Schwelerei (Kohle)

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Eine Schwelerei (auch Schwelwerk) ist eine Betriebsanlage zur Kohleveredlung, in der durch Erhitzen auf 600 °C unter Luftabschluss Braunkohle zu Schwelteer, Mittel- und Leichtöl, Schwelgas und Grudekoks aufgespaltet wird.

Der Schwelteer kann durch Hydrieren oder Destillieren zu Benzin, Dieselöl, Heizöl, Paraffin, Teerpech, Phenolen und Pyridinbasen verarbeitet werden. Das Mittelöl dient direkt als Dieselöl. Das Leichtöl liefert Benzin. Schwelgas wird meist im eigenen Betrieb als Heizgas eingesetzt. Grudekoks ist ein Brennstoff oder wird in Generatoren zu Wasser- und Generatorgas vergast.

Historische Luftaufnahme des Schwelwerkes Gölzau

Schwelereien wurden zumeist in der Nähe von Kohlengruben errichtet. Die seit 1928 produzierende „Kohleveredelung und Schwelwerke AG“ in Weißandt-Gölzau in Sachsen-Anhalt (Produktionsende 1965) war eine der ersten und ein typisches Beispiel für Deutschland. Sie wurde, wie andere auch, wegen der Benzinproduktion ab Mitte der 1930er Jahre in die Rüstungsvorbereitung einbezogen.

In der DDR wurden die Schwelereien mangels Erdöls zur Treibstoffgewinnung bis in die 1960er Jahre voll genutzt. Einige wurden in den Werken der mitteldeutschen und der Lausitzer Braunkohlereviere bis zum Ende der DDR betrieben. Die übelriechenden Schwelerei-Abwässer waren trotz Entphenolungsmaßnahmen eine der Hauptquellen der Belastung der Flussläufe. Die Schwelereien waren beim Rückbau der ehemaligen Kohleindustrie der DDR die jeweils zuerst stillgelegten Betriebsteile.

Bei der nur gering verbreitet gewesenen Steinkohlen-Schwelerei entsteht Tieftemperaturteer (Urteer), aus dem Kraftstoffe gewonnen werden können.

Quellen

  • Meyers Neues Lexikon, Bibliographisches Institut Leipzig, 1975
  • Weißandt-Gölzau, Wirtschaftsstandort mit Tradition, Kultur- und Heimatverein Weißandt-Gölzau 1990 e.V. (Herausgeber)

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