Silberdistel

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Silberdistel
Silberdistel (Carlina acaulis subsp. acaulis)

Silberdistel (Carlina acaulis subsp. acaulis)

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Carduoideae
Tribus: Cynareae
Gattung: Eberwurzen (Carlina)
Art: Silberdistel
Wissenschaftlicher Name
Carlina acaulis
L.

Die Silberdistel (Carlina acaulis) ist eine Pflanzenart, die zur Gattung der Eberwurzen (Carlina) in der Unterfamilie der Carduoideae innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae) gehört.

Namen

Der Name Carlina acaulos, magna flore war bereits vor Carl von Linné gebräuchlich. Von Caspar Bauhin wurde die Silberdistel als Carlina caulifera vel acaulis bezeichnet. Der Gattungsname leitet sich wahrscheinlich über eine oberitalienische Dialektform cardelina (distelförmige Sippe) über den Namen des Distelfinks (Carduelis carduelis) vom lateinischen carduus ab. Ein Bezug auf Karl den Großen oder Kaiser Karl V ist sekundär und hat zu etymologischen Legenden Anlass gegeben. [1] So soll ein Engel Karl dem Großen im Traum die Silberdistel als wahres Heilmittel gegen die Pest gezeigt haben, und sie wurde in dessen Heer verwendet; daher angeblich Karlsblume.

Das Epitheton acaulis (lat.) bedeutet stängellos und bezieht sich auf den Wuchs der Pflanze.

Der volkstümliche Name Silberdistel bezieht sich auf die glänzenden Hüllblätter. Eberwurz (oder Eberdistel) beruht auf der ehemaligen Verwendung bei Schweinekrankheiten. Weitere Namen sind Jägerbrot, Wiesenkas, Alpenkas, Barometerdistel, Frauendistel, Wasserwurz, Karlsdistel, Wetterdistel.

Beschreibung

Blattrosette der Silberdistel
Niedrig gewachsene Silberdistel mit sternförmiger Blattrosette
Blütenstand umgeben von weißen Hüllblättern. Die ersten Röhrenblüten sind vom Rand her bereits aufgeblüht.
Detailaufnahme des Blütenstandes
Fruchtstand der Silberdistel, deutlich sind die Schirmchenflieger zu erkennen

Die mehrjährige, krautige Pflanze ist fast stängellos oder erreicht Wuchshöhen von bis zu 40 Zentimeter. Mit ihrer bis in einen Meter tiefreichende Pfahlwurzel gilt die Silberdistel als Tiefwurzler. Die Laubblätter sind etwa bis zum Mittelnerv buchtig, fiederschnittig und stachelig gezähnt. Sie bilden meist eine Rosette. Die Blattunterseite ist kahl bis etwas spinnwebig. Die größten Laubblätter werden vier bis acht Zentimeter breit. Die Chromosomenzahl ist gegeben durch 2n = 20[2].

Blütenstand und Blüte

Am meist einköpfigen Stängel sitzt der körbchenförmige Blütenstand, mit äußeren Hüllblättern, die wie die Laubblätter gestaltet sind. Die inneren Hüllblätter sind oberseits silbrig-weiß (selten etwas rötlich) und zur Blütezeit bereits abgestorben. Diese umgeben das eigentliche Blütenkörbchen, welches sich aus einigen hundert weißlichen bis rötlichen Röhrenblüten zusammensetzt. Mit den inneren Hüllblätter gemessen, erreicht das Körbchen einen Durchmesser von 50 bis 110 Millimeter. Blütezeit ist von Juli bis September.

Die Aufbau ähnelt stark dem der Asteroideae, bei denen oft die Röhrenblüten von Zungenblüten umgeben sind. Diese Verstärkung der Schauwirkung wird bei der Silberdistel jedoch durch die inneren Hüllblätter erreicht. Diese Hüllblätter reflektieren im Unterschied zu den Röhrenblüten auch UV-Strahlung, wodurch Insekten, die ultraviolettes Licht wahrnehmen, wissen wo Nektar zu finden ist. Dieses Merkmal ist bei Korbblütlern der Regelfall.

Durch die mindestens 10 Millimeter lange Kronröhre kann die Bestäubung nur durch langrüsselige Insekten, vor allem Bienen, Hummeln und Falter erfolgen.

Ausbreitungsmechanismen

Die Silberdistel besitzt viele Ausbreitungsmechanismen. Die Achänen können durch den Pappus als Schirmchenflieger mit dem Wind verbreitet werden (Anemochorie). Doch meist erfolgt die Verbreitung als Tierstreuer. Die dornigen Hüllblätter heften sich an vorbeistreifende Tiere und schütteln so die Früchte aus. Aber auch Körnerfresser wie Vögel können zur Ausbreitung beitragen. Schließlich werden die Korbböden von der Pflanze losgelöst und verbreiten die verbliebenen Früchte als Steppenroller.

Systematik

Von der Silberdistel existieren zwei Unterarten, die im Gegensatz zu älteren Auffassungen nicht durch die Stängellänge, sondern durch die Gestalt der Blattspreite unterschieden werden. Bei beiden Unterarten existieren jeweils Morphotypen mit sitzenden und solche mit gestielten Körben.[3]

  • Gewöhnliche Silberdistel (Carlina acaulis L. subsp. acaulis)
    Die mittleren Abschnitte sind mit breitem Grund der Blattspindel aufsitzend, am Grund etwa 6 bis 15 Millimeter breit. Die Laubblattspreite sind mehr oder weniger gewellt. Die Abschnitte höchstens bis zur Mitte geteilt und feindornig. Die Stängelblätter sind gleichmäßig verteilt (var. alpina) oder unter dem Korb rosettig gehäuft (var. acaulis).
  • Krausblatt-Silberdistel (Carlina acaulis subsp. simplex (Waldst. & Kit.) Nyman) Syn.: Carlina caulescens Lam., Carlina aggregata Waldst. & Kit., Carlina alpina Jacq., Carlina acaulis L. subsp. aggregata (Waldst. & Kit.) Hegi, Carlina simplex Waldst. & Kit., Carlina cirsioides Klokov)
    Die mittleren Abschnitte sind mit verschmälertem Grund dem Mittelfeld aufsitzend, am Grund etwa 2 bis 6 Millimeter breit. Die Laubblattspreite sind kraus. Die Abschnitte sind bis über die Mitte geteilt und die Dorne etwas kräftiger.

Vorkommen

Die Art ist in Europa weit verbreitet, von Spanien im Westen bis Rumänien und die Ukraine im Osten. Das Verbreitungsgebiet in Deutschland erstreckt sich über die Alpen und das Alpenvorland, den Bayerischen Wald, die Schwäbische Alb, die Frankenalb, das Thüringer Becken, die Rhön und nordwärts bis an den Rand des Harz. Wenige Standorte auch darüber hinaus im Weser-Leine-Bergland und im Nördlichen Harzvorland. Stark zurückgegangen ist die Art in der Oberlausitz. Im Westen, Norden und Osten Deutschlands ist die Art sehr selten bis vollständig fehlend. Die Silberdistel ist in Deutschland gesetzlich geschützt und gehört zu den gefährdeten Arten. In Österreich ist sie häufig in allen Bundesländern.

Standort

Als Standort werden sommerwarme, meist beweidete Magerrasen auf basenreichen Böden, vor allem Kalkgebiete, bevorzugt. Die Silberdistel gedeiht von der Tallage bis in die subalpine Höhenstufe maximal bis in Höhenlagen von 2800 Meter.

Diese Pflanzenart ist eine Charakterart der Halbtrockenrasen des Tieflands, sie wächst in den Alpen gerne auch in der Ordnung Blaugras-Rasen (Seslerietalia albicantis).

Die Wetterdistel

Illustration der Silberdistel in Deutschlands Flora in Abbildungen von 1796. Die Wuchshöhe lässt keinen direkten Schluss auf die Unterart zu.

Die abgestorbenen Hüllblätter der Silberdistel nehmen bei Erhöhung der Luftfeuchtigkeit an der Blattunterseite mehr Wasser auf als an der Blattoberseite. Durch diese hygroskopische Eigenschaft krümmen sich die Hüllblätter nach oben und schützen die Röhrenblüten vor Regen. Deshalb wird die Silberdistel, genau wie die Golddistel, auch Wetterdistel genannt. Schließen sich die Hüllblätter, ist Regen zu erwarten, bei Sonnenschein öffnen sie sich. Bereits ein fünf- bis zehnmaliges Anhauchen genügt, um die erste Aufrichtebewegung auszulösen.

Verwendung

Das aromatisch riechende Rhizom enthält ätherische Öle und schmeckt daher scharf und bitter. Hauptbestandteil des Öls ist mit 80 % bis 90 % das antibakterielle und toxische Carlinaoxyd. Weiter enthält das Rhizom auch über 20 % Inulin als Reservestoff.

Die Wurzel wurde in der Volksheilkunde als Grippemittel, harntreibendes Mittel und gegen Greisenbrand gesammelt, in der Tiermedizin als Mast- und Brunstpulver verwendet. Die Blütenböden wurden früher ähnlich wie Artischocken gegessen. Daher wird die Silberdistel bei Almhirten auch Jägerbrot genannt.

Sonstiges

Die Silberdistel wird entsprechend der Gegend auch Rhöndistel oder auch Juradistel genannt. Als eingetragenes Warenzeichen steht „Juradistl“ als Marke für Lammfleisch von Lämmern, die auf Magerrasen weiden. Weiden auf kalkhaltigem Gestein mit geringer Humusauflage und geringen Niederschlägen sind der bevorzugte Wuchsort dieser Pflanze. Ohne die Bewirtschaftung durch weidende Schafherden würden die offenen Magerrasen verbuschen und die Silberdistel verschwinden.

Der Distelrüsselkäfer Larinus pallinis (Syn. L. brevis, L. senilis) ist auf die Silberdistel spezialisiert, seine Larven leben im Blütenboden[4].

Diese Pflanze wurde zur Blume des Jahres 1997 gewählt.

Quellen und Einzelnachweise

  1. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3. Auflage, Birkhäuser, Basel 1996 (Nachdruck ISBN 3-937872-16-7
  2. * Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. 8. Auflage, Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5
  3. Fischer, M. A., Adler, W. & Oswald K.: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol, Linz, 2005, ISBN 3-85474-140-5, Seite 924
  4. G. Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band VI/4. 2. Auflage 1987. Weissdorn Verlag, Jena. ISBN 3-936055-23-8

Literatur

  • Xaver Finkenzeller: Alpenblumen. München 2003, ISBN 3-576-11482-3.
  •  Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6. völlig neu bearb. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.
  • Dieter Heß: Alpenblumen – Erkennen – Verstehen – Schützen. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3243-5.

Weblinks

 Commons: Silberdistel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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