Ranciéit

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Ranciéit
Rancieite-320245.jpg
4,3 x 4,3 cm großes, massiges Aggregat mit hellbraunem Ranciéit
Andere Namen
  • Rancieit
Chemische Formel

(Ca,Mn2+)2+(Mn3,54+O8) · 3H2O[1]

Mineralklasse Oxide und Hydroxide
4.FL.40 (8. Auflage: IV/D.12) nach Strunz
07.10.01.01 nach Dana
Kristallsystem trigonal[2]
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin trigonal-rhomboedrisch; 3
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) P3 (Raumgruppen-Nr. 147)
Farbe schwarz, dunkel- bis hellbraun, violett
Strichfarbe dunkelbraun
Mohshärte 5 bis 6
Dichte (g/cm3) 3,1
Glanz Metallglanz
Transparenz opak, durchsichtig in dünnen Fragmenten
Bruch
Spaltbarkeit fehlt
Habitus
Weitere Eigenschaften
Ähnliche Minerale Takanelith

Ranciéit ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Ca,Mn2+)2+(Mn3,54+O8) · 3H2O[1] und bildet dünne Lamellen, polykristalline Mineral-Aggregate, sowie Stalaktiten und Inkrustationen von schwarzer, brauner oder violetter Farbe.

Etymologie und Geschichte

Ranciéit wurde 1857 vom französischen Mineralogen Alexandre Félix Gustave Achille Leymérie in der Typlokalität, der Rancié-Mine bei Sem im Département Ariège (Frankreich) gefunden. Es ist nach dieser auch benannt.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Ranciéit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2“, wo er zusammen mit Takanelith die unbenannte Gruppe IV/D.12 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Ranciéit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“, dort allerdings in die Abteilung der „Hydroxide (ohne V oder U)“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit von Kristallwasser in der Verbindung und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Hydroxide mit H2O ± (OH), Lagen kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist, wo es zusammen mit Takanelith die unbenannte Gruppe 4.FL.40 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ranciéit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Mehrfachen Oxide“ ein. Hier ist ebenfalls zusammen mit Takanelith in der unbenannten Gruppe 07.10.01 innerhalb der Unterabteilung der „Mehrfachen Oxide“ zu finden.[3]

Modifikationen und Varietäten

Ranciéit bildet mit Takanelith eine Mineralserie, bei der das Calcium durch Mangan ersetzt wird.[4]

Bildung und Fundorte

Pseudomorphose von Birnessit/Ranciéit vermutlich nach Serandit aus der Grube Demix-Varennes, Saint-Amable, Québec, Kanada. Die olivgrünen "Igel" bestehen aus Aegirin (sehr typisch für diesen Fundort). Auf den weißen Mikroklinkristallen sind einige kleine, farblose Tröpfchen von kräftig grün fluoreszierendem Opal zu sehen.

Ranciéit bildet sich durch Verwitterung in Manganlagerstätten, meist in Kalkstein oder Kalksteinhöhlen. Es ist vergesellschaftet mit Todorokit, Calcit und Limonit.

Insgesamt konnte Ranciérit bisher (Stand Februar 2011) an über 110 Fundorten nachgewiesen werden.[5]. Neben seiner Typlokalität „Le Rancié Mine“ in Midi-Pyrénées trat das Mineral in Frankreich noch bei Lembach (Bas-Rhin) und an mehreren Orten des Département Haut-Rhin im Elsass, in der Gemeinde Esmoulières in Franche-Comté sowie am Lozère und an mehreren Orten des Département Pyrénées-Orientales.

In Deutschland fand man Ranciéit vor allem im Spessart in Bayern; im Harz von Niedersachsen bis Thüringen; in der Eifel von Nordrhein-Westfalen bis Rheinland-Pfalz; im Siegerland in Nordrhein-Westfalen; bei Nothweiler in Rheinland-Pfalz sowie bei Wolkenstein im sächsischen Erzgebirge.

In Österreich trat das Mineral unter anderem bei Badersdorf im Burgenland, an mehreren Orten in Kärnten und der Steiermark sowie bei Lend in Salzburg auf und in der Schweiz wurde es bisher bei Frick AG und Holderbank AG im Kanton Aargau sowie in Tinizong-Rona im Kanton Graubünden gefunden.

Weitere Fundorte liegen in Australien, Bulgarien, China, Griechenland, Indonesien, Italien, Japan, Kanada, auf den Kanarischen Inseln, auf Kuba, Mexiko, Norwegen, Polen, Rumänien, Russland, Slowakei, Spanien, Südafrika, Türkei, Ukraine, Ungarn und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).

Kristallstruktur

Ranciérit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P3 (Raumgruppen-Nr. 147) mit den Gitterparametern a = 2,845 Å und c = 7,485 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[2]

Siehe auch

Liste der Minerale

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 245.
  2. 2,0 2,1 Andreas Ertl, Franz Pertlik, Markus Prem, Jeffrey E. Post, Soo Jin Kim, Franz Brandstätter, Ralf Schuster: Rancíeite crystals from Friesach, Carinthia, Austria. In: European Journal of Mineralogy. 2005, 17, 1, S. 163-172, doi:10.1127/0935-1221/2005/0017-0163.
  3. New Dana Classification of Multiple Oxides
  4. Ranciéite-Takanelite Series bei mindat.org (engl.)
  5. Ranciérit bei mindat.org (englisch)

Literatur

  • Ranciérit in: Anthony et al.: Handbook of Mineralogy, 1990, 1, 101 (PDF 71 kB).

Weblinks

 Commons: Ranciéite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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