Destilliertes Wasser

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Behälter für destilliertes Wasser in der Real Farmacia in Madrid

Destilliertes Wasser (auch: Aqua PH 5, Aquadest, von lateinisch: aqua destillata; im Ph. Eur.: aqua purificata) ist Wasser (H2O) ohne die im normalen Quellwasser oder Leitungswasser vorkommenden Ionen, Spurenelemente und Verunreinigungen. In der Medizin, der Pharmazie, der Chemie und der Biologie wird es als Lösungs- und auch als Reinigungsmittel verwendet.

Herstellung

Destilliertes Wasser wird durch Destillation (Verdampfen und anschließende Kondensation) aus normalem Leitungswasser oder aus vorgereinigtem Wasser gewonnen. Es ist weitgehend frei von Salzen, organischen Stoffen und Mikroorganismen. Es kann aber noch geringe Mengen von leicht flüchtigen Verbindungen enthalten.

Eigenschaften

Auch reines Wasser enthält wegen der Autoprotolyse noch Ionen, es leitet den elektrischen Strom jedoch nur in sehr geringem Maße.

Mehrfach destilliertes Wasser

Wird besonders reines Wasser benötigt, so reicht eine einstufige Destillation nicht mehr aus, um die gewünschte Reinheit und Klarheit zu erzielen. Daher gibt es zweifach destilliertes (bidestilliertes) Wasser (aqua bidestillata, abgekürzt auch aqua bidest oder auch Bidestillatus) und dreifach destilliertes Wasser (aqua tridestillata). Aus Glasgefäßen lösen sich geringe Spuren Kieselsäure und verunreinigen das Wasser während und nach dem Destillationsvorgang. Deshalb wird mehrfach destilliertes Wasser ab dem zweiten Durchgang in Quarz- oder Platingefäßen destilliert und aufbewahrt.

Wirkung auf den Körper

Beim Trinken von destilliertem Wasser in üblichen Mengen sind keine akuten gesundheitlichen Risiken zu befürchten. Bei stark übermäßigem Konsum besteht jedoch die auch bei normalem Wasser vorhandene Gefahr einer Wasservergiftung. Zitat der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): „Die ausschließliche Verwendung von destilliertem Wasser kann bei einer einseitigen Ernährung zu einer Verarmung des Körpers mit Elektrolyten führen“.

In einigen Gebieten der Erde (beispielsweise Südostasien) wird destilliertes Wasser industriell in Flaschen abgefüllt, verkauft und von vielen Menschen als besonders „reines“ Trinkwasser bevorzugt.

Michael Fromm von der Charité meint zur maximalen Trinkmenge destillierten Wassers, über mehrere Tage verteilt, relativierend:

„Die Niere kann den Harn maximal bis auf 50 mOsmol/l verdünnen, Ausscheidung also weniger als 25 mmol NaCl pro Liter Harn. Die Na+-Konzentration im Plasma darf bis etwa 120 mmol/l sinken, ehe Symptome auftreten, also eine Verringerung um 25 mmol/l. Cl- ist vergleichsweise unwichtig. Das Verteilungsvolumen für NaCl im Plasma plus Interstitium ist 25 % des Körpergewichts, also 17 Liter bei 70 kg. Ein nierengesunder Mensch könnte also theoretisch insgesamt 17 Liter Wasser ohne Zufuhr von Elektrolyten trinken.“[1]

Destilliertes Wasser ist also erst in großer Menge gefährlich und nur dann, wenn auch über die Nahrung die dadurch fehlende Elektrolytmenge nicht ausgeglichen wird. Eine akute Gefahr für den Körper ist destilliertes Wasser jedoch (allerdings ebenso wie normales Trinkwasser), wenn es direkt ins Blut gelangt (z. B. über eine Infusion). Dann können Körperzellen wegen des Osmosevorgangs zerplatzen (siehe Hämolyse und Isotonie).[2]

Auf andere Weise entmineralisiertes Wasser

Destillation ist wegen der dafür nötigen hohen Energie teuer und ökologisch ungünstig. Für den Alltagsgebrauch wird deshalb anstelle von destilliertem Wasser überwiegend das weniger aufwendig gereinigte demineralisierte Wasser verwendet. Es wird durch Ionenaustauscher gereinigt und kommt unter den Bezeichnungen destillatgleiches Wasser, VE-Wasser („voll entsalzt“), Deionat, Batteriewasser oder Bügelwasser in den Handel. Diese Produkte werden nur durch Entfernen von Ionen gewonnen und unterscheiden sich von destilliertem Wasser, da möglicherweise vorhandene apolare Stoffe im Wasser verbleiben und Verunreinigungen aus Austauscherharzen enthalten können. Diese Produkte sollten deshalb nicht als destilliertes Wasser bezeichnet werden. In bestimmten Fällen wird zur Herstellung auch die Umkehrosmose bevorzugt, diese liefert ein ähnlich sauberes Wasser wie die Destillation. Ähnliche Verfahren werden auch zur Meerwasserentsalzung angewendet.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.charite.de/klinphysio/lehre/ask_y_prof/ask_your_prof.htm
  2. U. Leute: Physik und ihre Anwendungen in Technik und Umwelt, 472 Seiten, Verlag: Hanser Fachbuchverlag; (2004), ISBN 978-3-446-22884-9, ISBN 978-3-446-22884-9 (Auszug bei google.books)
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