Vogelleim

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Vogelleim ist eine sehr zähe und klebrige Masse, die beim Vogelfang zur Herstellung von Leimruten dient. Der Name stammt aus der Römerzeit, als Vogelfänger Ruten mit einer aus den reifen Beeren der Misteln (Viscum spp.) gewonnenen grünlichgelben klebrigen Flüssigkeit einstrichen. Um den Leim noch klebriger zu machen und gegen Austrocknung zu schützen, wurden auch eingedickter Birnen- und Pflaumensaft sowie Honig zugesetzt. Man strich dabei den Leim auf Birkenästchen, die man auf einen in den Boden geschlagenen Stock steckte. Neben diesen Stock wurde ein Käfig mit einem Lockvogel aufgestellt. So wurden bevorzugt Fichtenkreuzschnäbel und andere Finkenvögel gefangen, um im Winter eine Unterhaltung zu haben, da diese Vögel schön singen. Im Winter wurde mit Leimruten, die auf Büschen platziert wurden, Drosseln zum Verzehr nachgestellt.

Dies wurde bis ins 19. Jahrhundert in ganz Europa praktiziert.

Heute ist der Vogelfang in den meisten Teilen der EU verboten – Leimruten (inzwischen in der Regel mit synthetischem Leim) werden dennoch entgegen den Vorschriften der EU-Vogelschutzrichtlinie als Vogelfallen in Südfrankreich, Norditalien, auf Zypern und in Katalonien weiterhin verwendet. Die katalanischen Vogelfänger haben sich ihr Hobby von der Regionalregierung genehmigen lassen – in Italien und auf Zypern ist der Einsatz von Leimruten illegal. „In Frankreich ist die Provence Schauplatz der tierquälerischen Jagd auf Singvögel mit Tausenden Leimruten. Doch obwohl der Fang mit Klebefallen von der EU verboten wurde, hat die Regierung in Paris den Einsatz der Leimruten zu einer vom Aussterben bedrohten Tradition erklärt und jedem Fänger den Einsatz von bis zu 30 Leimruten erlaubt. Experten gehen davon aus, dass jährlich bis zu einer halben Million Vögel in den aufgestellten Fallen verenden.[1]

Sonstiges

Während des Zweiten Weltkriegs wurden britische Panzerabwehrhandgranaten (HGR No. 74), so genannte sticky bombs, vor dem Einsatz mit Vogelleim beschichtet.

Einzelnachweise

  1. Politischer Arbeitskreis für Tierrechte e.V.: Aktuelles - 5. März 2011, abgerufen 29. Mai 2012

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