Oreichalkos

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Oreichalkos (griechisch ὀρείχαλκος, aus ὄρος óros „Berg“ und χαλκός chalkós „Erz“, speziell Kupfer oder Bronze, also „Bergerz“) wird erstmals erwähnt in dem Hesiod zugeschriebenen Epyllion „Schild des Herakles“, worin aus diesem Metall unter anderem Beinschienen gefertigt werden. Besonderes Interesse erregt der Oreichalkos, da ihn auch Platon in seinem Dialog „Kritias“ erwähnt und dort als „feurig schimmerndes Metall“ (Kritias 116c) beschreibt. Es sei das Material, das die Bewohner von Atlantis „nach dem Gold“ am meisten wertschätzten (Kritias 114e) und womit ihre Königsburg und der darin liegende Tempel überzogen und verziert gewesen sei (Kritias 116c - 116e). Allerdings gab Platon nicht genauer an, welcher Stoff damit gemeint sei und woher er stamme.

Vermutlich Messing

Allgemein vermutet man unter Oreichalkos Messing, eine Legierung aus Kupfer und Zink, die in der frühen Antike eher selten war und daher von Platon den Atlantiden zugeschrieben worden sein könnte. Messing scheint sich vom Aussehen her mit Platons Beschreibung zu decken. Gegen Messing spricht, dass es kein abbaubares Erz, sondern eine Legierung ist und eigentlich erst in römischer Zeit breitere Verwendung fand. Allerdings war es in einzelnen Regionen offenbar schon zuvor in Gebrauch. So schreibt der griechische Geograph Strabon (circa 63 v. Chr. bis 26 n. Chr.): „Nah bei Andeira gibt es einen Stein, der [...] Zink absondert, und dies unter Zufügung von Kupfer ergibt die 'Mischung', wie man sagt, die von manchen Oreichalkos genannt wird.“ (Strabo, Geographie, XIII, 56). Andeira befand sich 80 Kilometer südöstlich von Troja. In Palästina wurde Messing bereits in der späten Bronzezeit hergestellt.

Pausanias gebraucht den Begriff Oreichalkos etwa 500 Jahre nach Platon einmal in seiner „Perihegese“. Da er den Begriff nicht erklärt und auch sonst kein weiteres Wort darüber verliert, scheint Oreichalkos zu seiner Zeit (etwa 150 n. Chr) allgemein bekannt gewesen zu sein, was die Messingthese, die auch in den meisten Wörterbüchern vertreten wird, stützt.

Im Neugriechischen bedeutet Oreichalkos ebenfalls Messing, seltener Bronze, was die Vermutung erhärtet, es könnte in der Antike dasselbe bedeutet haben. John Chadwick übersetzte 1990 das in Linearschrift B geschriebene ka-ko mit altgriechischem Lautäquivalent kha(l)ko(s) als „Bronze“.[1]

Die alten Römer übernahmen den Begriff als lat. Aurichalkum und bezeichneten damit eine messingähnliche Kupfer-Zink-Legierung von goldähnlicher Farbe, der man mehr Wert als reinem Kupfer beimaß und die zur Münzprägung verwendet wurde. Seit der Münzreform des Augustus wurden der 27,3 Gramm wiegende Sesterz und sein Halbstück Dupondius aus dieser Legierung im Verhältnis von etwa vier Teilen Kupfer zu einem Teil Zink hergestellt. Unter Philippus Arabs sank der Zinkanteil auf bis zu fünf Prozent.[2]

Andere Hypothesen

Da Platons Text in Bezug auf Oreichalkos keine eindeutige Identifizierung erlaubt, gibt es zu fast jeder Hypothese über die Lage von Atlantis auch eine entsprechende zu Oreichalkos. So glaubte der deutsche Archäologe Jürgen Spanuth, der Atlantis bei Helgoland vermutete, Oreichalkos bezeichne Bernstein. Siegfried Schoppe von der Universität Hamburg hält es dagegen für Obsidian, nach seiner Hypothese lag Atlantis im Schwarzmeerbecken. Obsidian ist jedoch ungeeignet, um damit „Tempel zu überziehen“; Bernstein kann in geschmolzenem Zustand wie Lack verwendet werden.

Weitere Deutungen nennen Pyrit und andere schwefelhaltige Eisenerze.

Begriffserweiterung in der Alchemie

In der Alchemie und verschiedenen magischen Systemen versteht man unter Orichalkum verschiedene sagenhafte Legierungen aus je nach Quelle Gold, Silber, Kupfer und Quecksilber oder anderen Ausgangsstoffen. Dem Orichalkum werden übernatürliche Kräfte zugeschrieben, es finden sich phantasievolle Bezeichnungen wie Elfengold dafür und auch hier werden gerne Verbindungen zu einem mythisch interpretierten Atlantis gezogen, all dies ist jedoch sehr spekulativ und verworren und hält wissenschaftlicher Überprüfung nicht stand.

Verwendung des Namens

Das Wort Oreichalkos wird auch unter anderen Namen in der Regel als seltenes Metall genannt:

Der Name in Videospielen

In vielen Videospielen, hauptsächlich in Rollenspielen, wurde es als reales Metall bezeichnet. Einige Beispiele:

  • Star Ocean: The Second Story für PlayStation
  • Star Ocean: Till the End of Time für PlayStation 2
  • Lineage 2 für den PC - als Oriharukon Ore
  • Shining Force III Teil 3 (nur in Japan ausgegeben) für Sega Saturn
  • Im Sci-Fi Browserspiel battlegalaxy als Orihalcon
  • In vielen Final-Fantasy-Spielen
  • Im Spiel Kingdom Hearts 1 & 2 als Orihalcon
  • Im Spiel Indiana Jones and the Fate of Atlantis von LucasArts für Amiga und PC (DOS) als Orichalcum
  • In der Erweiterung des Spiels Age of Mythology für PC
  • Im Spiel Titan Quest
  • Im Spiel Devil May Cry als Orihalcon
  • Im Spiel Ragnarok Online
  • Im Spiel Flyff Online als Orikalkum
  • Im Spiel Age of Conan für den PC
  • Im Spiel Aion als Orichalcum
  • Im Addon Herrscher von Atlantis: Poseidon als Orichalc
  • Im Spiel Atlantica Online als Oreichalkos
  • Im Spiel Golden Sun - Die vergessene Epoche für Game Boy Advance als Orichalcum
  • Im Spiel Tales of Symphonia II - Nintendo Wii zum Sammeln, Verkaufen und Synthetisieren
  • Im Spiel Loki des französischen Cyanide Studio als Orichalcum zur Aufwertung von Gegenständen, gruppiert als göttliches Material, allerdings mit schwarzer Grundfarbe und bläulichem Glanzeffekt dargestellt
  • Im Spiel Dragon Quest als silbrig glänzender Erzbrocken
  • Im Spiel The Elder Scrolls V: Skyrim als Orichalcum
  • Im Spiel Guild Wars 2 als Orichalcum

Anime

  • In der Anime-Serie Yu-Gi-Oh! bezeichnet als „Das Siegel von Orichalcos“
  • In der Anime-Serie Black Cat als „Orichalcum“
  • In dem Anime-Film Spriggan als „Orihalcon“
  • In der Anime-Serie Slayers als „Orihalcon“
  • In der Anime-Serie Zettai Karen Children als „Orichalcon“

Pen-&-Paper-Rollenspiele

  • In Shadowrun wie auch in Earthdawn das wichtigste alchimistische Metall
  • In Exalted als das magische Material der Solars.
  • In Das Schwarze Auge unter dem Namen Orichalcum als ein magisches Metall, das in Muscheln gefunden wird.
  • Orichalka in Nephilim stellt die ultimative Gefahr für die magischen Wesen dar, da es die Essenz, das "Ka" zerstört.

Bücher

  • In Die Tochter der Himmelsscheibe von Wolfgang Hohlbein wird eine schimmernde Perle aus „Oraichalkos“ von sehr hohem Wert beschrieben.
  • Orichalchum wird als Teil des Schatzes in Fritz Leibers Fafhrd-und-der-Graue-Mausling-Geschichte Der Schatz im Walde (The Jewels in the Forest) genannt.

Quellenangaben

  1.  Harald Haarmann: Geschichte der Schrift. Von den Hieroglyphen bis heute (= Beck’sche Reihe. Band 4075). C.H.Beck, München 2002/2009, ISBN 978-3-406-59218-8, Die alteuropäisch-altägäische Schriftkultur, S. 29.
  2. Anumis.de - Münzlexikon Aurichalkum

Literatur

  • Platon: Timaios und Kritias. Sämtliche Werke. Bd 8. Grieh.-deut. Übers. v. Friedrich Schleiermacher. Insel, Frankfurt M 1991. ISBN 3-458-33108-5

Weblinks

  • Atlantis-Scout (Deutsche Übersetzung der Dialoge Timaios und Kritias)

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