Gewöhnliche Haselwurz

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Gewöhnliche Haselwurz
Gewöhnliche Haselwurz (Asarum europaeum), Illustration

Gewöhnliche Haselwurz (Asarum europaeum), Illustration

Systematik
Magnoliids
Ordnung: Pfefferartige (Piperales)
Familie: Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae)
Unterfamilie: Asaroideae
Gattung: Haselwurzen (Asarum)
Art: Gewöhnliche Haselwurz
Wissenschaftlicher Name
Asarum europaeum
L.

Die Gewöhnliche Haselwurz (Asarum europaeum) ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae) gehört. Sie gedeiht in Wäldern in weiten Gebieten Eurasiens.

Namensgebung

Für Asarum europaeum werden oft auch die Trivialnamen Europäische Haselwurz oder nur Haselwurz genannt. Andere Namen sind auch Braune Haselwurz, Brechwurz, Hasenpappel, Hexenrauch, Aser, Brechhaselkraut, Drüsenkraut, Hasel-Mönch, Haselmünch, Haselmusch, Hasenohr, Hasenöhrlein, Hasenpappel, Hasenpfeffer, Hasewurz, Hasselkräut, Hauswurzel, Kampferwurzel, Leberkraut, Mausohren, Natterwurz, Neidkraut, Nierenkraut, Pfefferblätter, Pfefferkraut, Scheibelkraut, Schlangenwurzel, Schweinsohr, Speiblätter, Spitze Haselwörz, Teufelsklaue, Vogelskappe, Weihrauchkraut, Wilder Nardus und Wilder Pfeffer.

Den Namen Haselwurz erhielt die Art, da sie oft unter Haselnußsträuchern wächst. Der botanische Gattungsname Asarum bedeutet unverzweigt (griechisch asaron = zweiglos), das Artepitheton europaeum kennzeichnet sie als einzige in Europa heimische Art der Gattung Asarum, zu der etwa 100 Arten gehören.

Beschreibung und Ökologie

Blüte der Haselwurz (Asarum europaeum) von vorne. Gut zu erkennen ist auch, dass die ganze Pflanze (außer der Blattoberseite) behaart ist.

Die Gewöhnliche Haselwurz wächst als immergrüne [1], ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von nur 5 bis 10 Zentimetern. Sie bildet ein Rhizom als Überdauerungsorgan. Die oberirdischen Pflanzenteile sind behaart. Alle Pflanzenteile riechen intensiv, das Rhizom riecht pfefferartig. Die Sprossachse ist kriechend, mit zwei bis drei bräunlichgrünen Niederblättern. Die zwei immergrünen, lang gestielten Laubblätter besitzen eine einfache, rundliche bis nierenförmige oder herzförmige Blattspreite, die auf der Oberseite meist glänzend, während die Unterseite meist behaart ist.

Die einzeln unmittelbar in Bodennähe stehenden Blüten sind krugförmig und braunrot mit drei Zipfeln. Die Blütenhülle besteht aus drei verwachsenen, braunpurpurnen Blütenhüllblättern. Sie riechen intensiv nach Pfeffer. Sie besitzt zwölf, in zwei Kreisen gegliederte Staubblätter. Der Fruchtknoten ist unterständig. Die protogynen (vorweiblichen) Blüten bestäuben sich oft selbst.

Es kommt aber auch Fremdbestäubung vor, sie erfolgt durch Insekten. Die sechs Griffel sind zu einer dicken Griffelsäule verwachsen, die an ihrer Spitze eine sechsstrahlige Narbe trägt. Die Narbe reift vor den Staubblättern, die in der noch nicht völlig geöffneten Blüte weit nach unten gebogen sind und fast den Blütenboden berühren. In diesem Stadium steht die Narbe frei da. Zunächst richten sich die Staubblätter des inneren Kreises auf und schmiegen sich dicht an die Narbe stets zwischen je zwei Lappen an, wobei leicht Selbstbestäubung eintreten kann. Später biegen sich auch die äußeren kleinen Staubblätter auf und fügen sich unterhalb der Narbenlappen zwischen die größeren Staubblätter ein. Die jetzt erreichte männliche Phase der Blüte bewirkt deren volle Öffnung und ihre Perigonzipfel neigen sich nach außen. Die Blüten täuschen gewisse Merkmale von Pilzen vor und locken Pilzmücken an, die für die Bestäubung sorgen (Blütenökologisch werden sie deshalb „Fliegen-Täuschblumen“ genannt). Blütezeit ist von März bis Mai.

Die sechsklappigen Kapselfrüchte reifen im Juni und streuen im Juli bis August die Samen aus. Die Samen tragen Elaiosomen und werden von Ameisen verbreitet (Myrmekochorie).

Verbreitungskarte

Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet umfasst Eurasien mit kontinentaler Tendenz bis Sibirien. In Europa reichen die Areale von Südskandinavien bis Südfrankreich, Mittelitalien und Griechenland.

In Österreich ist sie in allen Bundesländern häufig (in Kärnten eher selten).

Als Standort werden Laubwälder und Gebüsche, Au- und Schluchtwälder auf vor allem kalkhaltigen, feuchten Böden bevorzugt. Genauer sind es krautreiche Laub- und Nadelmischwälder, besonders Mull-Buchenwälder auf Braunerden. Außerdem gedeihen sie in Haselstrauchhecken sowie Schlucht- und Auwäldern. Der Boden soll frisch bis feucht, nährstoffreich und meist kalkhaltig sein. Die Art ist ein Lehm- und Feuchtigkeitsanzeiger. Häufige Begleitpflanzen der Haselwurz sind zum Beispiel Wald-Trespe, Frühlings-Platterbse, Seidelbast, Nesselblättrige Glockenblume, Mandelblättrige Wolfsmilch und Wald-Sanikel.

Inhaltsstoffe, Giftigkeit und Nutzung

Die Gewöhnliche Haselwurz ist seit dem Altertum als Arzneipflanze bekannt und wurde bereits von Plinius dem Älteren erwähnt. Blätter und Wurzeln schmecken nach Pfeffer, das Rhizom enthält kampferartige, ätherische Substanzen, die schleimhautreizend, brech- und niesreizanregend wirken und innere Blutungen auslösen können (Gastroenteritis). Bis ins 18. Jahrhundert wurden die getrockneten Rhizome als Brechmittel verwandt. Später gehörten sie in pulverisierter Form zum variablen Zutatenkreis des Schneeberger Schnupftabaks. Die Droge wird im August gesammelt, das getrocknete Rhizom trägt folgende Namen: Radix Asari, Radix Nardi rusticae, Radix Nardi sylvestrae und Rhizoma Asari.

Die Pflanze enthält ätherische Öle, deren Bestandteil Asaron giftig ist. Aufgrund des Gehalts an Aristolochiasäuren gelten Drogen der Gattung Asarum einschließlich homöopathischer Zubereitungen bis D10 in Deutschland als bedenklich und dürfen nicht als Arzneimittel in Verkehr gebracht werden.

Systematik

Die Gattung Asarum wurde 1753 mit der Typusart Asarum europaeum durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 442 aufgestellt. [2]

In Europa unterscheidet man bei Asarum europaeum drei Unterarten[3] [4]:

  • Asarum europaeum L. subsp. europaeum

Blätter breiter als lang, stumpf; Blattunterseite auf der Fläche behaart; Blattoberseite mit Stomata, ohne Papillen, glänzend; Europa

  • Asarum europaeum L. subsp. caucasicum (Duch.) Soó

Blätter etwa so lang wie breit, zugespitzt; Blattunterseite höchstens auf den Nerven etwas behaart, sonst kahl; Blattoberseite ohne Stomata; Epidermis der Blattoberseite papillös, matt; Alpenländer

  • Asarum europaeum L. subsp. italicum Kukkonen & Uotila

Blätter etwa so lang wie breit, zugespitzt; Blattunterseite behaart bis kahl; Blattoberseite ohne Stomata; Epidermis der Blattoberseite nicht papillös; Italien, Montenegro [5]

Bilder

Gewöhnliche Haselwurz (Asarum europaeum):

Literatur

  • Manfred A. Fischer: Exkursionsflora von Österreich, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-3461-6.

Einzelnachweise

  1. Gewöhnliche Haselwurz. In: FloraWeb.de.
  2. Eintrag bei Tropicos.
  3. P. W. Ball, J. R. Akeroyd: Asarum L., In Flora europaea, 2. Auflage, 1, 1993, S. 87.
  4. Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
  5. Unterarten in der Flora Europaea.

Weblinks

 Commons: Gewöhnliche Haselwurz (Asarum europaeum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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