Zitrone

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Zitronenbaum (C. × limon) in Griechenland
Ganze und aufgeschnittene Zitrone

Die Zitrone oder Limone (von arabisch ‏ليمون‎, DMG laimūn für ‚Zitrone‘; alte Schreibweise Citrone) (Citrus × limon) ist die etwa faustgroße Frucht des gleichnamigen Baumes aus der Gattung der Zitruspflanzen (Citrus). Es handelt sich um eine ganze Gruppe von Sorten, sie ist aus einer Kreuzung zwischen Bitterorange (Citrus × aurantium) und Zitronatzitrone (Citrus medica) entstanden[1], wahrscheinlich im Norden Indiens. Um das Jahr 1000 sind erste sichere Nachweise sowohl in China als auch im Mittelmeerraum zu finden.

Die immergrünen Bäume bringen länglich-ovale Früchte (die Zitronen) mit gelber oder grün-gelber Schale hervor. Das saftige, saure Fruchtfleisch enthält rund 3,5–8 % Zitronensäure und viel Vitamin C. Aus Zitronen werden Saft, Zitronensäure, ätherisches Öl und Pektin gewonnen.

Beschreibung

Die Zitrone wächst als kleiner bis mittelgroßer, immergrüner Baum. Im Vergleich zu anderen Zitruspflanzen ist sie als raschwüchsig und groß zu bezeichnen. Vor allem junge Triebe sind mit kleinen, dünnen Dornen besetzt. Der Austrieb ist rötlich, auch die Knospen sind rosa, die ansonsten weißen Blütenblätter auf der Unterseite rosa bis violett.

Die Laubblätter sind länglich-oval bis breit lanzettlich, zugespitzt, am Rand leicht gesägt oder gekerbt. Der Blattstiel ist etwas verbreitert (geflügelt), die Blattspreite ist deutlich vom Blattstiel abgesetzt (unifoliates Blatt).

Die bisweilen faulig duftenden Blüten erscheinen verteilt über das ganze Jahr in wenigblütigen Blütenständen. Sie haben einen Durchmesser von etwa 20 bis 30 Millimetern und bestehen aus fünf verwachsenen Kelchblättern sowie fünf freien Blütenblättern. Der Fruchtknoten ist dick zylinderförmig und geht in den Griffel über. Die 20 bis 40 Staubblätter sind mit den Staubfäden zu mehreren Gruppen verwachsen.
Die Bestäubung erfolgt i. d. R. durch Insekten, aber auch Windbestäubung und Selbstbefruchtung durch direkten Kontakt der Staubblätter mit der Narbe sind bei Citrus häufig anzutreffen. Durch Parthenokarpie, also Frucht ohne Befruchtung, kommt es zu samenlosen Früchten, aber auch, weil Citrus zum Teil pollensteril ist oder die Narbe nicht fruchtbar ist. Häufig treten Blüten auf, bei denen das Gynoeceum verkümmert ist, die also funktional männlich sind.

Die Frucht (Hesperidium) besteht aus acht bis zehn Segmenten, die mit hellgelben Saftschläuchen gefüllt sind. Jedes Segment ist von einem dünnen Häutchen (Endokarp) umgeben, die ganze Frucht von einer zweigeteilten Schale. Die innere Schicht der Schale ist weiß (Mesokarp, Albedo), die äußere bei der Reife gelb (Exokarp, Flavedo). In der Schale sitzen zahlreiche Öldrüsen, sie verströmt einen aromatischen Duft. Schale und Segmente sind fest miteinander verwachsen, die Frucht lässt sich nicht schälen oder teilen wie andere Zitrusfrüchte. An der Spitze der Frucht befindet sich meist eine kleine Ausstülpung. Die Samen sind relativ klein, glatt und zugespitzt. Im Innern sind sie weiß. Etwa 10 bis 15 % der Samen sind polyembryonisch.

Weit verbreitete Zitronensorten sind Zagara Bianca, Lunario und Feminello Santa Teresa.

Verwendung

Zitronen werden vor allem als Nahrungsmittel verwendet, aber auch als Zierpflanze. Theophrast empfiehlt den medischen Apfel (Zitronatzitrone) zur Abwehr von Motten.[2] Unter dem Einfluss von James Lind wurde Zitronensaft im 18. Jahrhundert als Therapie gegen Skorbut bekannt. Vereinzelt und vermutlich erfolglos wurde Zitronensaft als Verhütungsmittel verwendet.[3]

Nahrungsmittel

Willem Kalf, Stillleben um 1660, Ausschnitt

Seit dem 13. Jahrhundert sind Zitronen in Europa, zunächst in Sizilien und Spanien, seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch in Deutschland nachgewiesen.[4] Wilhelmina Jashemski geht allerdings davon aus, daß Zitronen bereits im römischen Reich angebaut wurden. In der 1964 ausgegrabenen Villa der Poppaea Sabina in Oplontis waren sie anhand von Holzresten und der Art des Anbaus nachzuweisen.[5] Zitronen sind laut Jashemski auch auf Wandgemälden in Pompeii abgebildet. Aus dem Mittelalter sind auch Rezepte mit Zitronen überliefert.[6] Zitronensaft löste in der mittelalterlichen Küche den Verjus, einen Saft aus unreifen Trauben, als Säuerungsmittel ab. Im Barock waren die Pflanzen als Dekoration in der Gartenarchitektur als Symbol (man verstand die Zitronen als die goldenen Äpfel der Hesperiden), aber auch wegen ihres Duftes und Geschmacks sehr beliebt. Im 17. und 18. Jahrhundert entstand eine regelrechte Orangeriekultur.[4]

In der bildenden Kunst erscheinen Zitronen seit dem späten 16. Jahrhundert als Bestandteile von Dessert- oder Frühstücksstillleben. Willem Kalf (1619–1693) oder Jan Davidsz. de Heem (1606–1683/84) legen kunstvoll spiralig geschälte Zitronen neben oder in kostbare Pokale und Gläser, vermutlich um den Wein zu aromatisieren.[7] Die geschälten Zitronen wurden dazu direkt in den Wein gelegt. In zahlreichen Rezepten der frühen Neuzeit werden Zitronen oder Zitronensaft verwendet, so sollen nach einer Vnderweisung/wie man nach Französischer Art ein großes Panquet anstellen solle aus dem Jahr 1679 zu knusprig gebratenem Wild und Geflügel „in kleinen Schüsseln auffgesetzt/Pommerantzen/Citronen/Oliven vnd dergleichen“ gereicht werden.[8] Der Berliner Botaniker Johann Sigismund Elsholtz erwähnt Zitrusfrüchte, darunter auch Zitronen, 1682 in seinem Diäteticon, einem Koch- und Diätbuch.

Die abgeriebene Schale der Zitrone wird gerne als aromatisierende Zutat in der Küche und beim Backen verwendet, siehe Zitronengelb. Zum Verzehr geeignet ist nur die Schale einer unbehandelten Zitrone; Zitrusfrüchte werden vor dem Transport meist mit einer wachsartigen Schutzschicht überzogen und mit Konservierungsmitteln wie Biphenyl (E230) oder Thiabendazol (E233) besprüht. Der Verzehr solcher Schalen ist ungesund. Unbehandelte Zitronenschalen werden zu Zitronenöl weiterverarbeitet.

Die manchmal als „Zitronenblätter“ bezeichneten Blätter der Kaffernlimette werden vor allem in der thailändischen Küche gebraucht.

Zierpflanze

Zitronenbäume gedeihen auch in Mitteleuropa, früher waren sie fester Bestandteil von Orangerien. Eine Besonderheit des Zitronenbaums ist, dass dieser ganzjährig gleichzeitig Blüten wie Früchte trägt. Von Mitte Mai bis zum ersten Frost sollte die Zitrone im Freien stehen, an einem windgeschützten Platz. Im Winter muss die Temperatur an die Lichtverhältnisse angepasst werden. Werden die Zitronenbäume hell, aber kalt gestellt, so haben die Blätter zwar noch ausreichend Licht zur Photosynthese, allerdings stellen die Wurzeln bereits bei 12,5 °C die Aktivität beinahe vollständig ein. Dies hat zur Folge, dass der Baum die Blätter nicht mehr ausreichend versorgen kann und er wirft diese in weiterer Folge ab. Es kommt zum sogenannten „Winter Leaf Drop“. Als häufige Schädlinge kommen Schildläuse vor.

Inhaltsstoffe

Wie alle Zitrusfrüchte ist die Zitrone reich an Phosphor und Pektin (siehe auch Opekta). 100 Gramm Zitrone enthalten:[9] [10]

kcal kJ Wasser Fett Kalium Calcium Magnesium Phosphor Vitamin C
35 – 56 151 – 235 84 – 90 g 0,6 g 149 mg 11 mg 28 mg 20 mg 51 mg
7 %* 1 %* 9 %* 3 %* 71 %*

* Tagesbedarf eines Erwachsenen

Anbau

Zitronen verlangen ein gleichmäßig warmes und feuchtes Klima, sie sind gegen Trockenheit und Kälte empfindlicher als andere kommerziell genutzte Zitrusfrüchte. Unter feuchtwarmen Bedingungen blühen und fruchten sie das ganze Jahr über. Um eine rationelle Ernte zu ermöglichen, werden die Pflanzen oft einer Stressperiode ausgesetzt (die Bewässerung wird eingestellt), nach der es dann zu einer starken Blüte kommt; die Früchte reifen dann etwa gleichzeitig.

Die gärtnerische Vermehrung erfolgt über Stecklinge oder über Mikro-Vermehrung. Wichtige Sorten sind 'Primofiori', 'Verna', 'Interdonato', 'Eureka', 'Feminello' und 'Lisbon'.

Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die größten Produzenten von Zitronen weltweit:

Die größten Zitronenproduzenten weltweit (2004)[11]
 Rang  Land  Menge 
in kt
 Rang  Land  Menge 
in kt
1 Mexiko 1.825 9 Italien 550
2 Indien 1.420 10 Türkei 535
3 Iran 1.100 11 Ägypten 300
4 Spanien 1.050 12 Peru 255
5 Argentinien 1.300 (2010) 13 Südafrika 210
6 Brasilien 950 14 Chile 150
7 USA 732 15 Guatemala 143
8 China 618 16 Griechenland 110

Siehe auch: Die größten Orangenproduzenten

Sonstiges

Umgangssprachlich stehen die Begriffe „goldene Zitrone“ und „silberne Zitrone“ als Negativpreis für fehlerhafte oder minderwertige Produkte und Dienstleistungen. Verschiedene Verbände, Institutionen und Medien initiieren gelegentlich oder regelmäßig Preisverleihungen, mit häufig eher humoristischem Charakter.

Der Ausdruck, jemand habe „mit Zitronen gehandelt“, beschreibt ein Geschäft oder eine soziale Handlung, die sich zum Nachteil des Handelnden entwickelt oder gewendet hat.

Siehe auch Zitronensozialismus und Lemons-Problem (im Original als „lemons problem“ bezeichnet)[12].

Siehe auch

  • Zitronenpresse
  • Zitronenpulver
  • Zitruspflanzen

Literatur

  • W. Reuther, H. J. Webber, L. D. Batchelor (Hrsg.): HTML-VersionThe Citrus Industry. Bd 1 & 2. University of California. Berkeley 1967.
  • A. Schwammberger: Vom Brauchtum mit der Zitrone. Nürnberg 1965.

Weblinks

 Wikiquote: Zitrone – Zitate
 Commons: Zitrone – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Commonscat/WikiData/Difference

Wiktionary Wiktionary: Zitrone – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1.  E. Nicolosi, Z. N. Deng, A. Gentile, S. La Malfa, G. Continella, E. Tribulato: Citrus phylogeny and genetic origin of important species as investigated by molecular markers. In: Theoretical and Applied Genetics. Bd 100, Nr. 8, Heidelberg 2000, S. 1155–1166, doi:10.1007/s001220051419. ISSN 0040-5752
  2.  Theophrastus, Sir Anthony Hort (Hrsg.): Enquiry into Plants and Minor Works on Odours and Weather Signs. Bd 4, §4, Harvard Univ. Press, Cambridge/Mass. 1961.
  3. Keith Hopkins: Contraception in the Roman Empire. Comparative Studies in Society and History. 8/1, 1965, S. 135
  4. 4,0 4,1 G. Uerscheln, M. Kalusok: Kleines Wörterbuch der europäischen Gartenkunst. Stuttgart 2001, S. 188, 276. ISBN 3-15-018115-1 (Stichworte: Orangerie und Zitrusbäumchen)
  5. Wilhelmina F. Jashemski: Ancient Roman gardens in Campania and Tunisia: A comparison of the evidence. Journal of Garden History 16/4, 1996, S. 239 (online)
  6. m.w.N.
  7. N. Schneider: Stilleben. Köln 1994, S. 111. ISBN 3-8228-0398-7
  8. Zit. nach J. Anderegg: Deutsches Lesebuch. Bd 1/1. Das Zeitalter des Barock. Frankfurt 1970, S. 44–46.
  9. EU Nährwertkennzeichnungsrichtlinie (EU NWKRL 90/496/EWG)
  10. Rewe Nährwerttabelle
  11. Die Welt in Zahlen. In: Handelsblatt. Düsseldorf/Frankfurt M 2005. ISSN 0017-7296
  12. George A. Akerlof: The Market for "Lemons", in: Quarterly Journal of Economics, Vol. 84 (1970), S. 488-500.

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