Nakrit

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Nakrit
Nacrite - Mineralogisches Museum Bonn1.jpg
Nakrit aus dem „Frohe Hoffnung“-Stollen bei Wildental, Erzgebirge
Andere Namen
  • Steinmark
Chemische Formel

Al4[(OH)8|Si4O10][1]

Mineralklasse Silikate (und Germanate) - Schichtsilikate (Phyllosilikate)
9.ED.05 (8. Auflage: VIII/H.25) nach Strunz
71.01.01.03 nach Dana
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin monoklin-domatisch; m[2]
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) Cc (Raumgruppen-Nr. 9)
Farbe farblos, weiß, grau, gelbbraun
Strichfarbe weiß
Mohshärte 2 bis 2,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,5 bis 2,7 ; berechnet: 2,582[3]
Glanz erdig, Perlmuttglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch uneben
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}[3]
Habitus unregelmäßig begrenzte, pseudohexagonale, tafelige Kristalle und Aggregate
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,557 ; nβ = 1,562 ; nγ = 1,563[4]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
δ = 0,006[4] ; zweiachsig negativ
Optischer Achsenwinkel 2V = 40° (gemessen); 48° (berechnet)[4]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in H2SO4 bei Erwärmung

Nakrit, veraltet auch als Steinmark bezeichnet[5], ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Al4[(OH)8|Si4O10][1], ist also kristallchemisch gesehen ein Aluminium-Schichtsilikat mit Hydroxidionen ((OH)2-) als zusätzlichen Anionen

Nakrit entwickelt meist erdige, schuppige oder massige Aggregate, selten auch kleine, tafelige, unregelmäßig pseudohexagonale Kristalle von weißer, grauer oder gelblichbrauner Farbe und perlmuttartigem Glanz.

Etymologie und Geschichte

Erstmals beschrieben wurde Nakrit 1807 von Alexandre Brongniart. Seinen Namen erhielt das Mineral aufgrund seines Glanzes nach dem französischen Wort Nacre für Perlmutt.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Nakrit zur allgemeinen Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“, wo er zusammen mit Dickit, Halloysit-7Å und Kaolinit die „Kaolinit-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/H.25 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Nakrit ebenfalls in die Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Kaolinitschichten, zusammengesetzt aus tetraedrischen oder oktaedrischen Netzen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Dickit, Kaolinit, und Odinit die „Kaolinit-Gruppe“ mit der System-Nr. 9.ED.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Nakrit in die Abteilung der „Schichtsilikatminerale“ ein. Hier ist er als zusammen mit Dickit, Kaolinit, Halloysit-7Å, Endellit und Odinit in der „Kaolinitgruppe“ mit der System-Nr. 71.01.01 innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 1:1-Lagen“ zu finden.

Modifikationen und Varietäten

Eine grobschuppige Varietät von Nakrit wird als Pholerit bezeichnet.[6]

Bildung und Fundorte

Pseudomorphose von Nakrit nach Feldspat aus dem Saubachtal, Vogtland

Nakrit bildet sich in Hohlräumen hydrothermaler Lagerstätten. Begleitminerale sind unter anderem Calcit, Dolomit, Fluorit, Quarz und Topas.

Als seltene Mineralbildung konnte Nakrit bisher (Stand: 2012) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei rund 100 Fundorte als bekannt gelten.[7] Neben seiner Typlokalität Grube Einigkeit bei Brand-Erbisdorf trat das Mineral in Deutschland noch in einigen weiteren Bergwerken im sächsischen Erzgebirge zutage. Weitere Fundorte sind unter anderem Schweighausen im Schwarzwald in Baden-Württemberg; Bad Berneck, Joditz und Wölsendorf (Schwandorf) in Bayern, Sankt Andreasberg im niedersächsischen Harz, die Zechen Zollverein, Julia und Wilder Mann in Nordrhein-Westfalen, Bad Ems und Dannenfels in Rheinland-Pfalz, die Grube Korb bei Eisen (Nohfelden) im Saarland sowie Ronneburg und im Steinbruch Henneberg bei Weitisberga in Thüringen.

In Österreich fand sich Nakrit bisher nur am Katschberg, genauer in Gesteinsproben, die beim Bau des Katschbergtunnels für die Tauern Autobahn zwischen Kärnten und Salzburg entnommen wurden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Bolivien, China, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, der Demokratischen Republik Kongo, Mexiko, Namibia, Polen, Schweden, der Slowakei, Spanien, Südafrika, Südkorea, Tschechien, Ukraine, Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[4]

Kristallstruktur

Nakrit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe Cc (Raumgruppen-Nr. 9) mit den Gitterparametern a = 8,91 Å, b = 5,15 Å, c = 15,70 Å und β = 113,7° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle[1].

Siehe auch

Literatur

  •  Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 258.
  •  Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 760.

Weblinks

 Commons: Nacrite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Commonscat/WikiData/Difference

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 675.
  2. Webmineral - Nacrite (englisch)
  3. 3,0 3,1 John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Nacrite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 68,4 kB)
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Mindat - Nacrite
  5.  Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 841.
  6.  Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1979, ISBN 3-342-00288-3, S. 565.
  7. Mindat - Anzahl der Fundorte für Nakrit

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