Eugene Woldemar Hilgard

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Eugene Woldemar Hilgard (* 5. Januar 1833 in Zweibrücken /Pfalz; † 8. Januar 1916 in Berkeley/Kalifornien) war ein amerikanischer Bodenkundler, Geologe und Agrarwissenschaftler deutscher Herkunft. Er lehrte ab 1875 als Professor für landwirtschaftliche Chemie an der Universität Berkeley (Kalifornien) und hat über mehrere Jahrzehnte die Entwicklung der internationalen Bodenkunde nachhaltig geprägt.

Leben und Wirken

Eugene Woldemar Hilgard wanderte 1836 mit seinen Eltern nach den USA aus und verbrachte seine Jugendzeit auf einer Farm in Illinois. 1849 kehrte er nach Deutschland zurück und studierte Naturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Chemie an der Universität Heidelberg. 1854 wurde er dort mit einer Dissertation über die Gase einer Kerzenflamme zum Dr. phil. promoviert. Ab 1855 arbeitete er als Geologe und Agrikulturchemiker im Delta des Mississippi, kartierte dort landwirtschaftliche Nutzflächen und untersuchte deren Eignung für den Anbau von Baumwolle. Der Amerikanische Sezessionskrieg (1861-1865), an dem er teilnahm, unterbrach seine wissenschaftliche Tätigkeit.

Von 1866 bis 1872 lehrte Hilgard das Fachgebiet Chemie, später auch Geologie und Botanik an der Universität Mississippi. Es folgte eine zweijährige Tätigkeit als Professor für Geologie und Naturgeschichte an der Universität Michigan. Von 1875 bis zu seinem Tode im Jahre 1816 war er Professor für landwirtschaftliche Chemie an der Universität Berkeley (Kalifornien).

In Berkeley gründete Hilgard eine landwirtschaftliche Versuchsstation (Agricultural Experiment Station) und wurde alsbald die treibende Kraft, solche auf die landwirtschaftliche Praxis hin orientierten Forschungseinrichtungen in allen amerikanischen Bundesstaaten einzurichten. Der Schwerpunkt seiner eigenen wissenschaftlichen Arbeiten waren Studien zur Genese, Klassifikation, Nutzung und Melioration von Alkaliböden. Seine Forschungsergebnisse publizierte er bis ins hohe Alter auch in deutscher Sprache in deutschen Fachzeitschriften. Über Jahrzehnte pflegte er enge fachliche Kontakte mit deutschen Agrarwissenschaftlern, u. a. mit dem in München wirkenden Agrikulturphysiker Ewald Wollny.

Das Wissen um die wissenschaftliche Bodenkunde hat Hilgard in einem fundamentalen Lehr- und Handbuch zusammengefasst. Es erschien unter dem Titel "Soils. Their Formation, Properties, Composition, and Relations to Climate and Plant Growth in the Humid and Arid Regions". Der ersten Auflage von 1906 folgten bis 1912 mehrere Reprint-Ausgaben und 1930 posthum ein letzter Nachdruck. Dieses Werk galt jahrzehntelang als ein internationales Standardwerk der wissenschaftlichen Bodenkunde und die Fachkollegen platzierten Hilgard in die Reihe der bedeutendsten Bodenkundler seiner Zeit. Hilgard war Ehrendoktor der Universitäten von Mississippi, Columbia , Michigan und Berkeley.

Publikationen (Auswahl)

  • Beitrag zur Kenntniß der Lichtflamme. Diss. phil. Heidelberg 1854.
  • Report on the Geology and Agriculture of the State of Mississippi. E. Barksdale, State Printer, Jackson 1860.
  • Ueber den Einfluß des Kalkes als Bodenbestandtheil auf die Entwickelungsweise der Pflanzen. In: Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur-Physik Bd. 10, 1888, S. 185-195.
  • A Report on the Relations of Soil to Climate. U.S. Department of Agriculture. Weather Bureau. Bulletin No. 3. Washington 1892.
  • Die Zuckerrübenkultur auf Alkaliböden. In: Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 45, 1895, S. 423-432.
  • Soils. Their Formation, Properties, Composition, and Relations to Climate and Plant Growth in Humid and Arid Regions. The Macmillan Company New York 1906; Reprint-Ausgaben: 1907, 1910, 1912 und 1930.

Literatur

  • J. C. Poggendorff: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. 3, 1898, S. 630 u. Bd. 4, 1904, S. 638-639 (Schriftenverz.).
  • In memoriam. Eugene Woldemar Hilgard ... . University of California Press, Berkeley 1916 (mit Bild u. Schriftenverz.).
  • B. Lipmann: E. W. Hilgard. In: Internationale Mitteilungen für Bodenkunde Bd. 11, 1921, S.161-165 (mit Bild).
  • Hans Jenny: E. W. Hilgard and the Birth of Modern Soil Science. Collana della Rivista "Agrochimia", Pisa 1961 (mit Bild u. Schriftenverz.)
  • Hans-Peter Blume: Eugen Woldemar Hilgard, deutsch-amerikanischer Bodenkundler. In: H.-P. Blume: 1926–2001. 75 Jahre Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft = Mitteilungen der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft Bd. 97, 2001, S. 290 u. a. (mit Bild).

Weblinks

 Wikisource: Eugene Woldemar Hilgard – Quellen und Volltexte

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