Oxazoline

Erweiterte Suche

Oxazoline (Dihydrooxazole) sind heterozyklische Verbindungen, deren Fünfring je ein Sauerstoffatom und ein Stickstoffatom sowie eine Doppelbindung im Ring enthält. Die Heteroatome Sauerstoff und Stickstoff stehen zueinander in 1,3-Stellung, wobei dem Sauerstoffatom die Position 1 und dem Stickstoffatom die Position 3 zugewiesen wird. Je nach Lage der Doppelbindung im heterocyclischen Ring gibt es mehrere zueinander isomere Oxazoline:

Isomere 2-Oxazoline, 3-Oxazoline und 4-Oxazoline (von links nach rechts)
  • 2-Oxazoline (alternativer Name: 4,5-Dihydrooxazole, CAS: 504-77-8) enthalten eine C=N-Doppelbindung zwischen dem Kohlenstoffatom 2 und dem Stickstoffatom
  • 3-Oxazoline (alternativer Name: 2,5-Dihydrooxazole, CAS: 95879-85-9) enthalten eine C=N-Doppelbindung zwischen dem Kohlenstoffatom 4 und dem Stickstoffatom
  • 4-Oxazoline (alternativer Name: 2,3-Dihydrooxazole) enthalten eine C=C-Doppelbindung zwischen den Kohlenstoffatomen 4 und 5.

Am weitaus wichtigsten sind die 2-Oxazoline. Es sind meist farblose, pyridinähnlich riechende Flüssigkeiten von schwach basischem Charakter, deren niedere Glieder sich in Wasser lösen.

Synthese

2-Oxazoline entstehen bei der Dehydratisierung von N-(2-Hydroxyalkyl)amiden durch innermolekulare Cyclisierung.[1] Man kann 2-Oxazoline auch aus β-Halogenalkylamiden durch Erhitzen mit wässrigen oder alkoholischen Alkalien darstellen. Sie lassen sich auch durch die Kondensationsreaktion von 1,2-Aminoalkoholen mit Carbonsäureestern, Carbonsäureamiden oder Nitrilen gewinnen. Die gezielte Synthese der 3-Oxazoline erfolgt analog einer Variante der Asinger-Reaktion aus 2-Halogenaldehyden, Ammoniak, Natronlauge und einer Oxokomponente (meist ein Keton).[2] Bei einigen Synthesen fallen 3-Oxazoline als Nebenprodukte an.[3]

Reaktivität

2-Oxazoline ähneln den Imidoestern (Synonym: Imidsäureester)[4] und können mit starken Reduktionsmitteln , z. B. mit Natrium und Alkohol, unter Ringspaltung zu N-substituierten Aminoalkoholen aufgespalten werden.[5] Mit p-Toluolsulfonsäuremethylester als Initiator lassen sich 2-alkyl-substituierte 2-Oxazoline polymerisieren. Nach Verseifung entsteht daraus ein lineares Polyethylenimin[6] . 3-Oxazoline reagieren wie Imine (Schiffsche Basen).[2] 4-Oxazoline zählen zugleich zur Verbindungsklasse der Enamine.

2-Oxazolin-5-one reagieren mit Carbonylverbindungen unter Kondensation von Wasser zu Azlactonen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Siegfried Hauptmann: Organische Chemie,VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 2. Auflage (1985), S. 577, ISBN 3-342-00280-8.
  2. 2,0 2,1 Maya Weber, Jürgen Jakob und Jürgen Martens: Synthese und Reaktivität von 3-Oxazolinen, Liebigs Annalen der Chemie 1992, 1-6. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Weber“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  3. Julien Capra, Thierry Le Gall: Oxidative Conversion of Imines into Azadienes, Synlett 2010, 441-444.
  4. Siegfried Hauptmann: Organische Chemie,VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 2. Auflage (1985), S. 427, ISBN 3-342-00280-8.
  5. Brockhaus ABC Chemie, VEB F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig, 1965, S. 1003.
  6. Blandine Brissaul, et.al.: Synthesis of Linear Polyethylenimine Derivatives for DNA Transfection, Bioconjugate Chem. 2003 14, 581-587

cosmos-indirekt.de: News der letzten Tage