Carbosilane

Erweiterte Suche

Carbosilane sind chemische Verbindungen, in denen Silan- und Kohlenwasserstoffgruppen miteinander verknüpft sind. Die bei Silanen vorliegenden Ketten aus Siliciumatomen und bei Kohlenwasserstoffen die aus Kohlenstoffatomen bestehen hier aus Ketten, in denen Silicium- und Kohlenstoffatome abwechselnd oder gemischt vorliegen. Praktische Bedeutung haben nur die Polymere dieser Materialgruppe, die Polycarbosilane, erreicht. Durch die große Zahl von Möglichkeiten, hier Radikale unterschiedlicher Länge und Struktur einzubauen, verbirgt sich hinter (Poly)carbosilanen eine ganze Stoffklasse meist flüssiger oder harzartiger Stoffe.

Die in den 1970er Jahren begonnene Entwicklung hatte zunächst zum Ziel, Vormaterialien, sogenannte Precursoren, für die Herstellung keramischer Siliciumcarbidfasern zu gewinnen. Inzwischen sind Polycarbosilane aber auch schon als Vormaterialien für Beschichtungen und für die Herstellung der Siliciumcarbid-Matrix keramischer Faserverbundwerkstoffe entwickelt worden.

Eigenschaften

An Luft werden viele Polycarbosilane durch Reaktion mit Sauerstoff und Wasserdampf verändert. Sie sind daher oft nur begrenzt haltbar, tiefgekühlt zu lagern und bei Anwendung rasch oder unter Schutzgas zu verarbeiten.

Verwendung

Carbosilane und aus ihnen durch Polymerisation gewonnene spezielle Polycarbosilane sind Ausgangsmaterial für die Herstellung keramischer Fasern aus Siliciumcarbid. Darüber hinaus haben sie bei der Herstellung von keramischen Faserverbundwerkstoffen als Vormaterial für die keramische SiC-Matrix dieser Werkstoffklasse eine größere Bedeutung erlangt. Die SiC-Matrix entsteht durch Pyrolyse der durch Vernetzung gehärteten Polycarbosilane. Sie ist, anders als bei technischer SiC-Keramik, zunächst amorph. In der Regel liegt auch nicht-stöchiometrisches SiC vor. Erst bei langanhaltender Temperatur über etwa 1300 °C beginnt ein Kristallbildungsprozess.

Bei diesen Anwendungen von Polycarbosilanen spielen Eigenschaften wie Viskosität (wichtig für die Verspinnbarkeit in feinen Düsen), Aufwand für die Härtung sowie Ausbeute und Eigenschaften des entstehenden „Siliciumcarbides“ eine große Rolle. In empirischen Entwicklungs- und Versuchsreihen entstehen

    • durch Variation der Radikale in den Carbosilanen,
    • durch Kontrolle bei der Bildung der Polycarbosilane und
    • durch spezielle Additive, die eine Härtung erlauben,

an die jeweiligen Anwendungen angepasste Polymere.

Beispiele

Ein Polycarbosilan, das nach der Pyrolyse eine hohe Ausbeute an Siliciumcarbid erbringt, ist Allylhydridopolycarbosilan. Es besteht aus einer Kette sich abwechselnder C- und Si-Atome der Form

-SiH2-CH2-SiHR-CH2-SiH2-,

wobei als Radikal R in diesem Fall die Allylgruppe -CH2-CH=CH2 eingesetzt ist.

Die Länge der Kette und die Häufigkeit der Allylgruppen bestimmen die Viskosität des Harzes. Über die Doppelbindung in der Allylgruppe werden beim Härten des Polymers (einer Temperaturbehandlung von etwa 150 bis 200 °C, bei der auch Lösungsmittelanteile verdampfen) alle Moleküle irreversibel miteinander vernetzt. Bei einem anschließenden Pyrolyseprozess oberhalb von 1000 °C mit Argon als Schutzgas entsteht ein amorphes, fast stöchiometrisches Siliciumcarbid mit leichtem Kohlenstoffüberschuss. Das Volumen schrumpft, teils durch die Ausgasung von organischen Resten, teils durch den Anstieg der Dichte.

Literatur

  • W. Schäfer, W. D. Vogel: Faserverstärkte Keramiken hergestellt durch Polymerinfiltration. aus: W. Krenkel (Hrsg.): Keramische Verbundwerkstoffe. Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim, 2003, ISBN 3-527-30529-7, S. 76
  • J. Kriegesmann (Hrsg.): DKG - Technische Keramische Werkstoffe. Fachverlag Deutscher Wirtschaftsdienst, Köln, ISBN 3-87156-091-X
  • L. V. Interrante, C. W. Whitmarsh, W. Sherwood: Fabrication of SiC Matrix Composites by Liquid Phase Infiltration with a Polymeric Precursor. Material Research Society Symposium 1995, Proceedings of the Material Research Society, volume 365, 1995.

Die cosmos-indirekt.de:News der letzten Tage

29.05.2023
Elektrodynamik | Festkörperphysik | Quantenoptik
Informationen schneller fließen lassen – mit Licht statt Strom
Entweder 1 oder 0: Entweder es fließt Strom oder eben nicht, in der Elektronik wird bisher alles über das Binärsystem gesteuert.
25.05.2023
Kometen und Asteroiden | Biophysik
Meteoritisches Eisen: Starthilfe bei der Entstehung des Lebens auf der Erde?
Forscher haben ein neues Szenario für die Entstehung der ersten Bausteine des Lebens auf der Erde vor rund 4 Milliarden Jahren vorgeschlagen.
24.05.2023
Festkörperphysik | Astrophysik
Das Verhalten von Sternmaterie unter extremem Druck
Einem internationalen Team von Forscher*innen ist es in Laborexperimenten gelungen, Materie unter solch extremen Bedingungen zu untersuchen, wie sie sonst nur im Inneren von Sternen oder Riesenplaneten vorkommt.
23.05.2023
Quantenphysik | Quantencomputer
Turbo für das Quanteninternet
Vor einem Vierteljahrhundert machten Innsbrucker Physiker den ersten Vorschlag, wie Quanteninformation mit Hilfe von Quantenrepeatern über große Distanzen übertragen werden kann, und legten damit den Grundstein für den Aufbau eines weltweiten Quanteninformationsnetzes.
18.05.2023
Teilchenphysik | Quantencomputer
Quantenschaltkreise mit Licht verbinden
Die Anzahl von Qubits in supraleitenden Quantencomputern ist in den letzten Jahren rasch gestiegen, ein weiteres Wachstum ist aber durch die notwendige extrem kalte Betriebstemperatur begrenzt.
17.05.2023
Relativitätstheorie | Quantenphysik
Gekrümmte Raumzeit im Quanten-Simulator
Mit neuen Techniken kann man Fragen beantworten, die bisher experimentell nicht zugänglich waren – darunter auch Fragen nach dem Zusammenhang von Quanten und Relativitätstheorie.
16.05.2023
Sonnensysteme | Planeten | Geophysik
Die Kruste des Mars ist richtig dick
Dank eines starken Bebens auf dem Mars konnten Forschende der ETH Zürich die globale Dicke der Kruste des Planeten bestimmen.
11.05.2023
Sterne | Teleskope
Einblicke in riesige, verborgene Kinderstuben von Sternen
Mit dem Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy (VISTA) der ESO haben Astronomen einen riesigen Infrarot-Atlas von fünf nahe gelegenen Sternentstehungsgebieten geschaffen.
10.05.2023
Festkörperphysik | Quantenphysik | Quantencomputer
Verschränkte Quantenschaltkreise
ETH-Forschenden gelang der Nachweis, dass weit entfernte, quantenmechanische Objekte viel stärker miteinander korreliert sein können als dies bei klassischen Systemen möglich ist.
10.05.2023
Exoplaneten | Geophysik
Widerspenstiger Exoplanet lüftet seinen Schleier (ein bisschen)
Einem internationalen Forschungsteam, an dem das Max-Planck-Institut für Astronomie beteiligt ist, ist es nach fast 15 Jahren vergeblicher Anstrengungen gelungen, einige Eigenschaften der Atmosphäre des Exoplaneten GJ 1214 b zu ermitteln.
10.05.2023
Atomphysik
Forschende beschreiben flüssigen Quasikristall mit zwölf Ecken
Einen ungewöhnlichen Quasikristall hat ein Team der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Universität Sheffield und der Jiaotong-Universität Xi'an gefunden.
08.05.2023
Quantenphysik
Künstliche Intelligenz lernt Quantenteilchen zu kontrollieren
In der Quantenforschung braucht man maßgeschneiderte elektromagnetische Felder, um Teilchen präzise zu kontrollieren - An der TU Wien zeigte man: maschinelles Lernen lässt sich dafür hervorragend nutzen.
06.05.2023
Teilchenphysik | Kernphysik
Elektronen-Rekollision in Echtzeit auf einen Schlag verfolgt
Eine neue Methode erlaubt, die Bewegung eines Elektrons in einem starken Infrarot-Laserfeld in Echtzeit zu verfolgen, und wurde am MPI-PKS in Kooperation zur Bestätigung theoretischer Quantendynamik angewandt.
05.05.2023
Satelliten und Sonden | Quantenoptik
GALACTIC: Alexandrit-Laserkristalle aus Europa für Anwendungen im Weltraum
Alexandrit-Laserkristalle eignen sich gut für den Einsatz in Satelliten zur Erdbeobachtung.
04.05.2023
Festkörperphysik | Quantenphysik
Nanophysik: Wo die Löcher im Flickenteppich herkommen
Patchwork mit Anwendungspotenzial: Setzt man extrem dünne Halbleiternanoschichten aus Flächen zusammen, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen, so finden sich darin Quasiteilchen mit vielversprechenden Eigenschaften für eine technische Nutzung.
03.05.2023
Sterne | Teleskope
Astronomen finden weit entfernte Gaswolken mit Resten der ersten Sterne
Durch den Einsatz des Very Large Telescope (VLT) der ESO haben Forscher zum ersten Mal die Fingerabdrücke gefunden, die die Explosion der ersten Sterne im Universum hinterlassen hat.