Eduard Buchner

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Eduard Buchner

Eduard Buchner (* 20. Mai 1860 in München; † 13. August 1917 in Focșani, Rumänien) war ein deutscher Chemiker und Träger des Nobelpreises für Chemie 1907 für seine Untersuchungen und die Entdeckung der zellfreien Gärung (1896).[1]

Leben

Buchner wurde in München als Sohn eines Arztes und Professors für Gerichtsmedizin geboren, sein Bruder war der Arzt Hans Buchner, tätig als Privatdozent an der medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München

Nach Abschluss seiner Militärausbildung 1878 begann für ihn eine Phase der Selbstfindung.[2] Er schrieb sich von 1877-1883 an der Ludwig-Maximilians-Universität München ein, absolvierte aber an der Technischen Universität München 1878-1881 anorganische Praktika bei Prof. Erlenmeyer. 1879 beteiligte er sich wissenschaftlich an den Geschicken der Konservenfabrik von Walter Nägeli in München und Mombach, wirtschaftlich verkalkulierte er sich dabei jedoch zu seinem Nachteil. Immerhin initiierte dies für ihn bahnbrechende Untersuchungen zu biochemischen Gärungsprozessen. 1880 wandte er sich vom christlichen Glauben in Bayern ab und 1883 ereilte ihn eine erneute Einberufung zum Militärdienst.

Mit zeitlichen Unterbrechungen führte Buchner von 1882 bis Ende 1884 unter der Anleitung seines Bruders Hans Buchner Untersuchungen zu Spaltpilzen und den Sauerstoffeinfluss bei Gärprozessen am botanischen Institut von Carl Wilhelm von Nägeli durch.[3]

Im Wintersemester 1883/84 setzte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München sein weiteres Studium fort. Er studierte als Hauptfach organische Chemie bei Adolf von Baeyer sowie als Nebenfächer Botanik bei Carl Wilhelm von Nägeli und Physik. Von Baeyer und dessen Assistent Th. Curtius erkannten sofort die herausragenden Fähigkeiten von Buchner, im Verlauf des Studiums entwickelte sich jedoch eine starke geistige Konkurrenz zu v. Baeyer und eine ebenso intensive Freundschaft zu Curtius. Buchner promovierte im November 1888 bei v. Baeyer, musste aber letzte Teile seiner Dissertation bei Curtius an der Universität Erlangen bearbeiten. Curtius hatte im Wintersemester 1885/86 die Ludwig-Maximilians-Universität München verlassen müssen, da v. Baeyer ihm eine Anfang 1882 zugesagte Habilitationstätigkeit verwehrte.

1891 habilitierte sich Buchner bei v. Baeyer mit einer Arbeit "über Synthesen von Pyrazol-, Pyrazolin- und Trimethylenderivaten mittels Diazoessigäther - Ein Beitrag zur Kenntnis der ringförmigen Atombindung" und seine erste Probevorlesung befasste sich mit „Die chemischen Vorgänge bei der Gärung“. Er war damit 5 Jahre älter als seine Kollegen mit vergleichbarer wissenschaftlicher Laufbahn.

Im Herbst 1893 folgte er seinem Freund Curtius an die Universität Kiel und erhielt dort eine Privatdozentenstelle. Privat gründeten beide in dieser Zeit die Sektion Kiel des Deutschen Alpenvereins[4] mit 20 Mitgliedern.

1896 erhielt er den Ruf als außerordentlicher Professor für analytische und pharmazeutische Chemie in Tübingen, Hier entstand die erste Arbeit über die „alkoholische Gärung ohne Hefezellen“, die ihm im Jahr 1907 zum Nobelpreis gereichte. Von Baeyer erhielt den Nobelpreis zwei Jahre zuvor.

1898 wurde er als Ordinarius für Chemie an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin berufen. Am 19. August 1900 heiratete er die Tochter Lotte des Tübinger Professors Hermann Stahl. Es etablierte sich in Berlin ein gutbürgerliches Familienleben mit drei Kindern (Friedel 1901*, Hans 1905* und Rudolf 1908*) und Buchner wechselte in Berlin die Konfession.

1909 folgte er einem Ruf als Ordinarius für Chemie der Universität Breslau, fand aber wenig Gefallen an den Arbeitsbedingungen und dem fehlenden Großstadtleben am Rande des Deutschen Reichs. Daher bewarb er sich mit neuer Begeisterung für Bayern um die Nachfolge von Prof. Tafel in Würzburg.

1911 erhielt er den Ruf auf den ordentlichen Lehrstuhl des Chemischen Instituts der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Bei Ausbruch des 1. Weltkriegs wurde er als Hauptmann eingezogen und im September 1915 zum Major einer Transporteinheit befördert. Da der Universitätsbetrieb in Würzburg zunehmend verwaiste, reklamierte die Fakultät Würzburg Weihnachten 1915 beim Kriegsministerium seine Freistellung mit der Begründung „damit am chemischen Institut wieder geordnete Verhältnisse eintreten“. So wurde er im März 1916 aus dem Kriegsdienst wieder entlassen. Nach dem Kriegseintritt der USA meldete er sich im April 1917 erneut als nationalbewußter Freiwilliger und befehligte eine bayerische Munitionskolonne. Am 11. August 1917 wurde er bei Focșani (Rumänien) schwer verwundet und erlag seiner Verletzung zwei Tage später im Feldlazarett.[5] Er wurde auf dem örtlichen Soldatenfriedhof von Focșani beigesetzt.

Vorgänger an den chem. Instituten in Würzburg

  • Adolph Strecker (1869-1871†; Chem. Institut in der Maxstr. 4)
  • Johannes Wislicenus (1871-1885; Chem. Institut in der Maxstr. 4)
  • Emil Fischer (1885-1892; Chem. Institut in der Maxstr. 4)
  • Arthur Hantzsch (1893-1903; Chem. Institut in der Maxstr. 4, ab 1896 neues Chem. Inst. am Pleicher Ring 11)
  • Julius Tafel (1903-1910; Chem. Institut am Röntgenring 11 (umbenannter Straßenname))

Veröffentlichungen

  •  Eduard Buchner: Alkoholische Gärung ohne Hefezellen (Vorläufige Mitteilung). In: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. 30, 1897, S. 117–124 (Online).
  •  Eduard Buchner, Rudolf Rapp: Alkoholische Gärung ohne Hefezellen. In: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. 32, 1899, S. 2086 (Online).

Literatur

  • Friedrich Klemm: Buchner, Eduard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 705 (Digitalisat).
  •  Robert Kohler: The background to Eduard Buchner's discovery of cell-free fermentation. In: Journal of the History of Biology. 4, Nr. 1, 1971, S. 35-61, doi:10.1007/BF00356976.
  •  Robert Kohler: The reception of Eduard Buchner's discovery of cell-free fermentation. In: Journal of the History of Biology. 5, Nr. 2, 1972, S. 327-353.

Einzelnachweise

Weblinks

 Commons: Eduard Buchner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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