Octabromdiphenylether

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Strukturformel
Allgemeine Struktur von Octabromdiphenylether
8 Brom-Substituenten
Allgemeines
Name Octabromdiphenylether
Andere Namen
  • OctaBDE
  • Octa-BDE
  • 2,4,5-Tribromphenoxy-pentabrombenzol
Summenformel C12H2Br8O
CAS-Nummer 32536-52-0
Kurzbeschreibung

weißer Feststoff [1]

Eigenschaften
Molare Masse 801,31 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

2,9 g·cm−3 [1]

Siedepunkt

> 300 °C (Zersetzung) [1]

Dampfdruck

6,59 µPa (21 °C) [2]

Löslichkeit

sehr schlecht löslich in Wasser [1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) [3]
08 – Gesundheitsgefährdend

Gefahr

H- und P-Sätze H: 360Fd
P: ?
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [4] aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) [3]
Giftig
Giftig
(T)
R- und S-Sätze R: 61-62
S: 53-45
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Octabromdiphenylether (OctaBDE) ist ein Flammschutzmittel und gehört zur Gruppe der polybromierten Diphenylether (PBDE).

Verwendung

OctaBDE wurde mit Antimontrioxid als Synergist vor allem im Kunststoff ABS eingesetzt. Weitere Kunststoffe, welche mit der Substanz flammgeschützt wurden, waren HIPS, PBT und Polyamidpolymere. Typische Einsatzkonzentrationen waren 12–15 %.[2] Der jährliche Verbrauch wurde 2001 weltweit auf 3790 Tonnen geschätzt, wovon rund 610 Tonnen in der europäischen Industrie verwendet wurden.[5] Eingesetzt wurde dabei ein Stoffgemisch bestehend aus verschiedenen Kongeneren, wobei neben Diphenylethern mit acht auch solche mit fünf (Pentabromdiphenylether), sechs (Hexabromdiphenylether), sieben (Heptabromdiphenylether), neun (Nonabromdiphenylether) und zehn Bromatomen (Decabromdiphenylether) enthalten waren.

Zusammensetzung von technischem OctaBDE [6]
Struktur Kongener Name Anteil
Struktur von BDE-153 BDE-153 2,2′,4,4′,5,5′-Hexa-
bromdiphenylether
0,15–8,7 %
Struktur von BDE-154 BDE-154 2,2′,4,4′,5,6′-Hexa-
bromdiphenylether
0,04–1,1 %
Struktur von BDE-171 BDE-171 2,2′,3,3′,4,4′,6-Hepta-
bromdiphenylether
0,17–1,8 %
Struktur von BDE-180 BDE-180 2,2′,3,4,4′,5,5′-Hepta-
bromdiphenylether
n.d.–1,7 %
Struktur von BDE-183 BDE-183 2,2′,3,4,4′,5′,6-Hepta-
bromdiphenylether
13–42 %
Struktur von BDE-196 BDE-196 2,2′,3,3′,4,4′,5,6′-Octa-
bromdiphenylether
3,1–10,5 %
Struktur von BDE-197 BDE-197 2,2′,3,3′,4,4′,6,6′-Octa-
bromdiphenylether
11–22 %
Struktur von BDE-203 BDE-203 2,2′,3,4,4′,5,5′,6-Octa-
bromdiphenylether
4,4–8,1 %
Struktur von BDE-206 BDE-206 2,2′,3,3′,4,4′,5,5′,6-Nona-
bromdiphenylether
1,4–7,7 %
Struktur von BDE-207 BDE-207 2,2′,3,3′,4,4′,5,6,6′-Nona-
bromdiphenylether
11–12 %
Struktur von BDE-209 BDE-209 Deca-
bromdiphenylether
1,3–50 %

Es sind nur Kongenere mit mehr als 1 % aufgeführt.

Im Elektroschrott wurde in einer 2003 durchgeführten Studie eine durchschnittliche Konzentration von 530 ppm gefunden, was das verbreitete Vorkommen von OctaBDE in elektrischen Geräten bestätigte.[7]

Umweltrelevanz

Aufgrund seiner Toxizität, Persistenz und Tendenz zu Bioakkumulation wurde die Substanz 2004 in der EU, der Schweiz, Norwegen, sowie weiteren Ländern verboten. In den USA haben 10 Staaten die Verwendung von OctaBDE gesetzlich verboten (Kalifornien, Hawaii, Illinois, Maine, Maryland, Michigan, New York, Oregon, Rhode Island und Washington). Einige Kongenere von kommerziell genutztem OctaBDE wurden in die Liste des Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe (POP-Konvention) aufgenommen. Dabei wurden für einige Produkte, die recyceltes Material enthalten, Ausnahmen gewährt. In Deutschland hat die Industrie schon 1986 in einer freiwilligen Vereinbarung beschlossen auf die Verwendung zu verzichten.[8] OctaBDE gelangt durch verschiedene Prozesse in die Umwelt und kommt in den Umweltkompartimenten wie Luft, Wasser, Boden, Flusssedimenten vor. Auch im Klärschlamm und im Hausstaub wird es gefunden.[9][10][11] In den USA und Kanada sind die Werte im Hausstaub viel höher als in Europa. In einer vom WWF durchgeführten Untersuchung wurde OctaBDE im Blut der Europaparlamentarier gefunden.[12] Auch in der Muttermilch kann es nachgewiesen werden.[13]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Eintrag zu CAS-Nr. 32536-52-0 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 28. August 2007 (JavaScript erforderlich)
  2. 2,0 2,1 European Commission (2003): European Union Risk Assessment Report. DIPHENYL ETHER, OCTABROMO DERIVATIVE (CAS No: 32536-52-0, EINECS No: 251-087-9). RISK ASSESSMENT. Office for Official Publications of the European Communities.
  3. 3,0 3,1 Eintrag aus der CLP-Verordnung zu CAS-Nr. 32536-52-0 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA (JavaScript erforderlich)
  4. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  5. Bromine Science and Environmental Forum: Industrial demand in 2001, abgerufen am 21. Februar 2007.
  6. M. J. La Guardia, R. C. Hale, E. Harvey: Detailed Polybrominated Diphenyl Ether (PBDE) Congener Composition of the Widely Used Penta-, Octa-, and Deca-PBDE Technical Flame-retardant Mixtures, in: Environ. Sci. Technol. 2006, 40, 6247–6254, doi:10.1021/es060630m.
  7. Morf L. S., Tremp J., Gloor R., Huber Y., Stengele M., Zennegg M. (2005): Brominated Flame Retardants in Waste Electrical and Electronic Equipment: Substance Flows in a Recycling Plant. Environ. Sci. Technol. 39 (22): 8691–8699. doi:10.1021/es051170k
  8. Alcock R. E., Busby J. (2006): Risk migration and scientific advance: The case of flame-retardant compounds. Risk Analysis 26(2): 369–381. PMID 16573627
  9. Kuch B., Körner W., Hagenmaier H. (2001): Monitoring von bromierten Flammschutzmitteln in Fliessgewässern, Abwässern und Klärschlämmen in Baden-Württemberg. Umwelt und Gesundheit, Universität Tübingen.
  10. Moche W., Thanner G., Stephan K. (2004): Bromierte Flammschutzmittel in der aquatischen Umwelt. Umweltbundesamt, Wien.
  11. Uhl M., Hohenblum P., Scharf S., Trimbacher C. (2004): Hausstaub – Ein Indikator für Innenraumbelastung. Umweltbundesamt, Wien.
  12. WWF Detox Campaign (2004): Bad Blood? A Survey of Chemicals in the Blood of European Ministers
  13. Vieth B., Rüdiger T., Ostermann B., Mielke H. (2005): Rückstände von Flammschutzmitteln in Frauenmilch aus Deutschland unter besonderer Berücksichtigung von polybromierten Diphenylethern. Aktionsprogramm „Umwelt und Gesundheit“. Berlin, Bundesinstitut für Risikobewertung.

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