Michał Sędziwój

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Michał Sędziwój, auch Michael Sendivogius oder Sędzimir (* 1566; † 1636) aus der Adelssippe der von Ostoja, war ein polnischer Alchemist, Philosoph und Arzt. Er befand sich am Hof Rudolfs II. in Prag und war später u.a. Diplomat von Sigismund III. Wasa. Als Pionier der Chemie erlangten die Ergebnisse seiner chemischen Experimente praktische Bedeutung in der Metallurgie. Seine Werke inspirierten noch Isaac Newton.

Leben

Wappen der Adelssippe von Ostoja

Sędziwój war Sproß einer Adelsfamilie, die der Sippe der von Ostoja angehörte. Sein Vater schickte ihn zum Studium nach Krakau, Sędziwój besuchte darüber hinaus die meisten europäischen Länder, er studierte in Wien, Altdorf, Leipzig und Cambridge. Zu seinen Bekanntschaften zählten John Dee und Edward Kelley. Es war sein Verdienst, dass König Stephan Báthory zustimmte, ihre Experimente zu fördern. [1] In den 1590er Jahren wurde er in Prag am freigeistigen Hof von Rudolf II. aktiv, wo sich wenig später auch Michael Maier aufhielt.

Nach Prinke [2] war Veronika Stiebar von Buttenheim die erste Frau Sędziwójs. Die Ehe wurde 1594 geschlossen. Veronika war zuvor bereits mit Hans Ehrenfried von und zu Absberg verheiratet gewesen. Sie starb am 23. Oktober 1599 in Prag.

Portrait von 1862

Obwohl sich Sędziwój alle Mühe gab, das Geheimnis des Steins der Weisen zu enträtseln, glaubte er nicht erfolgreich gewesen zu sein. Ihm wurde die Formel vom Alchemisten Alexander Seton versprochen, von dem man annahm, dass er das Geheimnis des Steins kenne, wenn es überhaupt jemand wisse. Sędziwój erhielt die Formel nachdem er Seton aus der Burg des sächsischen Kurfürsten befreite, wo dieser gefangen gehalten wurde, nachdem er sich geweigert hatte, das Geheimnis zu lüften. Scheinbar nahm Seton darauf Abstand von der Vereinbarung und gab Sędziwój eine Probe des Transmutations-Pulvers. Seton starb kurz darauf und Sędziwój heiratete seine Witwe. Seine Motive bleiben unbekannt, aber vielleicht dachte er, dass sie das Geheimnis kenne.

Was landläufig als schwarzes Pulver bezeichnet wurde - obwohl sein Verwalter behauptete, es sei rot - soll Sędziwój seinen Stein der Weisen eingesetzt haben, um während einer Ausstellung im Beisein von Kaiser Rudolf II. eine große Menge Quecksilber in Gold umgewandelt zu haben. Sędziwój wurde von einem deutschen Alchemisten namens Mühlenfels [3], der mit dem Fürsten Brodowski konspirierte, entführt und beraubt. Sędziwój beklagte sich über das Vergehen von Mühlenfels beim Kaiser in Prag, der anordnete Mühlenfels vor Gericht zu stellen. Brodowski, der bei einer Überstellung von Mühlenfels vor das Gericht in Prag die Enthüllung seiner Beteiligung an der Verschwörung befürchtete, nahm Mühlenfels als erster gefangen und hängte ihn in seinem Hof auf. Obwohl die Beutestücke aus Sędziwójs Besitz zurückgegeben wurde, verwahrte Sędziwój seine Geheimnisse sorgfältiger und führte keine öffentlichen Transmutationen mehr vor. [4]

In Polen erschien er um 1600 am Hofe des Königs Sigismund III. Wasa und gelangte schnell zu großen Ruhm, da der polnische Königs selbst von der Alchemie begeistert war und beide sogar gemeinsam Experimente durchführten. In Krakaus Wawel ist die Kammer, wo seine Experimente durchgeführt wurden, noch erhalten. Der eher konservative polnische Adel entwickelte bald eine Abneigung gegen ihn, da er den König dazu bewog Unsummen an Geld für chemische Experimente auszugeben. Die praktischen Aspekte seiner Arbeit waren in Polen an der Gestaltung des Bergbaus und der Gießverfahren von Metall beteiligt. Seine weitläufigen internationalen Kontakte brachten ihm seit etwa 1600 eine Anstellung als Diplomat ein.

Seine Werke und Bücher, das bekannteste davon war A New Light of Alchemy (lateinische Original 1605 veröffentlicht), wurden in einer alchemistischen Sprache geschrieben, dessen Geheimcode nur von anderen Alchemisten verstanden werden sollte. Neben einer relativ klaren Darlegung seiner Theorie über eine Nahrung des Lebens in der Luft, enthielten seine Bücher zahlreiche wissenschaftliche, pseudowissenschaftliche und philosophische Theorien. Sie wurden wiederholt übersetzt und von einem breiten Publikum gelesen, darunter noch im 18. Jahrhundert auch von Persönlichkeiten wie Isaac Newton.

Als ein Pionier der Chemie entwickelte er verschiedene Wege der Gewinnung bzw. Herstellung verschiedener Säuren, Metalle und anderer chemischer Verbindungen. Er entdeckte Jahre vor Scheele und Priestley, dass Luft nicht einfach eine einzige Substanz ist und ein lebensspendender Bestandteil der Sauerstoff-170 ist. Er identifizierte diese Nahrung des Lebens korrekt mit dem Gas, welches bei der Erhitzung von Kaliumnitrat freigesetzt wird. Diese Substanz, das zentrale Nitrat stand im Mittelpunkt von Sędziwójs Theorie über das Universum.

In seinen späteren Jahren verbrachte Sędziwój mehr Zeit in Böhmen und Mähren, wo ihm der Habsburger Kaiser Land gewährte. Zu seinem Lebensende ließ er sich Prag am Hof von Rudolf II. nieder, wo er größeren Ruhm als Konstrukteur von Minen und Gießereien zur Gewinnung von Metallen erntete. Der Dreißigjährige Krieg beendete das goldene Zeitalter der Alchemie: Die reichen Gönner benötigten ihr Geld zur Finanzierung des Krieges statt chemischen Spekulationen nachzugehen und Sędziwój verstarb relativ unbekannt.

Sędziwój als Romanfigur

Alchemik Michał Sędziwój von Jan Matejko, Öl auf Leinwand (73 x 130 cm), Museum der Künste in Łódź

Erstmals trat der Charakter des Sędziwój 1845 im Buch Sędziwoj von Józef Bohdan Dziekoński auf, einem Schriftsteller aus der Zeit der Romantik in Polen. Der polnische Maler Jan Matejko, Realist des 19. Jahrhunderts, stellte Sędziwój dar, wie er vor König Sigismund III. Wasa die Transmutation eines gewöhnlichen Metalls in Gold demonstrierte. Sędziwój ist weiterhin ein Charakter einer Novelle von Gustav Meyrink, einem deutschsprachigen Autor aus Prag, der oft über Alchemie und Alchemisten schrieb. Sie erschien 1925 als Teil der Goldmachergeschichten im August Scherl Verlag in Berlin. Heutzutage erscheint Sędziwój in mehreren Büchern des polnischen Schriftstellers Andrzej Pilipiuk (Kuzynki, Księżniczka, Dziedziczki). Dieser wurde auch als Alchemist Sendivius leicht verkleidet in 1980er Jahren in einer polnischen Fernsehserie gezeigt.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Andrzej Datko: Praktyk i mistyk vom 28. April 2008 (Polnisch)
  2. Rafał T. Prinke: Veronika Stierbarin, the wife of Michael Sendivogius. S.161ff. (Englisch)
  3. Ulrich Petzold: Müller von Mühlenfels (Müllenfels), Johann (Hans) Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 424 f. (Digitalisat).
  4. Charles Mackay: Extraordinary Popular Delusions and the Madness of Crowds. Harmony Books 1980. (Englisch)

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