Sonnenblumenöl

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Sonnenblumenöl
Sonnenblumenöl
Rohstoffpflanze(n)

Sonnenblume (Helianthus annuus)

Herkunft

Samen

Farbe

hellgelb

Inhaltsstoffe
Ölsäure 14–39 %[1] (HO-Sorten: 70–92 %)[2]
Linolsäure 48–74 % (HO:2–17 %)[1]
Linolensäure 0–0,3 %[1]
Weitere Fettsäuren 5–8 % (HO: 3–5 %) Palmitins., 3–6 % Stearins.[1]
Σ gesättigte Fettsäuren 8 %
Σ einfach ungesättigte Fettsäuren 27 %
Σ mehrfach ungesättigte Fettsäuren 65 %
Eigenschaften
Dichte 0,93 kg/l bei 15 °C[3]
Viskosität 68,9 mm2/s[3]
Oxidationsstabilität 1,5–2,5 h (raffiniert)[4]
Schmelzpunkt −16 bis −18 °C[2]
Rauchpunkt 209–213 °C[5]
Flammpunkt 316 °C[3]
Iodzahl 118–144[3]
Brennwert 37,1 MJ/kg[3]
Cetanzahl 36[3]
Herstellung und Verbrauch
Produktion weltweit 10,0 Mio. t (2007/08)[6]
Wichtigste Produktionsländer Russland, Europäische Union, Argentinien, Ukraine[6]
Verwendung Lebensmittel, Futtermittel, Bioenergie, Industrie

Sonnenblumenöl ist ein aus den Samen der Sonnenblume gewonnenes Pflanzenöl, mit hellgelber Farbe und mildem Geschmack. Es ist reich an ungesättigten Fettsäuren und wird hauptsächlich in der Ernährung verwendet. Daneben wird Sonnenblumenöl zur Erzeugung von Biodiesel und für pharmazeutische und technische Zwecke benutzt. Sonnenblumenöl ist das Pflanzenöl mit der vierthöchsten Produktionsmenge weltweit.

Eigenschaften

Durch Kaltpressung gewonnenes Sonnenblumenöl ist hellgelb, heiß gepresstes ist rotgelb. Nach Extraktion und Raffination ist das Öl hellgelb und klar. Das Öl ist fast geruchlos, es riecht leicht aromatisch fettig, nussig und holzig und weist eine Röst- oder Grünnote auf. Der Geschmack ist mild.

Zusammensetzung

Die Fettsäurezusammensetzung im Sonnenblumenöl ist je nach Herkunft (Sorte) der Saat deutlich unterschiedlich. Neben dem herkömmlichen Sonnenblumenöl, bei dem ähnlich wie bei Distelöl Linolsäure mit 48 bis 74 % ein Hauptbestandteil der ungesättigten Fettsäuren ist, werden verschiedene Sorten mit erhöhten Anteilen bestimmter Fettsäuren unterschieden.

Bei High-Oleic-Sonnenblumen (HO-Sonnenblumen) wurde durch konventionelle Züchtung der Anteil von Ölsäure auf 70–92 % erhöht und der Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren auf ca. 10 % gesenkt. High-Oleic-Sonnenblumenöl hat damit eine ähnliche Zusammensetzung wie Olivenöl. Dadurch soll eine höhere Hitzestabilität gewährleistet werden. Ernährungsphysiologisch sind diese Züchtungen allerdings Unsinn, da gerade der sehr hohe und nur vom Distelöl übertroffene Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren, das natürliche Sonnenblumenöl zu einem der wertvollsten Öle für die menschliche Ernährung macht[7]. Insbesondere das oft empfohlene Olivenöl ist sehr ungünstig zusammengesetzt, mit einem Verhältnis mehrfach ungesättigter zu gesättiger Fettsäuren von 0,66.[7].

Weitere Sorten mit veränderten Fettsäureanteilen ergeben beispielsweise Sonnenblumenöl mit hohem Linolensäureanteil von 76 %. Auch Sonnenblumenöle mit hohem Palmitin- und Linolsäureanteil (27,3 % Palmitins./46,8 % Linols.), mit hohem Palmitin- und Ölsäureanteil (24,6 % Palmitins., 59,8 % Linols.) oder mit hohem Stearin- und Ölsäureanteil (11 % Stearins./79,1 % Öls.) kommen vor.[2]

Fettsäuren in Sonnenblumenöl[1]
Kurzbe
zeichnung
Name Anteil in % Anteil in %
(high oleic)
C12:0 Laurinsäure bis 0,1 -
C14:0 Myristinsäure bis 0,2 bis 0,1
C16:0 Palmitinsäure 5,0-7,6 2,6-5,0
C16:1 Palmitoleinsäure bis 0,3 bis 0,1
C17:0 Margarinsäure bis 0,2 bis 0,1
C17:1 Delta-9-cis-
Heptadecensäure
bis 0,1 bis 0,1
C18:0 Stearinsäure 2,7-6,5 2,9-6,2
C18:1 Ölsäure 14,0-39,4 75,0-90,7
C18:2 Linolsäure 48,3-74,0 2,1-17,0
C18:3 Linolensäure bis 0,3 bis 0,3
C20:0 Arachinsäure 0,1-0,5 0,2-0,5
C20:1 Gadoleinsäure bis 0,3 0,1-0,5
C22:0 Behensäure 0,3-1,5 0,5-16
C22:1 Cetoleinsäure bis 0,3 bis 0,3
C22:2 Delta-13-cis, 16-cis-
Docosadiensäure
bis 0,3 -
C24:0 Lignocerinsäure bis 0,5 bis 0,5


Allgemeine chemische Struktur von Sonnenblumenöl (R1, R2 und R3 sind Alkyl- oder Alkenylreste mit einer meist ungeraden Anzahl von Kohlenstoffatomen.)

Der Großteil aller in Pflanzenölen vorliegenden Fettsäuren ist als Triglycerid an einen Glycerinrest gebunden. Der Anteil freier Fettsäuren (FFA) im Sonnenblumenöl liegt mit unter 1,8 % vergleichsweise niedrig, die Peroxidzahl ist unter 8,0 meq/kg. Auffällig ist der hohe Vitamin-E-Gehalt in Sonnenblumenöl. Dieser schützt vor oxidativem Verderb und verbessert daher die Lagerfähigkeit.[8]

Bei Kaltpressung des Öls bleiben viele Vitamine und ernährungsphysiologisch wertvolle Fettsäuren in ihrer bioaktiven Form erhalten, wenn die Flüssigkeit nicht über 30 °C erwärmt wird.

Geschichte

Sonnenblumenöl wurde in Nordamerika bereits vor drei bis vier Jahrtausenden genutzt. Vermutlich brachten spanische Entdecker die Ölpflanze mit nach Europa, wo sie vor allem in Italien, Deutschland und Frankreich genutzt wurde. Heute ist Russland der wichtigste Erzeuger von Sonnenblumenöl, weitere wichtige Erzeugerregionen sind die EU, Argentinien und die Ukraine. Mit einer geschätzten weltweiten Produktionsmenge von 11,5 Mio t (Wirtschaftsjahr 2008/09) ist Sonnenblumenöl nach Palm-, Soja- und Rapsöl das mengenmäßig viertwichtigste Pflanzenöl.[9]

Gewinnung und Lagerung

Aus geschälten Sonnenblumenkernen wird das Öl gepresst.

Zur Gewinnung des Öls werden die reifen Sonnenblumensamen geschält, gemahlen und anschließend kalt ausgepresst, für die industrielle Verwendung ist auch die Heißpressung möglich. Eine höhere Ölausbeute ist durch Extraktion möglich. Das gewonnene Öl wird teilweise raffiniert, um unerwünschte Bestandteile zu entfernen.

Pflanzenöl wird kühl (< 20 °C), trocken und lichtgeschützt gelagert. Sonnenblumenöl ist vergleichsweise lagerstabil, die Haltbarkeit liegt bei max. 12 Monaten nach der Produktion.

Verwendung

Neben der Verwendung als Speiseöl wird Sonnenblumenöl auch in Pharmazie und Medizin sowie für industrielle Verwendungen eingesetzt. Das Pflanzenöl gilt als wertvolles Speiseöl, das vielseitig verwendbar ist: in Salaten und ungekochten Gerichten, Dressings und Saucen sowie beim schonenden Dünsten von Gemüse. Sonnenblumenöl von "High Oleic"-Sorten ist hitzestabiler und wird daher auch zum Frittieren eingesetzt. Sonnenblumenöl eignet sich auch zur Verwendung in Babynahrung sowie zur Herstellung von Mayonnaise und Margarine.

In der Pharmazie stellt das Öl ein Füllmaterial in Weichgelatinekapseln dar, daneben wird es für Salben und Cremes verwendet und kann Olivenöl oder Erdnussöl in Medizinprodukten ersetzen. Traditionell angewendet wird Sonnenblumenöl bei Verstopfung sowie äußerlich zur Wundbehandlung und bei Rheuma.

Industriell wird Sonnenblumenöl für Farben und Lacke verwendet, zudem ist es in Öl- und Künstlerfarben enthalten. Auch in der Lederbearbeitung und in der Tuchfabrikation (Konservierungsmittel) wird es eingesetzt. Als Biokraftstoff kann reines Sonnenblumenöl als Pflanzenölkraftstoff eingesetzt werden, anders als bei Rapsölkraftstoff sind die Kraftstoffqualitäten jedoch nur wenig erforscht, und die Ermäßigung der Mineralölsteuer entfällt. Üblich ist dagegen die Erzeugung von Biodiesel aus Sonneblumenöl: Rund 10 % des 2007 in Europa erzeugten Biodiesels bestehen aus Sonnenblumenöl (Sonnenblumenöl-Methylester, SME)[10].

Literatur

  • S. Krist, G. Buchbauer und C. Klausberger, 2008: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. Springer Verlag, Wien. S. 434-441. ISBN 978-3-211-75606-5

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Sonnenblumenöl – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz:Deutsches Lebensmittelbuch - Leitsätze für Speisefette und Speiseöle. 2008. (pdf-Datei; 406 kB)
  2. 2,0 2,1 2,2 Krist et al.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Biokraftstoffe Basisdaten Deutschland. In: fnr-server.de. Oktober 2008, (PDF).
  4. Deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaft: Fettsäurezusammensetzung wichtiger pflanzlicher und tierischer Speisefette und -öle. (PDF).
  5. Bayer. Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen: Pflanzenölbetriebene Blockheizkraftwerke. Materialien Umwelt & Entwicklung Bayern. München 2002, S. 18.
  6. 6,0 6,1 Siegfried Graser, N. Jack, S. Pantoulier (Hrsg.): Agrarmärkte 2007. Schriftenreihe der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Bd 4. Freising-Weihenstephan 2008, S. 83-85. ISSN 1611-4159.
  7. 7,0 7,1  Claus Leitzmann, Andreas Hahn: Vegetarische Ernährung. 1 Auflage. Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8252-1868-6, S. 80ff,88,89.
  8. Lehrstuhl für Energie- und Umwelttechnik der Lebensmittelindustrie, Technische Universität München: Regenerative Kraftstoffe auf Basis pflanzlicher Öle und tierischer Fette. (Abgerufen am 27. Oktober 2009)
  9. Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume und Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, 2009: Agrarmärkte. Jahresheft 2008. S. 49-50 (pdf).
  10. www.biokraftstoff-portal.de: Globale Biodieselproduktion verbraucht rund acht Millionen Tonnen Pflanzenöl. Nachricht vom 17. März 2008, abgerufen am 27. Oktobär 2009.

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