Stephanit

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Stephanit
Stephanit vom St Andreasberg, Harz, Niedersachsen, Deutschland
(Größe: 2,5 x 2,1 x 1,5 cm)
Andere Namen
  • Sprödglaserz
  • Sprödglanzerz
  • Schwarzgültigerz
Chemische Formel
  • Kristallchemische Strukturformel: Ag5[S|SbS3][1]
  • Summenformel: Ag5SbS4[2]
  • Oxidformel: 5 Ag2S · Sb2S3[2]
Mineralklasse Sulfide und Sulfosalze
2.GB.10 (8. Auflage: II/E.06) nach Strunz
03.02.04.01 nach Dana
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin orthorhombisch-pyramidal mm2[3]
Farbe Bleigrau bis Eisenschwarz, läuft in seltenen Fällen schwarz oder buntfarbig an
Strichfarbe schwarz
Mohshärte 2 bis 2,5
Dichte (g/cm3) 6,2 bis 6,3
Glanz Metallglanz
Transparenz undurchsichtig
Bruch muschelig
Spaltbarkeit unvollkommen nach {010}, undeutlich nach {021}
Habitus pseudohexagonale, prismatische, nadelige oder dicktafelige Kristalle, massige Aggregate
Weitere Eigenschaften
Ähnliche Minerale Selenostephanit, Arcubisit, Fettelit

Stephanit, auch als Sprödglaserz, Sprödglanzerz und Schwarzgültigerz bekannt, ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein, insgesamt aber wenig verbreitet ist. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Ag5[S|SbS3][1], ist also chemisch gesehen ein Silber-Antimon-Sulfosalz.

Stephanit entwickelt meist kurze, prismatische bis nadelige und längsgestreifte Kristalle, aber auch rosetten- und treppenförmige oder massige Mineral-Aggregate von bleigrauer bis eisenschwarzer Farbe bei schwarzer Strichfarbe. An der Luft läuft er gelegentlich matt-schwarz oder buntfarbig an. Die Oberflächen frischer Proben weisen einen metallischen Glanz auf.

Besondere Eigenschaften

Buntfarbig angelaufener Stephanit aus der Husky Mine, Elsa, Galena Hill, Yukon, Kanada (Größe: 3,4 x 1,6 x 1,2 cm)

Vor dem Lötrohr auf Kohle wird Stephanit zunächst rissig und schmilzt dann, wobei sich ein Beschlag aus Antimon(III)-oxid bildet. Mit Soda erschmolzen bildet sich ein Silberkorn. Von verdünnter Salpetersäure wird Stephanit unter Ausfällung von Schwefel und Antimon(III)-oxid zersetzt.[2]

Etymologie und Geschichte

Stephanit war bereits den Bergleuten im Mittelalter als reiches Silbererz bekannt, allerdings unter den Bezeichnungen Sprödglaserz und Röschgewächs (mittelhochdeutsch für frisch, hart, spröde oder auch knusprig, kross) im Gegensatz zum Weichgewächs, dem heutigen Silberglanz bzw. Akanthit. Die Bezeichnung Sprödglaserz übernahm auch Abraham Gottlob Werner (1789) in seinen mineralogischen Aufzeichnungen. Durch Lautverschiebung wandelte sich aber noch zu Werners Zeiten „glas“ zu „glanz“, daher findet sich unter anderem bei Friedrich Hausmanns Handbuch der Mineralogie (1813) die Bezeichnung Sprödglanzerz. Gelegentlich waren auch noch Schwarzgültigerz, Schwarzgülden oder seltener Schwarzerz in Anlehnung an die oft schwarze Farbe des Stephanits im Umlauf.[4][5]

Den bis heute gültigen Namen Stephanit erhielt das Mineral 1845 von Wilhelm Ritter von Haidinger, der es zu Ehren von Erzherzog Stefan Franz Viktor von Österreich nach diesem benannte.

Als Typlokalität gilt der Freiberger Bergbaubezirk in Sachsen.[6]

Klassifikation

Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Stephanit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfosalze“, wo er zusammen mit Arcubisit, Fettelit und Selenostephanit die unbenannte Gruppe II/E.06 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Stephanit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings in die neu definierte Abteilung der „Sulfoarsenide, Sulfoantimonide, Sulfobismuthide“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur und der möglichen Anweisenheit zusätzlichen Schwefels in der Formel, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau und seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Insel(Neso)-Sulfarsenide usw., mit zusätzlichen Schwefel (S)“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Selenostephanit die nach ihm benannte „Stephanitgruppe“ mit der System-Nr. 2.GB.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Stephanit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Selenostephanit in der ebenfalls nach ihm benannten „Stephanitgruppe“ mit der System-Nr. 03.02.04 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfosalze mit dem Verhältnis z/y = 4 und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Große Kristalle von Stephanit aus der Los Chispas Mine, Sonora, Mexico (Größe: 6,5 x 5 x 4,5 cm)

Stephanit bildet sich hydrothermal in geologisch aktiven (rezenten) Störungszonen der Erdkruste. Dort ist es vor allem in Silber-Lagerstätten, begleitet von Akanthit, Galenit, gediegen Silber, Proustit, Pyrit, Sphalerit und Tetraedrit, zu finden.

Weltweit sind bisher (Stand: 2012) rund 500 Fundorte für Stephanit bekannt.[7] Neben seiner Typlokalität Freiberg, wo das Mineral in vielen Gruben der Umgebung zutage trat, konnte es in Deutschland unter anderem noch in mehreren Gruben bei Annaberg-Buchholz, Johanngeorgenstadt, Marienberg, Bärenstein und Schneeberg in Sachsen sowie an vielen weiteren Orten in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gefunden werden.

In Österreich fand sich Stephanit an einigen Fundorten in Kärnten, Salzburg und der Steiermark und in der Schweiz sind bisher nur wenige Fundorte im Kanton Wallis (Binntal, Lötschental, Martigny) bekannt.

Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Stephanitfunde mit Kristallen von mehreren Zentimetern Größe sind unter anderem Příbram (deutsch: Pibrans, älter auch Freiberg in Böhmen) und Jáchymov (deutsch Sankt Joachimsthal) in Tschechien sowie die Chispas-Mine bei Arizpe im mexikanischen Bundesstaat Sonora.[8]

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Bolivien, Bulgarien, Chile, China, Ecuador, Frankreich, Griechenland, Honduras, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kolumbien, Marokko, Norwegen, Peru, auf den Philippinen, in Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, der Slowakei, Spanien, Tadschikistan, Ungarn, Usbekistan, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[9]


Kristallstruktur

Stephanit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Cmc21 (Raumgruppen-Nr. 36) mit den Gitterparametern a = 7,84 Å; b = 12,47 Å und c = 8,54 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Verwendung

Aufgrund des Silbergehalts von bis zu 68 % ist Stephanit ein wichtiges Silbererz.[10]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 122.
  2. 2,0 2,1 2,2  Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1979, ISBN 3-342-00288-3, S. 343.
  3. Webmineral - Stephanite (englisch)
  4.  Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. Ott Verlag, Thun und München 1968, S. 226, 324.
  5.  Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 292.
  6. Mineralienatlas:Freiberg, Revier (Fundortbeschreibung und Mineralliste)
  7. MinDat - Stephanite (englisch)
  8.  Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 54 (Dörfler Natur).
  9. Mindat - Localities for Stephanite
  10. W. Pohl: W. & W.E. Petrascheck's Lagerstättenlehre. 4. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele und Obermiller), Stuttgart 1992, S. 193. ISBN 3-510-65150-2.

Literatur

  • John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Stephanite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 61,6 kB)

Weblinks

 Commons: Stephanite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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