Guttapercha

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Strukturformel
Chemische Struktur von Guttapercha
n≈100[1]
Allgemeines
Name Guttapercha
CAS-Nummer 9000-32-2
Art des Polymers Monomer
Monomer
Monomer trans-1,4-Isopren
Summenformel C5H8
Molare Masse 68,12 g·mol−1
Eigenschaften
Aggregatzustand fest
Dichte 0,96–0,99 g·cm−3[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Die (oder auch das) Guttapercha oder Gutta (malaiisch: getah „Gummi“, percha „Baum“) ist der eingetrocknete Milchsaft des im malaiischen Raum heimischen Guttaperchabaumes (Palaquium gutta). Guttapercha steht chemisch dem Kautschuk nahe, ist aber im Gegensatz zu diesem nicht cis-, sondern trans-1,4-verknüpftes Polyisopren (wie auch Balata) mit weit geringerer molarer Masse. Bei Raumtemperatur ist es härter und nicht so elastisch, wird aber bei ca. 50 °C weich und knetbar.

Anwendungen

Zahnmedizin

Guttapercha-Wurzelfüllungen in den Kanälen oberer Seitenzähne

In der Zahnmedizin kommt Guttapercha hauptsächlich bei Wurzelkanalbehandlungen zum Einsatz. Die zum Füllen der Kanäle verwendeten „Guttaperchaspitzen“ enthalten neben einer Reihe anderer Bestandteile einen hohen Prozentsatz an Guttapercha. Auch für provisorische Füllungen wird heute manchmal noch Guttapercha eingesetzt, um z.B. die Zeit zwischen der Präparation und der Eingliederung eines Inlays zu überbrücken. Gegenüber anderen synthetischen provisorischen Materialien hat es den Vorteil, dass es sich in einem Stück wieder entfernen lässt.

Kunst

Gutta wird auch bei der Seidentuchmalerei als Trennmittel eingesetzt, um Konturen zu erreichen. Bei dieser Guttatechnik genannten Konturentechnik wird der Stoff dort nicht eingefärbt, wo das Trennmittel aufgetragen wurde. Zurück bleibt eine farblose Linie oder Fläche.

Galvanoplastik

Um in kleinen Auflagen historische Metallarbeiten zu kopieren oder Kleinplastiken von Künstlern in Metall zu übertragen, nutzte man in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts galvanoplastische Methoden. Abdrücke mit Hilfe der erwärmten, elastischen Guttapercha ließen sich problemlos auch von vollrunden Körpern oder stark unterschnittenen Reliefs abnehmen. Mit Graphitpulver elektrisch leitend gemacht, konnten die so entstandenen Formen galvanisch in Metall übertragen werden.[3]

Sport

Der Golfball war in der Vergangenheit auch ein typisches Anwendungsbeispiel für dieses Material. Derartige Bälle nannte man auch Guttin-Bälle.

Gebrauchsgegenstände

Sehr verbreitet waren Eimer aus Guttapercha in der chemischen Industrie, bevor modernere Materialien verfügbar waren. Insbesondere in Dynamitfabriken wurden Guttaperchaeimer zum Transport von kleineren Sprengölchargen verwendet und sind auf älteren Abbildungen häufig zu sehen. Weiterhin fand Guttapercha als Bestandteil von Kaugummis Verwendung.

Elektrische Kabelisolation

Wegen seiner guten Isoliereigenschaften wurde das Terpen ab Mitte des 19. Jahrhunderts zur Umhüllung von elektrischen Kabeln verwendet. Materialversuche im Jahre 1846 und die Erfindung der Extrusionspresse durch Werner Siemens führten 1847 zur Gründung der Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske. Durch solche Kabel wurde insbesondere die interkontinentale Telegrafie durch Verlegung der Seekabel ermöglicht. Als Isolationsmaterial von elektrischen Kabeln wurde Guttapercha vollständig durch verschiedene Arten von Kunststoffen abgelöst.

Literatur

  • Eugen Obach: Die Guttapercha. Steinkopff & Springer, Dresden-Blasewitz 1899. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • John Tully: A Victorian Ecological Disaster: Imperialism, the Telegraph, and Gutta-Percha. Journal of World History, Volume 20 (2009) 4, 559-579.

Einzelnachweise

  1. Albert Gossauer: Struktur und Reaktivität der Biomoleküle, Verlag Helvetica Chimica Acta, Zürich, 2006, S. 130, ISBN 978-3-906390-29-1.
  2. Hans G. Hirschberg: Handbuch Verfahrenstechnik und Anlagenbau. Chemie, Technik und Betriebswirtschaft. ISBN 978-3540606239.
  3. Alfred Löhr: Galvanotechnik in der Bremer Silberwarenindustrie, In: Jörn Christiansen (Hrsg.): Bremen wird hell, 100 Jahre Leben und Arbeiten mit Elektrizität, Bremen 1993, S. 271-273

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