Eculizumab
Eculizumab | ||
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Masse/Länge Primärstruktur | 148 kDa | |
Bezeichner | ||
Externe IDs | CAS-Nummer: 219685-50-4 | |
Arzneistoffangaben | ||
ATC-Code | L04AA25 | |
DrugBank | DB01257 | |
Wirkstoffklasse | monoklonaler Antikörper | |
Verschreibungspflicht | Ja |
Eculizumab (Handelsname Soliris; Hersteller Alexion) ist ein monoklonaler Antikörper, der zur Therapie der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH) eingesetzt wird.
Wirkungsweise und Anwendungsgebiete
Die Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie ist eine seltene klonale erworbene und lebensbedrohliche Erkrankung blutbildender Stammzellen. PNH-Patienten haben einen Defekt im CD59-Protein auf der Zelloberfläche der Blutzellen. CD59 dient dabei als Ankerprotein für andere auf der Zelloberfläche vorhandene Antigene. Die Diagnose kann über den Nachweis eines signifikanten Anteils roter (Erythrozyten) und weißer Blutkörperchen (Monozyten, Granulozyten), die die über dieses Ankerprotein gekoppelten Antigene nicht aufweisen, gestellt werden. Dies geschieht mit Hilfe durchflusszytometrischer Methoden. Klinisch relevant ist bei der PNH das Fehlen bestimmter Proteine auf der Oberfläche von Erythrozyten. Durch diesen Defekt werden die roten Blutkörperchen vom Komplementsystem angegriffen und zu schnell abgebaut; dies führt zu einer Anämie.
Eculizumab wirkt, indem es an das Protein C5 des Komplementsystems bindet und die sog. terminale Aktivierung blockiert. Dadurch wird die Zerstörung der Erythrozyten vermindert und die Symptome der Krankheit werden gebessert.
Eculizumab ist ausschließlich zur Anwendung bei der Paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie zugelassen. Eculizumab wird durch intravenöse Infusion mehrmals monatlich verabreicht.
Erfolgreich eingesetzt wurde Eculizumab bei Patienten, die im Mai 2011 an dem von dem Erreger EHEC ausgelösten hämolytisch-urämischen Syndrom erkrankten und auf die Behandlung mit Hämodialyse und Plasmapherese nicht ansprachen. Eine begleitende, nicht-randomisierte Studie ohne Kontrollgruppe ist im Herbst 2011 noch nicht abgeschlossen.[1][2] Aufgrund der aktuellen Entwicklung der EHEC-Infektionen wurde am 30. Mai 2011 seitens der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie eine Pressemitteilung ausgegeben, in welcher die Therapie mit Eculizumab als sogenannte „Rescue-Medikation“ bei Versagen der üblichen Therapieverfahren benannt wird, mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass Nutzen und Risiko in diesem Anwendungsgebiet zum damaligen Zeitpunkt nicht seriös abgeschätzt werden könnten.[3]
Gegenanzeigen und Nebenwirkungen
Eculizumab soll nicht angewendet werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Eculizumab oder gegen murine Proteine. Eculizumab darf nicht angewendet werden bei Patienten mit bekanntem erblichen Komplementdefekt, bei nicht ausgeheilter Infektion mit Neisseria meningitidis (Meningokokken) oder bei nicht vorhandener Impfung gegen Neisseria meningitidis. Neisseria-Infektionen sind deshalb so problematisch, weil durch den Wirkungsmechanismus von Eculizumab die Abwehr des Körpers gegen diese Bakterien eingeschränkt ist[4]. Meningokokken können unter anderem Gehirnhautentzündung hervorrufen. Eine Meningokokkenseptikämie bei zwei Patienten war das schwerwiegendste unerwünschte Ereignis während der klinischen Studien mit Eculizumab. Infusionsreaktionen, die das Absetzen von Eculizumab erfordert hätten, wurden bisher nicht beobachtet. Eine vorherige Impfung gegen Meningokokken wird bei Gabe von Eculizumab empfohlen.[5]
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Halsentzündung, Übelkeit, Fieber, Muskelschmerz, Müdigkeit und Herpes simplex.
Herstellung
Eculizumab ist ein humanisierter Antikörper vom Typ IgG2/4 und wird von Lonza gentechnisch in der stabilen Maus-Myelomzelllinie NS0 hergestellt. Eculizumab wurde von dem amerikanischen Biotechnologieunternehmen Alexion entwickelt und ist seit 2007 in den USA und in der Europäischen Union als Orphan-Arzneimittel zugelassen. Es war in der Europäischen Union das erste Arzneimittel, das im zentralisierten Verfahren über ein beschleunigtes Beurteilungsverfahren zugelassen wurde.
Kosten
Der Preis für eine Infusionsflasche (300 mg) beträgt 5827 Euro. Die Erhaltungsdosis beträgt 900 mg Eculizumab ca. alle 14 Tage.
Handelsnamen
Eculizumab ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter dem Namen Soliris im Handel erhältlich.
Weblinks
- Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Eculizumab-Präparate
- Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht zu Soliris
Einzelnachweise
- ↑ EHEC: Zahlen, eine Hypothese und Entsetzen. In: Ärzte Zeitung, 14. November 2011. Abgerufen am 18. Juli 2012.
- ↑ Franz Schaefer u.a. (25. Mai 2011): Correspondence: Complement Blockade in Severe Shiga-Toxin–Associated HUS. New England Journal of Medicine. Abgerufen am 29. Mai 2011.
- ↑ Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie vom 30. Mai 2011. Abgerufen am 31. Mai 2011.
- ↑ Deutsches Ärzteblatt zu Eculizumab, 20. März 2007. Abgerufen 31. Mai 2011
- ↑ Gensthaler, Siebenandt Eculizumab und Temsirolimus, Pharmazeutische Zeitung, Nr.2, 2008, Abgerufen 31. Mai 2011
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