Saline

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Saline (Begriffsklärung) aufgeführt.
Saline der ältesten deutschen Salinenstadt Halle (Saale)
Meerwassersaline zwischen Marsala und Trapani (Sizilien)
Saline Luisenhall, Göttingen

Eine Saline ist eine Anlage zur Gewinnung von Salz.

Man unterscheidet

  • Meerwassersalinen, die als angelegte oder natürliche Salzgärten das Salz durch Verdunstung von Meerwasser freigeben.
  • Salinen, die Siedesalz durch Verdampfung einer meist untertage hergestellten oder aus einer natürlichen Quelle stammenden Sole gewinnen.

Begriff

Der deutsche Sprachraum ist bemerkenswerterweise der einzige, der den Salinen-Begriff für die zwei vollkommen unterschiedlichen Arten von Salzgewinnung verwendet. In anderen Sprachräumen wird der Begriff ausschließlich für die Salzgewinnung durch Verdunsten von Meerwasser verwendet. Das Kochen der Sole als Nachbereitungsprozess hat dort keine eigenständige Bedeutung.

Nicht als Saline bezeichnet werden

  • Entsalzungsanlagen für Meerwasser, in denen das Salz als Nebenprodukt anfällt,
  • Salzbergwerke, in denen das Salz im Bergbauverfahren mechanisch abgebaut wird.

Von Salinen zu unterscheiden sind Gradierwerke, in denen der Salzgehalt der Sole durch Verdunstung erhöht wurde, um kostbares Brennmaterial zu sparen. Saline und Gradierwerk zusammen werden in der Fachsprache als Salzwerk bezeichnet.

Meerwassersalinen (Salzgärten)

Einzelne Verdunstungsbecken einer künstlich angelegten Saline
Luftaufnahme der Salzteiche in der Bucht von San Francisco. Halophile Mikroorganismen färben das salzhaltige Wasser rötlich

Technik

Die Technik zur Extrahierung des Salzes aus Meerwasser hat sich im Laufe der Jahrhunderte nur wenig verändert. Salzhaltige Lösung fließt aus einem höheren Becken langsam in ein nur wenig tiefer gelegenes und von dort in das jeweils nächste. Von Becken zu Becken steigt wegen des durch Sonneneinstrahlung verdunsteten Wassers der Salzgehalt der Lauge, bis schließlich die Sättigungskonzentration erreicht ist. Kristallines Salz (vorwiegend aus Natriumchlorid) fällt aus und sinkt auf den Boden. Die Sättigung der Lauge für viele andere Meeressalze, wie Magnesiumchlorid, Calciumchlorid, wird nicht erreicht, so bleiben diese weiterhin gelöst in der Lauge. Das Restwasser wird entweder für die restlichen Salze weiterverwendet oder einfach ins Meer zurückgeführt. Meerwassersalinen sind die preiswerteste Form der Salzgewinnung. Aufgrund der minderen Qualität erbringen sie nur circa ein Viertel der weltweiten Salzproduktion.

Die wirtschaftliche Organisation der Salinen entsprach lange Zeit der von Agrarbetrieben. Viele französische Kleinbetriebe umfassen selten mehr als 2 ha Grundfläche und bieten so nur einen Nebenerwerb für die dort arbeitenden Salzbauern. Zunehmend bilden sich größere international agierende Unternehmen wie die Compagnie des Salins du Midi et des Salines de l'Est in Südfrankreich und vergleichbare Unternehmen in den USA.

Verbreitung

Meerwassersalinen entstehen naturgemäß nur in Küstenregionen. Für einen erfolgreichen Betrieb sind mehrere Voraussetzungen nötig.

  • Hoher Salzgehalt der Küstengewässer für eine gute Ausbeute, also nicht an der Ostsee, da diese ein Brackwassermeer ist.
  • Flache Ufer, um große Salzgärten anlegen zu können.
  • Intensive und regelmäßige Sonneneinstrahlung für eine ausreichende Wärmezufuhr und Verdunstung.
  • Genügend Wind zum Austausch der feuchten Luft durch „aufnahmefähige“ trockene.
  • Wenig Regen, nur ein einziger heftiger Regenschauer kann die „Ernte“ von Wochen wieder lösen.

In Europa findet man Salinen in der Bretagne an der französischen Atlantikküste, am Schwarzen und am Mittelmeer, hier bei Salin-de-Giraud, die Meerwassersaline Ston oder die Salinen von Sečovlje. Es gibt sie aber unter anderem auch auf den kanarischen Inseln, am Chinesischen Meer, am Indischen Ozean und an Stellen Zentral- und Südamerikas. Wenige findet man sogar weiter nördlich, wie zum Beispiel in der Bucht von San Francisco.

Als Besonderheit gab es in Deutschland eine Saline in der Nähe des Kernkraftwerks in Stade in Niedersachsen, es wurde mit dessen Fernwärme betrieben. Mit der Abschaltung des Kraftwerks im Jahr 2004 wurde die Saline eingestellt.

Im östlichen Tibet und dem nördlichen Yunnangebirge werden die dort bestehenden Salzquellen in Salinebecken zur Salzgewinnung genutzt.[1]

Siedesalinen

Siedesalinen machen den größten Anteil der Salzproduktion in den Industrieländern aus. Das Endprodukt Salz wird als Rückstand bei der Verdampfung einer Salzlake (Sole) gewonnen. Zur Herstellung der Sole wird in vielen Salinen Süßwasser unter hohem Druck in unterirdische Steinsalzlagerstätten gepumpt. Sobald sich das Salz gelöst hat, wird die Sole zur Verdampfung in einer Salzsiederei wieder nach oben gepumpt (so in den Schweizer Rheinsalinen). Es wurden früher auch natürliche Solen aus salzhaltigen Quellen benutzt. Da diese aber äußerst selten sind, spielt dieses Verfahren in der heutigen industriellen Produktion nur eine unbedeutende Rolle.

Das bei der Verdampfung der Sole gewonnene Kochsalz wird Sudsalz oder Siedesalz benannt, so werden die Gebäude auch als Sudhäuser oder Siedehäuser bezeichnet. In Österreich wurde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nach den eingesetzten Geräten der Begriff Pfannhaus genutzt. Die Pfannen zum Verdampfen des Wassers waren früher im Besitz der Pfänner. In Großbetrieben werden heute geschlossene Systeme eingesetzt, die einen besseren Wirkungsgrad erreichen.

Heute werden schätzungsweise 70 Prozent des Weltverbrauchs aus Steinsalz gewonnen, wobei genauere Angaben schwierig sind, da viele produzierende Länder keine Angaben über die Herkunft ihres Salzes machen. Die Produktionsstätten sind vielfach in den Händen großer multinationaler Firmen wie Cargill oder Compass Minerals International. In Deutschland werden zurzeit fünf Salinen betrieben. Zusammen mit den Salzbergwerken betrug die Gesamtproduktionsmenge 2003 ungefähr 14,1 Mio. t Salz.

Folgenutzungen

Saline am Dry Creek, Adelaide in South Australia, 2007

Viele historische Salinen sind nach der Aussolung aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben worden und verfallen, wenn sich keine Folgenutzung ergibt. In Halle (Saale) findet man die zwischen 1719 und 1721 errichtete und regelmäßig restaurierte Saline der halleschen Salzwirker. In den Gebäuden befindet sich das Halloren- und Salinemuseum Halle, in dem regelmäßig die historische Salzgewinnung in Form eines Schausiedens vorgeführt wird.[2] Im nordhessischen Kurort Bad Sooden-Allendorf befindet sich inmitten der Stadt eine gut erhaltene und gepflegte Saline. Sie wurde während der letzten 10 Jahre aufwendig restauriert und zum Teil in eine Thermalbadelandschaft integriert. Ein positives Beispiel für eine erfolgreiche Nutzung der vorhandenen Gebäude ist die unter Ensembleschutz stehende Alte Saline in Bad Reichenhall. Ein örtlicher Bauträger hat das Brunnhaus samt angeschlossenen Sudhäuser, Magazine und Werkstätten erworben. Der sog. Quellenbau selbst existiert noch unverändert mit der Technik aus dem frühen 19. Jahrhunderts und kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Die restlichen Gebäude wurden behutsam saniert und beherbergen nun ein Ärztezentrum, eine Apotheke, Einzelhandelsunternehmen, Gastronomie, die Reichenhaller Akademie und das Magazin 4, das für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird.

Siehe auch

  • Liste von Salinen in Deutschland
  • Salinenvertrag zwischen Bayern und Österreich
  • Halurgie (Salzwerkkunde)
  • Naturreservat Salzfelder von Trapani und Paceco

Literatur

  • Hans-Heinz Emons, Hans-Henning Walter: Alte Salinen in Mitteleuropa, Zur Geschichte der Salzerzeugung vom Mittelalter bis zur Gegenwart. VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1988.
  • Christian Leeck: Die Einführung technologischer Innovationen im Salinenwesen das 16. Jahrhunderts. München 2007, ISBN 978-3-638-66282-6.
  • W. Leidinger: Frühe Salzgewinnung in Werl, Kreis Soest, Westfalen. In: Archäologisches Korrespondenzblatt (Mainz) 13, 1983, S. 269–274.
  • Theo Simon: Salz und Salzgewinnung im nördlichen Baden-Württemberg. Geologie – Technik – Geschichte. Thorbecke, Sigmaringen 1995, ISBN 978-3-7995-7642-0.
  • Günter Pinzke: Zur Geschichte des Berg- und Salinenwesens in Mecklenburg-Vorpommern und ihrer Initiatoren. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock. Gesellschaftliche Reihe 2 (1986)

Weblinks

 Commons: Saline – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Commonscat/WikiData/Difference

Einzelnachweise

  1. Seo Yong-ha: Die Salzquellen von Yan Jing. Dokumentarfilm 2007. Gesendet in ARTE "Unterwegs auf dem Dach der Welt" (4/6), Mittwoch, 8. September 2010, 9:15 Uhr.
  2. http://www.halle.de/index.asp?MenuID=724

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