Glessit

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Bitterfelder Bernstein, Bernsteinart Glessit, Varietät Klar mit wenigen Einsprenglingen, Bruchstück angeschliffen, Größe: 46 mm; Sammlung: Naturkundliches Museum Mauritianum Altenburg.

Glessit (von lat. glaesum = Glas; nach Tacitus die (von ihm latinisierte) Bezeichnung der Ästier für Bernstein) ist eine Bernsteinvarietät tertiären Alters.

Es handelt es sich um ein seltenes, von Otto Helm als "feuersteinfarben" beschriebenes[1], zumeist aber eher rotbraun erscheinendes fossiles Harz, das mit Baltischem Bernstein vergesellschaftet gefunden wird (akzessorisches Harz). Nennenswerte Funde sind aus der Lagerstätte des Bitterfelder Bernsteins (ehemaliger Tagebau Goitzsche) bekannt. Hier konnten auch einige Stücke mit einem Gewicht von mehr als 100 Gramm geborgen werden. Glessit-Funde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in diesem Raum wurden auch unter dem Namen Scheibit beschrieben[2], ferner sind die Bezeichnungen Bitterfeldit und Durglessit für Variationen des Glessit vorgeschlagen worden[3], haben sich aber nicht durchgesetzt. In der Lausitz sind in oligozänen und miozänen Ablagerungen Glessite in den Farbvarietäten schwarz, schwarzbraun und orange gefunden worden[4]. Glessit ist durch seinen im frischen Bruch glasigen Glanz und seine charakteristische schaumige Struktur verhältnismäßig leicht von Succinit und anderen fossilen Harzen zu unterscheiden.[5] Organische Einschlüsse kommen vor, sind aber selten.

Untersuchungen dieses fossilen Harzes mittels moderner Methoden (Gaschromatographie und Massenspektrometrie) haben zu der Auffassung geführt, dass Glessit sich aus dem Harz von Birken (Gattung Betula) gebildet hat[6]. Weiter zurückliegende Untersuchungen dieses Harzes legten aufgrund des Verhältnisses verschiedener pentazyclischer Triterpene zueinander als Herkunftspflanze einen ähnliche Merkmale aufweisenden Vertreter aus der Familie der Balsambaumgewächse (Burseraceae) nahe.

Die Erstbeschreibung dieses Harzes geht auf Otto Helm (1881) zurück. Nach der für Harze (einschließlich fossiler Harze) heute üblichen Systematik von Anderson & Crelling (1995) wird Glessit, wie auch Baltischer Bernstein (Succinit), in die Klasse Ia gestellt.

Literatur

  • Karl Andrée: Der Bernstein und seine Bedeutung in Natur- und Geisteswissenschaften, Kunst und Kunstgewerbe, Technik, Industrie und Handel. Königsberg 1937.
  • Norbert Vávra: Chemie des Baltischen und Bitterfelder Bernsteins: Methoden, Möglichkeiten, Resultate. In Exkursionsführer und Veröffentlichungen der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften (EDGG), Heft 236, S. 69-76, 5 Abb., 2008. ISBN 978-3-936617-86-3

Einzelnachweise

  1. Otto Helm: Mittheilungen über Bernstein. III. Glessit. In: Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Band V, Heft 1, S. 291-293, Danzig 1881.
  2. G. und B. Krumbiegel: Bernstein im weiteren Sinne - Die Akzessorischen Harze. In: Bernstein - Tränen der Götter. Bochum 1996, ISBN 3-921533-57-0, S. 27-29
  3. R. Fuhrmann & F. Borsdorf: Die Bernsteinarten des Untermiozäns von Bitterfeld. In: Zeitschrift für Angewandte Geologie 32, 12, Berlin 1986
  4. Wilfried Sauer: Die Bernsteinvorkommen in der Lausitz. In Bernstein - Tränen der Götter. Bochum 1996. ISBN 3-921533-57-0.
  5. G. Krumbiegel: Glessit, ein tertiäres Harz von Bedecktsamern. In: Fossilien 10 (2), Korb 1993
  6. Vávra 2008 (sh. Literatur)

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