Sonnenuntergang

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Sonnenuntergang in Italien, Carrara

Als Sonnenuntergang bezeichnet man sowohl das Verschwinden (Untergang) der Sonne unter dem Horizont als auch den Zeitpunkt dieses täglichen Phänomens im Sonnenlauf sowie die Himmelserscheinung als solche mit all ihren Phänomenen. Auf den Sonnenuntergang folgt die Zeit der Abenddämmerung, die je nach geografischer Breite unterschiedlich lang ist.

Der Sonnenuntergang markiert in einigen Kulturen den Tagesbeginn, beispielsweise bei den alten Germanen, im Judentum und im Islam. Die exakte Definition des Sonnenunterganges, das heißt des Tagesbeginns nach islamischen Verständnis, variiert zudem nach verschiedenen Schulen. Dabei haben Malikiten, Schafiiten und Hanafiten abweichende Rechtsansichten; siehe hierzu auch Ramadan #Der tägliche Fastenbeginn und Fastenabschluss. Der heutige bürgerliche Tag beginnt allerdings meist mit dem Sonnenaufgang.

Astronomische Phänomenologie

Der Begriff Sonnenuntergang ist ein sprachliches Relikt des geozentrischen Weltbildes: denn nicht die Sonne bewegt sich, sondern der Betrachter wird durch die Erdrotation über die Tag-Nacht-Grenze bewegt.

Der Untergang gehört mit Sonnenaufgang, Meridiandurchgang und Kulmination zu den wichtigsten Aspekten der astronomischen Phänomenologie, weshalb alle astronomischen Kalender oder Jahrbücher entsprechende Daten für Sonne und Mond enthalten. Der späteste Sonnenuntergang fällt wegen der Zeitgleichung nicht mit der Sommersonnenwende zusammen, sondern tritt erst um den 25. Juni ein. Analog erfolgt der früheste Sonnenuntergang in Norddeutschland bereits etwa am 14. Dezember, also eine Woche vor der Wintersonnenwende, in der Schweiz schon um den 11. Dezember.

Wegen der scheinbaren Größe der Sonne, die im Winkelmaß 0,524° bis 0,542° beträgt, dauert der Sonnenuntergang von der ersten Horizontberührung bis zum Versinken in Mitteleuropa drei bis vier Minuten. Am Äquator verkürzt sich der Vorgang wegen des steileren Sonnenbahnwinkels auf etwas mehr als zwei Minuten. Die gegenteilige Erscheinung am Morgen ist der Sonnenaufgang. Beide Phänomene sind gegenüber der tatsächlichen Winkelstellung der Erde etwas zeitverschoben, weil die Astronomische Refraktion (Strahlenbrechung in der Erdatmosphäre) im Horizont etwa 0,6° ausmacht – die Sonne also um mehr als ihren Durchmesser gehoben erscheint. Dies bedeutet, dass der wahre Sonnenuntergang – der Zeitpunkt, zu dem der Mittelpunkt der Sonne den Horizont berührt – stattfindet, wenn die Sonne dem Betrachter mit ihrem Unterrand noch etwa 2/3 ihres Durchmessers (20 Winkelminuten) über dem Horizont erscheint. Erklärungsansätze für die Tatsache, dass vielen Menschen die Sonne in Horizontnähe größer erscheint als bei höherem Stand, sind im Artikel Mondtäuschung beschrieben.

Allgemeine Vorausberechnungen des Sonnenuntergangs können keine realen Horizontverläufe bestimmter Standorte berücksichtigen und rechnen für einen idealen mathematischen Horizont, der sich überall auf der Höhe 0° befindet. Zur Berechnung solcher Zeitpunkte siehe Sichtbarkeit (Astronomie). Wo der Untergangspunkt am Horizont liegt, hängt außerhalb der Tropen stark von der Jahreszeit ab. Zur Tagundnachtgleiche ist er fast genau im Westen, im Dezember/Januar hingegen für Mitteleuropa etwa im Südwesten, und im Juni/Juli im Nordwesten. Die mögliche Richtung variiert also um fast 90 Grad:

Das Sonnenstandsdiagramm zeigt für jeden Zeitpunkt des Jahres an, wo die Sonne zu welcher Uhrzeit steht: die Sonne geht im Winter und im Sommer in deutlich verschiedenen Himmelsrichtungen unter


Himmelsfärbung

Farbenspiel am Himmel beim Sonnenuntergang in Kirchberg-Thening, 7. Januar 2005

Je nach Wetterlage kann das Sinken der Sonne mit einem beeindruckenden Farbenspiel verbunden sein, das manchmal nicht nur im Abendrot erstrahlt, sondern auch gelbe, violette oder gar grüne Farbtöne aufweist. Die Farbveränderung wird durch die Rayleigh-Streuung verursacht. Die Erdatmosphäre wirkt hierbei mit ihren schwebenden Partikeln (Aerosole in der Peplosphäre) als diffus streuendes Medium, wobei blaues Licht stets stärker gestreut wird, als rotes (Diese Tatsache ist auch für das Himmelsblau verantwortlich). Der blaue Lichtanteil aus der sinkenden Sonnenscheibe wird stärker gestreut, so dass mehr rotes Licht den Beobachter erreicht.

Sonnenuntergang bei Königswalde, 3. April 2004, 180°-Panorama

Zusätzlich kann bei bestimmten Temperatur-Schichtungen auch ein ganz geringer Prismen-Effekt durch die Atmosphäre auftreten, der sich bei extrem scharfen Horizont als sogenannter „Grüner Blitz“ zeigen kann: Der Rot-Anteil der Sonnenscheibe verschwindet zuerst unter dem Horizont, so dass am oberen Sonnenrand kurz ein grün-blauer Saum aufzublitzen scheint.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Sonnenuntergang – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Sonnenuntergang – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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