Tetrabenazin

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Strukturformel
Strukturformel von Tetrabenazin
(R,R)-Isomer (oben) und (S,S)-Isomer (unten)
Allgemeines
Freiname Tetrabenazin
Andere Namen

(RR,SS)-1,3,4,6,7,11b-Hexahydro-9,10-dimethoxy- 3-(2-methylpropyl)-2H-benzo[a]quinolin

Summenformel
  • C19H27NO3 (Tetrabenazin)
  • C19H27NO3·HCl (Tetrabenazin·Hydrochlorid)
CAS-Nummer
  • 58-46-8 (Tetrabenazin)
  • 2105-47-7 (Tetrabenazin·Hydrochlorid)
PubChem 6018
ATC-Code

N07XX06

Verschreibungspflichtig: ja
Eigenschaften
Molare Masse 317,43 g·mol−1 (Tetrabenazin)
Schmelzpunkt
  • 125−126 °C (Tetrabenazin) [1]
  • 208−210 °C (Tetrabenazin·Hydrochlorid) [1]
Löslichkeit
  • unlöslich in kaltem Wasser (Tetrabenazin·Hydrochlorid)[2]
  • löslich in DMSO[2]
  • löslich in heißem Wasser, unlöslich in Aceton (Tetrabenazin)[3]
  • löslich in Ethanol, Chloroform, tert-Butylmethylether und Diethylether[4]
Sicherheitshinweise
Bitte die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
07 – Achtung

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
P: keine P-Sätze [2]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [5][2]

Xn
Gesundheits-
schädlich
R- und S-Sätze R: 22
S: keine S-Sätze
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Tetrabenazin ist ein Arzneistoff, der in Deutschland seit 2007 und in Österreich seit 2010 für die Behandlung der Chorea Huntington und von mittelschweren bis schweren Spätdyskinesien zugelassen ist, und bereits davor als so genanntes Orphan-Arzneimittel für die Behandlung dieser und einiger weiterer seltener Bewegungsstörungen verordnet wurde bzw. wird. In Deutschland, Dänemark und Kanada wird es unter dem Markennamen Nitoman, in der Schweiz Xenazine, vertrieben. Entwickelt wurde es in den 1950er Jahren. Seine Wirkung entfaltet es über die Förderung des frühen Stoffwechselabbaus des Neurotransmitters Dopamin. Genauer formuliert leert es die präsynaptischen Dopaminspeicher.

Klinische Wirkung

Tetrabenazin wird eingesetzt, um Hyperkinesen (insbesondere Chorea und Dystonie) zu reduzieren.[6] Hier sind vor allem zu nennen:

  • Chorea Huntington
  • Tourette-Syndrom
  • Spätdyskinesie (Tardive Dyskinesien)
  • Hemiballismus

Die Dosiseinstellung sollte langsam einschleichend erfolgen. Die gleichzeitige Einnahme von MAO-Hemmern ist kontraindiziert.

Pharmakologie

Pharmakodynamik

Tetrabenazin (Kürzel TBZ) wirkt als potenter VMAT-Hemmer.[7] Von klinischer Bedeutung ist seine Eigenschaft, die Dopamin-Ressourcen im ZNS zu verarmen und damit dessen Verfügberkeit als Neurotransmitter im synaptischen Spalt zu reduzieren. In seiner VMAT inhibitierenden Eigenschaft ähnelt TBZ dem Reserpin, wenngleich der Wirkmechanismus im Detail nicht identisch zu sein scheint.[7] Die stärkste VMAT-Affinität hat das Stereoisomer mit (3R,11bR)-Konfiguration. Zusätzlich wirkt TBZ als Antagonist von Dopamin-Rezeptoren.[7] 11C-markiertes TBZ kann als PET-Radioligand verwendet werden.

Pharmakokinetik

TBZ unterliegt einem starken First-Pass-Effekt. Der aktive Hauptmetabolit ist das Hydroxy-Analogon Dihydrotetrabenazin (DTBZ).[8]

Siehe auch

  • Salsolin

Handelsnamen

Monopräparate

Nitoman (D), Xenazine (CH), Tetmodis (A)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 1580, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Datenblatt Tetrabenazine bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 23. April 2011.
  3. Orphan: Tetrabenazine Tablets
  4. MHRA: Public Assessment Report
  5. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  6. PMID 16466307.
  7. 7,0 7,1 7,2 Guangrong Zheng et al. (2006): Vesicular Monoamine Transporter 2: Role as a Novel Target for Drug Development, AAPSJ. Volltext.
  8. Vergl. Biochem Pharmacol. 1966;15:645–655.
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