Glushinskit

Erweiterte Suche

Glushinskit
Chemische Formel

Mg(C2O4)· 2H2O

Mineralklasse organische Verbindungen / Oxalate
10.AB.10 (8. Auflage: IX/A.01) nach Strunz
50.01.03.02 nach Dana
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin 2/m
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)
Farbe farblos bis weiß
Strichfarbe weiß
Mohshärte 2
Dichte (g/cm3) 1,85
Glanz
Transparenz durchscheinend
Bruch
Spaltbarkeit
Habitus
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,365 nβ = 1,530 nγ = 1,595
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
δ = 0,230 ; zweiachsig negativ
Weitere Eigenschaften
Schmelzpunkt Zersetzung
Chemisches Verhalten löslich in Wasser
Ähnliche Minerale Whewellit, Weddellit

Glushinskit ist ein seltenes, sekundäres Mineral aus der Mineralklasse der „organischen Verbindungen“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Mg(C2O4)· 2H2O, ist also chemisch gesehen ein Magnesiumoxalat.

Glushinskit bildet sich durch den Einfluss von Pflanzen auf magnesiumhaltige Gesteine. Die bisher gefundenen Kristalle waren sämtlich mikroskopisch klein (ca. 2,5 µm) und hatten einen pyramidalen Habitus. Das Mineral hat eine Mohshärte von 2 und eine weiße Strichfarbe.[1]

Besondere Eigenschaften

Thermonalytische Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Glushinskit völlig analog zu reinem Magnesiumoxalat verhält. Wie dieses gibt er bei Temperaturen oberhalb von 147 °C sein Kristallwasser ab und zersetzt sich ab 397 °C unter Bildung von Magnesiumoxid, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid.[2] Glushinskit ist sehr gut wasserlöslich. Aus diesem Grund ist er als Mineral nur wenig stabil.

Etymologie und Geschichte

Das Mineral wurde nach dem am Institut für Arktische und Antarktische Forschung (Sankt Petersburg, Russland)[3] tätigen russischen Geologen Pjotr Iwanowitsch Gluschinski (* 1908) benannt.

Erstmals beschrieben wurde Glushinskit 1960 durch Yuri Apollonivich Zhemchuzhnikov und A. I. Ginzburg.[1][4]

Typmaterial findet sich im Royal Museum, Edinburgh (Schottland) und dem Natural History Museum, London (England).

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Glushinskit zur Mineralklasse der „Organischen Verbindungen“ und dort zur Abteilung der „Salze organischer Säuren“, wo er zusammen mit Caoxit, Coskrenit-(Ce), Humboldtin, Levinsonit-(Y), Lindbergit, Minguzzit, Moolooit, Natroxalat, Novgorodovait, Oxammit, Stepanovit, Weddellit, Wheatleyit, Whewellit, Zhemchuzhnikovit und Zugshunstit-(Ce) die eigenständige „Gruppe der Oxalate“ bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Glushinskit ebenfalls in die Klasse der „Organischen Verbindungen“ und dort in die Abteilung der „Salze von organischen Säuren“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der salzbildenden Säure, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Oxalate“ zu finden ist, wo er der einzige Vertreter der Glushinskit-Gruppe 10.AB.10 ist.

Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Whewellit in die Klasse der „Organische Minerale“ und dort in die gleichnamige Abteilung ein. Hier ist er mit Humboldtin und Lindbergit in der Humboldtingruppe (50.01.03) innerhalb der Unterabteilung „Salze organischer Säuren (Oxalate)“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Erstmals wurde Glushinskit im Nordwesten Schottlands gefunden. Hier bildete sich das Mineral durch Einwirkung der Flechte Lecanora atra auf ein magnesiumhaltiges Gestein. Bekannte Fundstellen in Schottland sind:

  • Johnstonmühle, etwas sechs Kilometer südwestlich von Insch (Kincardineshire)
  • Insel Rhum, Innere Hebriden

Neben der Bildung durch Flechten konnte Glushinskit in Arizona in verrotteten Teilen des Saguaro-Kaktus nachgewiesen werden.[5][6][7]

Weiterhin sind folgende Fundorte beschrieben worden, wobei es keine Angaben zu Bildung gibt:

  • Chulaebene, Jordangraben/Israel
  • Gcwihabahöhle, 280 km westlich von Maun/Botswana

Auch wenn diese wenigen Fundorte vermuten lassen, dass es sich bei Glushinskit um ein extrem seltenes Mineral handelt, so kann man vermuten, dass es in der Natur häufig gebildet wird. Größere Kristalle sind allerdings nicht zu erwarten, da die Bildung in der Regel an pflanzliche Einflüsse gebunden ist und da Magnesiumoxalat zum Gegensatz zu den Calciumoxalaten eine hohe Wasserlöslichkeit besitzt.

Weiterhin konnte Glushinskit wie die analogen Mineralien Weddellit und Whewellit in Kohlelagerstätten nachgewiesen werden. Die Bildung erfolgt hier wie bei den anderen Oxalaten. Ein bekannter Fundort sind die Kohlelagerstätten von

  • Chai-Tumus, Ulus Bulun/Russland


Kristallstruktur

Glushinskit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15) mit den Gitterparametern a = 12,67 Å, b = 5,41 Å, c = 9,98 Å und β = 129,4° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[8]

Glushinskit entspricht einem β-Magnesiumoxalat. Vom Magnesiumoxalat ist bekannt, dass es auch eine α-Phase gibt. Diese wurde 1989 von Cogwill als natürliches Mineral in der Chulaebene, Jordangraben/Israel gefunden und beschrieben. Einen offiziellen Namen für diese Modifikation gibt es noch nicht (Stand 2011).

Siehe auch

Literatur

  • K. Kolo and Ph. Claeys: In vitro formation of Ca-oxalates and the mineral glushinskite by fungal interaction with carbonate substrates and seawater, in: Biogeosciences, Band 2 (2005), S. 277–293 (PDF 7,7 MB)
  • John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Glushinskite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 65,6 kB)
  • Monje PV, Baran EJ; Evidence of formation of glushinskite as a biomineral in a Cactaceae species; SourceCentro de Química Inorgánica (CEQUINOR/CONICET, UNLP), Facultad de Ciencias Exactas, Universidad Nacional de La Plata, C. Correo 962, 1900-La Plata, Argentina.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 M. J. Wilson, D. Jones, J. D. Russel: Glushinskite, a naturally occurring magnesium oxalate, in: Mineralogical Magazine, September 1980, Band 43, S. 837-840 (PDF 325 kB
  2. A Raman spectroscopic study of thermally treated glushinskite – the natural magnesium oxalate dihydrate. In: Spectrochimica a cta. 2004, S. 643-651, abgerufen am 11. November 2011 (PDF).
  3. IAAR Offizielle Webseite des Instituts für Arktische und Antarktische Forschung (Englisch/Russisch); überprüft am 14. November 2011
  4. Petrology of clays, in: Izvestiya Akademii Nauk SSSR (1960), S. 93-93)
  5. Decay-induced biomineralization of the saguaro cactus (abgerufen 11. November 2011)
  6. Sugaros End (abgerufen 11. November 2011)
  7. In vitro formation of Ca-oxalates and the mineral glushinskite by fungal interaction with carbonate substrates and seawater (abgerufen 11. November 2011)
  8.  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 718.

cosmos-indirekt.de: News der letzten Tage