Schacht Konrad

Schacht Konrad

Anlage Schacht Konrad 1 mit Fördergerüst
Fördergerüst Schacht Konrad 1

Der Schacht Konrad ist ein stillgelegtes Eisenerz-Bergwerk im Stadtgebiet Salzgitter zwischen den Stadtteilen Bleckenstedt und Sauingen östlich der A 39, etwa acht Kilometer von Braunschweig entfernt. Es ist nach Konrad Ende, dem früheren Aufsichtsratsvorsitzenden der Salzgitter AG, benannt. Das Bergwerk wird zum Endlager für radioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung umgebaut. Rund 90 Prozent der in Deutschland anfallenden radioaktiven Abfälle gehören in diese Kategorie, sie beinhalten aber nur etwa 0,1 % der gesamten Radioaktivität allen Abfalls.[1] Das Fördergerüst des Schachtes Konrad 1 ist von der A 39 und von der Industriestraße Nord aus gut zu erkennen. Es stellt eine Landmarke dar und steht unter Denkmalschutz.[2] Der Schacht Konrad 2 befindet sich auf dem Gelände der Salzgitter Flachstahl GmbH.

Vorgeschichte

Rasenhängebank des Schachts Konrad beim Verladen von Kesselwagen.

Die Eisenerzvorkommen waren seit dem 19. Jahrhundert Grundlage der Industrialisierung im Raum Salzgitter. Das erste Salzgitteraner Erz wurde im Jahr 1867 gefördert. Die Schachtanlage Konrad ist das jüngste der ehemaligen Eisenerzbergwerke in dieser Region. Das Erz wurde durch zwei Schächte erschlossen, von denen Schacht Konrad 1 rund 1232 Meter und Schacht Konrad 2 rund 999 Meter tief war. Der Produktionsbetrieb dauerte von 1961 bis 1976. In dieser Zeit wurden insgesamt 6,7 Millionen Tonnen Eisenerz gefördert.

Genehmigungsverfahren zum Endlager

Schacht Konrad ist in einem atomrechtlichen Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung zum Endlager bestimmt worden. Die Schachtanlage Konrad ist für ein Eisenerzbergwerk außergewöhnlich trocken. Da dies ein wichtiges Eignungskriterium für ein Endlager für radioaktive Abfälle darstellt, wurde 1975 mit entsprechenden Untersuchungen zur Möglichkeit einer Endlagerung begonnen. Nachdem diese positiv ausgefallen waren, stellte die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) als die damals für die Endlagerung zuständige Bundesbehörde am 31. August 1982 einen Antrag auf Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens. Da die bisher gewonnenen Unterlagen als unvollständig für das Planfeststellungsverfahren angesehen wurden, wurde zeitgleich ein erweitertes Standorterkundungsprogramm zum Langzeitsicherheitsnachweis für die Schachtanlage und zur Ergänzung der bisherigen Plandaten gestartet.[3]

Der Erörterungstermin fand zwischen September 1992 und März 1993 statt. Dabei wurden sämtliche einschlägigen Themen zum Endlager Konrad zwischen der Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern, dem Antragsteller (Bundesamt für Strahlenschutz) sowie der Genehmigungsbehörde (Niedersächsisches Umweltministerium) diskutiert. Nach fast 20-jährigem Verfahren wurde am 22. Mai 2002 die Genehmigung (Planfeststellungsbeschluss) erteilt. Sie beinhaltet die Einlagerung von maximal 303.000 m³ „radioaktiver Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung“. Gegen den Bescheid wurden beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg mehrere Klagen eingereicht. Wesentliche Klagepunkte waren die Langzeitsicherheit, Störfälle, Transporte radioaktiver Abfälle, radioaktive Kontamination im Normalbetrieb sowie die Planungshoheit der Kommunen. Die mündliche Verhandlung fand vom 28. Februar 2006 bis 2. März 2006 beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg statt. Das am 8. März 2006 gefällte Urteil wies die Klagen ab und ließ die Revision nicht zu. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung des Urteils strebten einzelne Kläger dennoch eine Revision beim Bundesverwaltungsgericht (per Nichtzulassungsbeschwerde) an, die aber mit Urteil vom 26. März 2007 (öffentliche Bekanntmachung: 3. April 2007) nicht angenommen wurde.[4] Damit wurde die Entscheidung für Schacht Konrad letztinstanzlich bestätigt.

Da sich herausgestellt hat, dass der AVR-Reaktor nicht wie ursprünglich geplant in Schacht Konrad endgelagert werden kann, da das 14C-Inventar der Reaktoreinbauten zu hoch ist, wird derzeit vom Forschungszentrum Jülich mit Unterstützung des BMBF im Rahmen des Projekts CarboDISP geprüft, ob der genehmigte Grenzwert für 14C in Schacht Konrad (400 TBq) angehoben werden kann.[5]

Die Absicht, den aus der havarierenden Asse-II herauszuholenden Atommüll nach Schacht Konrad zu verbringen[6], wurde mittlerweile aufgegeben.

Endlagerbergwerk

Einlagerungskammer für die Endlagerung von schwach- und mittelradioaktivem Abfall. Die Teilschnittmaschine fräst die neuen Kammern und schafft gleichzeitig den Abraum nach hinten.

Nach letztinstanzlicher Bestätigung der Entscheidung 2007 für Konrad wurde mit der Errichtung der technischen Anlagen für die Endlagerung und die Einlagerungskammern begonnen.[7] Die Umrüstarbeiten werden mehrere Jahre in Anspruch nehmen, Einlagerungsbeginn war im Jahr 2008 zunächst für Ende 2013 vorgesehen.[8] Nach Meldung der beauftragten Endlager-Baufirma Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern (DBE) wird derzeit aber von einer Fertigstellung und Inbetriebnahme nicht vor 2019 ausgegangen.[9][10] Mehrere Einlagerungskammern bilden ein Einlagerungsfeld. Theoretisch können bis zu neun Einlagerungsfelder aufgefahren werden, die von den sechs bestehenden Hauptsohlen in 800, 850, 1000, 1100, 1200 und 1300 Metern Tiefe erschlossen werden. Da im Planfeststellungsverfahren die Gesamtmenge des einzulagernden Atommülls auf maximal 303.000 m³ festgelegt wurde, wird nur eines dieser Einlagerungsfelder geschaffen. Die Einlagerungskammern werden mit einem Querschnitt von etwa 40 m² bei einer Sohlenbreite von etwa 7 Metern und einer Höhe von etwa 6 Metern erstellt. Ihre Länge soll – je nach geologischen und bergtechnischen Gegebenheiten – zwischen 100 und 1000 Meter betragen. Nach der Einlagerung der Container werden die Kammern abschnittsweise mit einer Mischung von beim Vortrieb gewonnenen Gesteinsmaterial und Zement vergossen, um den Atommüll dort dauerhaft zu lagern.

Die Kosten für die Umwandlung vom Eisenerzbergwerk zu einem Endlager für Atommüll belaufen sich laut Bundesamt für Strahlenschutz auf etwa 2,2 Mrd. Euro. In den 1980er und 1990er Jahren ging man noch von 900 Mio. Euro aus. Doch schon bis Ende 2007 fielen 930 Mio. Euro für Erkundungs- und Planungsarbeiten an.[11] Die Kosten für die Errichtung des Endlagers stellt das Bundesamt für Strahlenschutz den Abfallverursachern in Rechnung.[12]

Veranstaltungen

Im Rahmen der Festlichen Tage Neuer Musik 2010 des Staatstheaters Braunschweig wurde am 29. Mai 2010 das Konzert GLANZ mit den Stücken PARADIES, GLANZ und NEBADON aus dem Zyklus KLANG von Karlheinz Stockhausen aufgeführt.[13] Ursprünglich sollte die Veranstaltung in der Transformator-Halle stattfinden, wurde dann jedoch noch am Veranstaltungstag nach draußen in unmittelbare Nähe des Förderturms von Schacht Konrad 1 verlegt. Grund dafür waren zu laute Restgeräusche nach Abschaltung der meisten Geräte in der Transformator-Halle. Organisiert wurde die Veranstaltung von dem Orchesterdirektor Martin Weller in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strahlenschutz.

Obwohl hinsichtlich des Konzerts die Meinung aufgekommen war, dass damit der Schacht Konrad positiv dargestellt werden solle, bezog das Staatstheater Braunschweig dahingehend keine Position. So sagte Martin Weller: „Wir wollen Konrad weder hoffähig machen noch ihn mit dem Konzert angreifen.“[14]

Einzelnachweise

Literatur

  • Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung mbH - Institut für Tieflagerung - in Zusammenarbeit mit Kernforschungszentrum Karlsruhe GmbH - Institut für Nukleare Entsorgungstechnik (Hrsg.): Eignungsprüfung der Schachtanlage Konrad für die Endlagerung radioaktiver Abfälle - Abschlussbericht. München 1982.
  • Bundesamt für Strahlenschutz (Hrsg.): Endlager Konrad. Wissen schafft Vertrauen. Salzgitter 2009.
  • Bundesamt für Strahlenschutz (Hrsg.): Endlager Konrad. Antworten auf die meistgestellten Fragen. Salzgitter 2011.

Weblinks


52.18361111111110.402777777778Koordinaten:

52° 11′ 1″ N, 10° 24′ 10″ O


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