Geographischer Raum

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Geographischer Raum nennt man das jeweilige Untersuchungsgebiet der Geographie als allgemeine Chorologie der Geosphäre. Der Raum ist das Grundelement geographischer Betrachtung, der das Untergebiet der Raumforschung und Regionalgeographie als modernes, raumbezogenes Konzept der Geowissenschaften herauszeichnet.

Raumkonzepte

In den Geowissenschaften gibt es verschiedene konkurrierende Raumkonzepte, die sich nach diesem Schema unterscheiden lassen:

  • Vulgärmaterialistisches Raumkonzept (Absoluter Raum) der traditionellen und chorologischen Geographie), die Einheit von geographischem und physikalischem Raum, bzw. Naives Raumkonzept der Geographie, Raum als Flächenelement der Erdoberfläche[1]
  • Idealistisches Raumkonzept (nach George Berkeley, Immanuel Kant); in der Geographie z. B. Handlungsraum nach Benno Werlen
  • Historisch-materialistische Konzeption von Raum: Raum als räumliche Praxis (nach Henri Lefebvre) mit der Weiterentwicklung vom Geographen David Harvey

Spezifizierung von Raum

Raum ist das primäre Medium und zentrale Modellierelement der Raumplanung (als Raumfunktionen und Raumnutzung einer wirtschaftlich-rechtlich geografischen Gebietseinheit) und Landschaftsplanung und Stadtplanung (als Freiraum und bebauter Raum) an der Schnittstelle zwischen Geographie und Politik. Insbesondere in der Humangeographie wird geographischer auch sozialer Raum.

Im Kontext der physischen Geographie und Ökologie ist geographischer Raum Naturraum (analog steht Region als beliebige Raumeinheit zu Landschaft als naturräumliche Einheit).

Die Humangeographen beschreiben den Raum durch absolute, relative und kognitive Angaben. Ihre gängigste Betrachtungsweise sieht den Raum als Behälter (Container), der durch rechtwinklige Koordinaten definiert ist und sich mittels absoluter Entfernungsangaben (Meter, Kilometer, usw.) beschreiben lässt. In diesem Zusammenhang definieren sie Raum als sozioökonomischen (Erfahrungsraum, Erlebnisraum), topologischen (Konnektivität) und kognitiven (verhaltenstheoretischer Kontext) Raum. Geomorphologen betrachten den Raum stets in Zusammenhang mit der Zeit. Zu den grundlegenden Betrachtungsweisen der Geowissenschaften gehören Raum und Zeit. Sie betrachten Raumbezüge nur in Verbindung mit zeitlichen Dimensionen, so dass man von „Pico-, Nano-, Mikro-, Meso-, Makro- und Megaformen“ sprechen kann.

Daneben spielt der Begriff auch in der Geoinformatik eine Rolle, wo Geodaten zu einem geographischen Objekt – dann als Geoobjekt) – innerhalb eines Raumbezugs abgebildet werden müssen (Georeferenzierung). Während die Verortung von Dateneinheiten relativ einfach handhabbar ist, ist die Abbildung komplexer Raumkonzepte und die zeitliche Komponente mit großen Problemen verbunden.[2]

Siehe auch

  • Raum (Architektur) - das analoge, kleinräumigere Konzept der Architektur
  • Raumeinheit (Oberösterreich) - Die naturschutzfachliche Planung in Oberösterreich

Literatur

  •  Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hrsg.): Handwörterbuch der Raumordnung. ARL, Hannover 2005, ISBN 3888385555.
  •  Wolfgang Sitte, Helmut Wohlschlägl (Hrsg.): Beiträge zur Didaktik des „Geographie und Wirtschaftskunde“-Unterrichts. In: Materialien zur Didaktik der Geographie und Wirtschaftskunde. 16, Institut für Geographie u. Regionalforschung der Universität Wien, Wien 2001, ISBN 78-3-900830-43-4.

Einzelnachweise

  1.  M. J. Egenhofer, D. M. Mark.: Naive Geography. In: A. U. Frank, W. Kuhn (Hrsg.): Spatial Information Theory: A Theoretical Basis for GIS. Lecture Notes in Computer Sciences No.. Nr. 988, Springer, Berlin 1995, S. 1–15., zitiert nach  Achatschitz, Aigner, Twaroch: Freie und quelloffene Software – 3.1 Naive Geographie. S. 4.
  2. Claudia Achatschitz, Wolfgang Aigner, Florian Twaroch: Freie und quelloffene Software + GIS = Naives GIS ?. geoinfo.tuwien, abgerufen am 16. Juni 2008 (pdf (ftp)).

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