel
Struktur von Desipramin
Allgemeines
Freiname Desipramin
Andere Namen

10,11-Dihydro-5-
[3-(methylamino)propyl]-
5H-dibenz[b,f]azepin

Summenformel C18H22N2
CAS-Nummer
PubChem 2995
ATC-Code

N06AA01

DrugBank DB01151
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Trizyklisches Antidepressivum

Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 266,38 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Bitte die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
07 – Achtung 08 – Gesundheitsgefährdend

Gefahr

H- und P-Sätze H: 302-315-317-319-334-335
P: 261-​280-​305+351+338-​342+311 [1]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [2][1]

Xn
Gesundheits-
schädlich
R- und S-Sätze R: 22-36/37/38-42/43
S: 22-24-26-36/37
LD50
  • 375 mg·kg−1 (Ratte p.o.)[3]
  • 29 mg·kg−1 (Ratte i.v.), [3]
  • 448 mg·kg−1 (Maus p.o.)[3]
  • 22 mg·kg−1 (Maus i.v.)[3]
  • 871 mg·kg−1 (Ratte p.o., Hydrochlorid)[3]
  • 19 mg·kg−1 (Ratte i.v., Hydrochlorid)[3]
  • 315 mg·kg−1 (Maus p.o., Hydrochlorid)[3]
  • 37 mg·kg−1 (Maus i.v., Hydrochlorid)[3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
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Desipramin ist ein Arzneistoff, der zur Wirkstoffklasse der trizyklischen Antidepressiva zählt. Es wirkt stark antriebssteigernd (thymeretisch) und nach einiger Zeit stimmungsaufhellend (thymoleptisch) und ist zur Behandlung depressiver Erkrankungen angezeigt. Desipramin wurde 1965 unter dem Namen Pertofran auf den deutschen Markt gebracht.[4] Heute sind Desipramin-haltige Fertigarzneimittel in den meisten Ländern außer Vertrieb.[5]

Pharmakologie

Wirkungsmechanismus

Desipramin ist der aktive Metabolit von Imipramin. Es wirkt im zentralen Nervensystem und hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin, Noradrenalin und weiterer Neurotransmitter aus dem synaptischen Spalt in die präsynaptischen Vesikel, wodurch deren Konzentration angehoben wird und depressive Symptome gemildert werden. Die sedierende Wirkkomponente ist schwach ausgeprägt.[6] Ferner unterdrückt Desipramin die Schmerzwahrnehmung durch Wirkung an den Nozizeptoren (antinozizeptive Wirkung). Desipramin wirkt zudem als FIASMA (funktioneller Hemmer der sauren Sphingomyelinase).[7]

Nebenwirkungen

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen des Desipramins wie etwa Störungen beim Wasserlassen (Miktionsstörungen), innere Unruhe und Durstgefühl wie auch gelegentlich zu beobachtende unerwünschten Wirkungen wie Verwirrtheitszustände, Darmlähmung oder -verschluss (paralytischer Ileus) und Harnverhaltung resultieren aus seiner anticholinergen Wirkung.

Desipramin kann die QT-Zeit des Elektrokardiogramms (EKG) verlängern bis hin zu einer gefährlichen Herzrhythmusstörung, der Torsade de pointes. Ein frischer Herzinfarkt, höhergradige AV-Blockierungen und andere Herzrhythmusstörungen sind daher Gegenanzeigen für eine Behandlung mit Desipramin.[6] Die US-amerikanische Behörde Food and Drug Administration (FDA) ordnete im Dezember 2009 die Aufnahme eines Warnhinweises in die Produktfachinformation von Norpramin an hinsichtlich einer besonders vorsichtigen Behandlung von Patienten, in deren familiärer Krankheitsvorgeschichte Vorfälle wie plötzlicher Herztod, Herzrhythmusstörungen oder Herzleitungsstörungen auftraten.[8]

Einige trizyklische Antidepressiva, darunter auch Desipramin führen bei der Fruchtfliege zu Erbgutschäden, eine Erhöhung des Brustkrebsrisiko wird diskutiert.[9][10] Verschiedene Übersichtsarbeiten konnten diese Hypothese nicht bestätigen.[11][12][13]

Wechselwirkungen

Die Wirkungen von Desipramin und von Alkohol sowie anderen zentral wirksamen Arzneistoffen (Barbiturate, Schmerzmittel, Antihistaminika, Antipsychotika) können sich gegenseitig verstärken. Auch tritt Desipramin in Wechselwirkung mit Stoffen, die an gleichen Rezeptoren angreifen (Anticholinergika, Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SRI), α-Sympathomimetika), die QT-Zeit im EKG verlängern (beispielsweise bestimmte Antiarrhythmika, Antibiotika, Malaria-Mittel, Neuroleptika) oder die die Verstoffwechselung von Desipramin beeinflussen.

Kontraindiziert ist die gleichzeitige Behandlung mit MAO-Hemmern, da schwerwiegende unerwünschte Wirkungen auftreten können. Zwischen Behandlungen mit Desipramin und MAO-Hemmern ist jeweils eine therapiefreie Zeit (Auswaschphase) einzuhalten.

Pharmakokinetik

Desipramin wird gut aus dem Darm resorbiert, hat aber aufgrund seines hohen First-Pass-Effektes eine erniedrigte Bioverfügbarkeit, die zudem stark schwanken kann. Die Plasmahalbwertszeit beträgt 15 bis 25 Stunden. Desipramin passiert die Blut-Hirn- und die Plazentaschranke und tritt in die Muttermilch über.[6] Desipramin wird nach Biotransformation in der Leber über die Nieren (renal ) ausgeschieden.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Datenblatt Desipramine hydrochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 24. März 2011.
  2. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 A. Kleemann, J. Engel, B. Kutscher, D. Reichert: Pharmaceutical Substances - Synthesis, Patents, Applications, 4. Auflage (2000), Thieme-Verlag Stuttgart, ISBN 978-1-58890-031-9
  4. http://www.epsy.de/psychopharmaka/zeittafel.htm.
  5. Pharmazeutische Stoffliste der ABDA-Datenbank (Mai 2010).
  6. 6,0 6,1 6,2 Petylyl: Fachinformation. Stand Mai 2008.
  7. Kornhuber J, Muehlbacher M, Trapp S, Pechmann S, Friedl A, Reichel M, Mühle C, Terfloth L, Groemer T, Spitzer G, Liedl K, Gulbins E, Tripal P: Identification of Novel Functional Inhibitors of Acid Sphingomyelinase. In: PLoS ONE. 6, Nr. 8, 2011, S. e23852. doi:10.1371/journal.pone.0023852.
  8. Norpramin (desipramine hydrochloride) - Dear Healthcare Professional Letter .
  9. Heavy exposure to some tricyclic antidepressants associated with elevated risk of breast cancer
  10. British Journal of Cancer, Volume 86, S. 92-97, Ausgabe vom 7. Januar, 2002.
  11. Lawlor DA, Jüni P, Ebrahim S, Egger M. Systematic review of the epidemiologic and trial evidence of an association between antidepressant medication and breast cancer. J Clin Epidemiol. 2003 Feb;56(2):155-63, PMID 12654410
  12. Bahl S, Cotterchio M, Kreiger N. Use of antidepressant medications and the possible association with breast cancer risk. A review. Psychother Psychosom. 2003 Jul-Aug;72(4):185-94, PMID 12792123.
  13. Coogan PF. Review of the epidemiological literature on antidepressant use and breast cancer risk. Expert Rev Neurother. 2006 Sep;6(9):1363-74, PMID 17009923.
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