Fritz Markwardt

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Fritz Markwardt (* 3. Dezember 1924 in Magdeburg; † 10. September 2011 in Erfurt) war ein deutscher Arzt und Pharmakologe, der von 1961 bis 1991 als Professor und Institutsdirektor an der Medizinischen Akademie Erfurt wirkte. In den 1950er Jahren gelang ihm die Isolierung und Charakterisierung der blutgerinnungshemmenden Substanz Hirudin aus Blutegeln.[1] Darüber hinaus veröffentlichte er unter dem Titel „Allgemeine und spezielle Pharmakologie“ ein Lehrbuch, das zwischen 1972 und 1989 in sechs Auflagen erschien.

Leben

Fritz Markwardt wurde 1924 in Magdeburg geboren[2] und studierte, nach Dienst in der Kriegsmarine, an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald sowohl Pharmazie als auch Medizin.[3] Er erlangte an der Universität Greifswald 1951 die naturwissenschaftliche sowie 1960 die medizinische Promotion, und erhielt dort 1956 unter Paul Wels mit einer Arbeit zu „Untersuchungen über Hirudin“ auch die Habilitation.[4]

In der Folgezeit wurde er in Greifswald zunächst zum Dozenten für Pharmazie und 1960 zum Professor für Pharmakologie ernannt.[2] Im folgenden Jahr wechselte er an die Medizinische Akademie Erfurt, an der er bis 1991 ebenfalls eine Professur für Pharmakologie innehatte und als Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie fungierte,[2] dessen Ausrichtung auf die Hämostaseforschung er in diesen drei Jahrzehnten prägte.[5] Er starb 2011 in Erfurt.

Wissenschaftliches Wirken

Schwerpunkte des wissenschaftlichen Wirkens von Fritz Markwardt[5] waren die Isolierung und die Synthese von Hemmstoffen der Enzyme der Blutgerinnung sowie die Untersuchung von deren chemischer Struktur und pharmakologischen Wirkungen. Weitere Aktivitäten betrafen Wirkstoffe zur Aktivierung und Hemmung der Fibrinolyse sowie zur Hemmung der Funktion von Thrombozyten.

In den 1950er Jahren gelang ihm die Isolierung der blutgerinnungshemmenden Substanz Hirudin aus homogenisierten Köpfen von Blutegeln und deren biochemisch-pharmakologische Charakterisierung.[6] Diese Arbeiten gelten bis in die Gegenwart als Hauptgrundlage für die medizinische Anwendung von Hirudin und für die Entwicklung von rekombinanten Hirudin-Präparaten, an deren Einsatz für therapeutische Zwecke er ebenfalls beteiligt war. So wurde rekombinantes Hirudin auf seine Anregung hin, nach experimentellen Studien in seinem Institut, durch Erfurter Nephrologen weltweit erstmals als Antikoagulanz erfolgreich bei Hämodialyse verwendet.[7]

Auszeichnungen

Fritz Markwardt war ab 1975 korrespondierendes und ab 1981 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR.[2] Ab 1965 gehörte er außerdem der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina an,[5] 1990 wurde er als ordentliches Mitglied in die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt aufgenommen.[8] Darüber hinaus war er Mitglied der Academia Europaea.[9] Er erhielt 1966 den Nationalpreis der DDR[2] und im Jahr 2000 mit der Schmiedeberg-Plakette die höchste Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie.[10] In der DDR wurde ihm außerdem der Ehrentitel Obermedizinalrat (OMR) verliehen.

Werke (Auswahl)

  • Antifibrinolytika. Jena 1967 (als Mitautor)
  • Handbuch der experimentellen Pharmakologie. Band 27: Anticoagulantien. Berlin 1971 (aus Herausgeber)
  • Fibrinolytika und Antifibrinolytika. Jena 1972 (als Mitherausgeber)
  • Handbuch der experimentellen Pharmakologie. Band 46: Fibrinolytics and Antifibrinolytics. Berlin, Heidelberg und New York 1978 (als Herausgeber)
  • Allgemeine und spezielle Pharmakologie. Berlin 1972, 1976, 1978, 1983, 1985, 1989 und Lizenzausgaben Stuttgart 1974, 1976 (als Herausgeber)
  • Medizinische Pharmakologie. Zwei Bände. Leipzig 1985 und Lizenzausgabe Stuttgart 1985 (als Herausgeber)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fritz Markwardt: Untersuchungen über Hirudin. In: Naturwissenschaften. 42(19)/1955. Springer-Verlag, S. 537/538, ISSN 0028-1042
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Kurzbiographie zu: Markwardt, Fritz. In: Werner Hartkopf: Die Berliner Akademie der Wissenschaften: Ihre Mitglieder und Preisträger 1700–1990. Akademie-Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-05-002153-5, S. 231.
  3. Prof. Dr. Dr. Fritz Markwardt zum 65. Geburtstag. In: Folia Haematologica. 116(5-6)/1989. Verlag von August Hirschwald, S. 809ff., ISSN 0323-4347
  4. Angaben entsprechend dem Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  5. 5,0 5,1 5,2 Eintrag im Mitgliederverzeichnis der Leopoldina (abgerufen am 27. Oktober 2009)
  6. Anticoagulants. In: Ralph Landau, Basil Achilladelis, Alexander Scriabine: Pharmaceutical Innovation: Revolutionizing Human Health. Chemical Heritage Foundation, Philadelphia 1999, ISBN 0-94-190121-1, S. 202
  7. Klaus Starke: Es kann die Spur von unseren Erdetagen – On Pharmacologists and Pharmacology. In: Naunyn-Schmiedeberg's Archives of Pharmacology. 380(5)/2009. Springer-Verlag, S. 465–471, ISSN 0028-1298
  8. Siehe Eintrag im Mitgliederverzeichnis der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt (abgerufen am 27. Oktober 2009)
  9. Siehe Eintrag im Academia Europaea Directory 2009, S. 43 (PDF-Datei, ca. 416KB; abgerufen am 27. Oktober 2009)
  10. DGPT: Verleihung der O. Schmiedeberg-Plakette an Prof. Drs. F. Markwardt und der Ehrenmitgliedschaft an Prof. Dr. W. Klinger (abgerufen am 27. Oktober 2009)

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