Carnaubawachs

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Carnaubawachs
Carnaubawachs, teilweise geschmolzen

Carnaubawachs (lat. Cera Carnauba) ist ein Wachs, das aus den Blättern der in Brasilien wachsenden Carnaubapalme (Copernicia prunifera) gewonnen wird. Es wird vor allem in der Lebensmittel- und in der Kosmetikindustrie sowie in Medikamenten verwendet.

Eigenschaften

Carnaubawachs ist unverdaulich und wird bei Verzehr (auch durch Tiere) auf natürlichem Wege wieder ausgeschieden. Es gilt als gesundheitlich unbedenklich und ist frei von Duftstoffen, was für Allergiker bedeutsam sein kann. Carnaubawachs besitzt eine helle gelbliche bis grünliche Farbe und ist das härteste bekannte natürliche Wachs. Sein sehr hoher Schmelzpunkt von 80 bis 87 °C hält es auch in warmen Räumen und bei Sonneneinstrahlung stabil.

Inhaltsstoffe

Carnaubawachs besteht zu etwa 85 % aus Estern langkettiger Fettsäuren (Wachssäuren), ω-Hydroxycarbonsäuren und aromatischen Carbonsäuren wie Zimtsäuren. Als Alkoholkomponente kommen Fettalkohole (Wachsalkohole) und Diole vor. Daneben sind auch jeweils rund 2–3 % unveresterte Diole, langkettige Wachssäuren, wie Behensäure, Carnaubasäure, Cerotinsäure, Lignocerinsäure oder Melissinsäure, Wachsalkohole und auch gesättigte Kohlenwasserstoffe vorhanden.[1]

Produktion und wirtschaftliche Bedeutung

Brasilien ist das einzige Land mit bedeutender Carnaubaproduktion. Der größte Teil der Produktion wird zu Pulver verarbeitet. Die brasilianische Erzeugung von Carnaubawachs-Pulver betrug rund 19.000 t im Jahr 2007. Innerhalb Brasiliens findet die Hauptproduktion im Bundesstaat Piauí statt (69,3 %). An zweiter Stelle kommt der Bundesstaat Ceará mit 28 %. Die Produktion von Carnaubawachs betrug dagegen nur rund 3.000 t, wobei in diesem Fall Ceará der größte Erzeuger war mit 81,8 % der Produktion, gefolgt vom Bundesstaat Rio Grande do Norte mit 16,8 %.[2]

Im semi-ariden Nordosten Brasiliens ist Carnaubawachs traditionell eines der wichtigsten Exportprodukte. Es haben sich jedoch bis heute keine intensiv bewirtschafteten Plantagen etabliert. Stattdessen werden natürliche Carnaubabestände in regelmäßigen Abständen beerntet (Extraktivismus). Dies liegt zum einen daran, dass eine neu angelegte Plantage etwa 20 Jahre bräuchte, bis sie eine angemessene Produktion liefert, so dass entsprechende Investitionen gescheut werden. Zum anderen liefert Carnauba gegenüber anderen Kulturen nur geringe Erlöse pro Hektar. Auf kargen Böden kommt Carnauba jedoch in hoher Dichte vor und aufgrund der relativ stabilen Weltmarktnachfrage nach Carnaubawachs war dieser Bestand zur Deckung der Nachfrage bisher ausreichend.[3]

Verwendung

Carnaubawachs findet vor allem in der Lebensmittel- und in der Kosmetikindustrie sowie in Medikamenten Verwendung, unter anderem als:

  • natürliches Trenn- und Überzugsmittel für z. B. Kaugummis oder Gummibären (Lebensmittelzusatzstoff E 903). Carnaubawachs hat dabei ähnliche Funktionen wie Bienenwachs (E901) oder Schellack (E904).
  • konservierende Beschichtung von Citrusfrüchten
  • Poliermittel beim Dragieren, als Konsistenzgeber in Salben, Cremes und anderen halbfesten Arzneimitteln, als Weichmacher in der Pflasterherstellung
  • Konsistenzgeber in kosmetischen Produkten (INCI: COPERNICIA CERIFERA CERA, SYNTHETIC CARNAUBA)

Auch in Pflegemitteln für Gebrauchsgegenstände wird Carnaubawachs verwendet:

  • zur Oberflächenbehandlung von Möbeln und Fliesen
  • in Autopolituren und Autowachsen
  • als Poliermittel für Bruyère-Pfeifenköpfe
  • als Bestandteil von Schuhcreme
  • In Kombination mit Bienenwachs als Didgeridoo-Mundstück

In der Lackindustrie werden mikronisiertes Carnaubawachspulver oder Carnaubadispersionen (in organischen Lösemitteln suspendiertes oder in Wasser emulgiertes Carnaubawachs) als Oberflächenadditiv in eingesetzt, um die Kratzbeständigkeit zu verbessern und den Reibungswiderstand der Oberfläche herabzusetzen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thieme Chemistry (Hrsg.): Eintrag zu Carnaubawachs im Römpp Online. Version 3.29. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2012, abgerufen am 5. März 2011.
  2. Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística: Production of vegetable extraction and silviculture 2007, pdf.
  3. S. Wunder: Value determinants of plant extractivism in Brazil, Texto para discussão No. 682, Institudo de Pesquisa Econômica Aplicada, 1999, ISSN 1415-4765, pdf.

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