Exxon Valdez

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Exxon Valdez
Die Exxon Valdez, drei Tage, nachdem sie auf ein Riff aufgelaufen war

Die Exxon Valdez, drei Tage, nachdem sie auf ein Riff aufgelaufen war

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Schiffsdaten
Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
MarshallinselnMarshallinseln Marshallinseln
PanamaPanama Panama
Sierra LeoneSierra Leone Sierra Leone
andere Schiffsnamen
  • Oriental N
  • Oriental Nicety
  • Dong Fang Ocean
  • Mediterranean
  • Seariver Mediterranean
  • Exxon Mediterranean
Schiffstyp Öltanker
Heimathafen Philadelphia
Eigner ExxonMobil
Reederei Exxon
Bauwerft National Steel & Shipbuilding Corporation
Baunummer 438
Kiellegung 29. Juli 1985
Übernahme 10. Dezember 1986
Verbleib Wird abgewrackt
p1
Ab 2008
Schiffstyp Erzfrachter
Rufzeichen 3EPL6
Bauwerft Guangzhou CSSC-Oceanline-GWS Marine Engineering Co.
Ab 2008
Länge
300,84 m (Lüa)
288,07 m (Lpp)
Breite 50,60 m
Seitenhöhe 26,82 m
Vermessung 112.088 BRZ / 33.626 NRZ
Maschine
Maschine 1 × IHI-Sulzer-Dieselmotor (Typ 8RTA84)
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
23.611 kW (32.102 PS)
Geschwindigkeit max. 16,25 kn (Err km/h)
Propeller 1
Ab 2008
Tragfähigkeit 213.855 tdw
Sonstiges
Klassifizierungen

American Bureau of Shipping

Registrier-
nummern

IMO-Nr. 8414520

Die Exxon Valdez ist ein ehemaliger Öltanker. Das unter der Flagge der Vereinigten Staaten fahrende Schiff lief am 24. März 1989 vor Alaska auf Grund und löste damit eine Ölpest und eine der größten Umweltkatastrophen der Seefahrt aus.

Geschichte

Die Exxon Valdez wurde 1985/1986 unter der Baunummer 438 auf der National Steel & Shipbuilding Corp. für den US-amerikanischen Ölkonzern ExxonMobil gebaut und im Dezember 1986 übergeben.

Das Schiff war über 300 Meter lang, erreichte 20 Meter Tiefgang, 30.000 Tonnen Leermasse, verdrängte voll beladen eine Wassermasse von 240.000 Tonnen und konnte 235.000 m³ Rohöl transportieren. Die Maschinenanlage des Schiffes brachte es auf eine Maximalgeschwindigkeit von 16,25 Knoten (30,1 km/h).

Unglücksursache und Auswirkungen

Das Schiff wurde unter seinem damaligen Namen Exxon Valdez bekannt. Es befand sich am 24. März 1989 auf dem Weg von der Öl-Verladestation der Trans-Alaska-Pipeline in der Hafenstadt Valdez Richtung Süden. Trotz eines Fassungsvermögens von 210.000 Tonnen war das Schiff zum Zeitpunkt des Unglücks nur mit 163.000 Tonnen Rohöl beladen. Kurz nach Mitternacht lief es auf das Bligh-Riff im Prinz-William-Sund vor Süd-Alaska auf.

Der alkoholkranke Kapitän, Joseph Hazelwood, war zu diesem Zeitpunkt betrunken und befand sich in seiner Kammer. Der durch hohes Arbeitsaufkommen und mangelnde Ruhe vor seiner Wache vermutlich übermüdete Dritte Offizier Gregory Cousins hatte die Verantwortung auf der Brücke und versäumte es, nach einer Abweichung vom normalen Reiseplan, die Exxon Valdez, wie vorher mit dem Kapitän abgesprochen, auf einen sicheren Kurs zurückzuführen.[1]

Die Auswirkungen der Katastrophe auf die Umwelt und Wirtschaft der Region wurden erheblich dadurch verschlimmert, dass die US-Behörden organisatorisch und hilfstechnisch damals nicht auf so ein großes Unglück vorbereitet waren.

Hätte das Schiff eine Doppelhülle gehabt, wäre die Katastrophe vermutlich zu vermeiden gewesen bzw. hätte nicht in dem Umfang stattgefunden. Als Folge des Unglücks erließen die USA 1989 eine Richtlinie, nach der alle Tankerneubauten über eine Doppelhülle verfügen müssen, um US-amerikanische Häfen anlaufen zu dürfen. Globale Zielsetzung ist es, ab 2015 nur noch doppelwandige Tanker auf den Weltmeeren zu haben.[2]

Der für diesen Küstenabschnitt verantwortlichen Küstenwache wurden Versäumnisse vorgeworfen. Bei einer Radar-Überwachung des Tankers hätte man das Schiff rechtzeitig vor der Nähe des Riffs warnen können. Die Küstenwache wehrte diese Anschuldigung jedoch mit der Begründung ab, dass die Radar-Geräte zu dem Zeitpunkt nicht funktionierten und dass auf dem Stützpunkt kurz zuvor ein Schichtwechsel stattgefunden hatte.

Bei dem Unfall liefen 37.000 Tonnen Rohöl aus und schädigten das empfindliche Ökosystem. Über 2000 km Küste wurden verseucht. Hunderttausende Fische, Seevögel und andere Tiere starben als direkte Folge des Unglücks. Langfristig vergiften sich die dort lebenden Tiere schleichend über die Nahrungsaufnahme, da die Ölreste immer noch nicht abgebaut sind.

Nach dem Unglück

Kapitän Joseph Hazelwood konnte kein kriminelles Verhalten nachgewiesen werden und er wurde zu einer Geldstrafe von 50.000 US-Dollar wegen illegalen Ablassens von Öl verurteilt. Im Strafverfahren gegen Exxon kam es zu einem Schuldhandel, der zu einer Verurteilung Exxons zu 150 Millionen Dollar Geldstrafe, von denen 125 Millionen wegen Exxons Bemühungen zur Schadensbeseitigung und gezahltem Schadensersatz erlassen wurden, sowie 100 Millionen Dollar Wiedergutmachungszahlungen (Criminal Restitution) führte. Gegenüber den zivilrechtlichen Ansprüchen des Staates Alaska und des Bundes akzeptierte Exxon 1991 die Verpflichtung zur Zahlung von 900 Millionen Dollar über zehn Jahre mit einer Option bis 2006 auf weitere 100 Millionen Dollar im Falle von unentdeckten Schäden. Die Summe wird zur Wiederherstellung der natürlichen Ressourcen verwendet und von einem Treuhänderrat[3] verwaltet. Das Verfahren über einen Anspruch in Höhe von 92 Millionen Dollar[4] zur Beseitigung der unerwartet bis heute verbliebenen Ölreste[5] im Rahmen der Option ist noch nicht abgeschlossen. Bis zur offiziellen Erklärung der Beendigung der Säuberungsarbeiten 1992 investierte Exxon darin weitere 2,2 Milliarden Dollar. Im von privaten Geschädigten angestrengten Zivilprozess, auf Antrag des beklagten Ölkonzerns als Sammelklage geführt, wurde Exxon 1994 erstinstanzlich zu 287 Millionen Dollar Schadenersatzzahlungen an über 32000 Geschädigte verurteilt, darüber hinaus zu Strafschadensersatz in Höhe von 5 Milliarden Dollar. Gegen letzteres beschritt Exxon den weiteren Rechtsweg: Berufungsgerichte legten den Strafschadensersatz auf zunächst auf 2,5 Milliarden Dollar fest, schließlich im Juni 2009 rechtskräftig auf 507,5 Millionen Dollar zuzüglich 480 Millionen Dollar Zinsen seit 1994. Vorausgegangen war im Juni 2008 die Kappung des Strafschadensersatzes durch den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten auf die Summe des insgesamt bezahlten Ersatzes für tatsächlich erlittene private Schäden von 507,5 Millionen Dollar.[6] Bereits im August 2008 hatte ExxonMobil bekanntgegeben, 75 Prozent des Kappungsbetrages an die Kläger auszubezahlen.[7]

Die Region und deren Bewohner haben sich bis zum Jahr 2010 nicht von dem Schaden erholt.[8]

Verbleib des Schiffes

Das Schiff wurde nach einer zehnmonatigen und 30 Millionen US-Dollar teuren Reparatur unter dem Namen Exxon Mediterranean wieder in Betrieb genommen. Im Juli 1993 wurde es zu SeaRiver Mediterranean umbenannt. Da 1990 ein US-Gesetz erlassen wurde, welches Schiffen, die mehr als 4.000 Tonnen Öl verloren haben, die Fahrt im Unglücksgebiet Alaskas verbietet, fuhr es stattdessen im Mittleren und Fernen Osten sowie Australien.

Von Mitte März 2005 fuhr das Schiff unter der Flagge der Marshallinseln als Mediterranean. Ab Sommer 2007 wurde es in Guangzhou, China, zum Erzfrachter umgebaut[9] und im Dezember 2008 unter der Flagge Panamas als Dong Fang Ocean wieder in Fahrt gebracht.[10] Nach einer Kollision am 29. November 2010 mit dem Schiff Aali lag es ab dem 10. Dezember 2010 im Hafen von Dalian auf. Das im April 2011 auf den Namen Oriental Nicety umbenannte Schiff kam am 9. September 2011 schließlich wieder in Fahrt. Im März 2012 wurde das Schiff für rund 16 Millionen US-Dollar an die Global Marketing Systems, ein Handelsunternehmen für Abwrackschiffe, verkauft. Es soll in Indien verschrottet werden.[11][12] Eine indische Umweltorganisation klagte jedoch gegen die Verschrottung im Land, weil das Schiff mit Asbest und Schwermetallen belastet sei und seine Verbringung nach Indien damit ein Verstoß gegen das Basler Übereinkommen über die Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung sei. Der Oberste Gerichtshof des Landes wies die Klage am 30. Juli 2012 zurück.[13]

Valdez-Prinzipien

Vor dem Hintergrund der Katastrophe entwickelte die amerikanische Non-Profit-Organisation CERES folgende zehn Grundsätze,[14] die zunächst als Valdez-Prinzipien und später als CERES-Prinzipien bezeichnet wurden. Einige große Aktiengesellschaften haben sich zur Einhaltung dieser Grundsätze verpflichtet.

  1. Schutz der Biosphäre
  2. Maßvoller Umgang mit natürlichen Rohstoffen
  3. Reduzierung und Entsorgung von Abfällen
  4. Effizienter Einsatz von Energie
  5. Gesundheitsschutz für Arbeitsplatz und Umgebung
  6. Sichere Produkte und Konsumentenschutz
  7. Haftung und Schadenersatz
  8. Transparenz und Veröffentlichung
  9. Mindestens ein Umweltexperte im Management
  10. Jährlicher Rechenschaftsbericht

Erwähnung in der Kunst

Film und Computeranimation

  • 1995 hatte der Tanker einen quasi-Cameo-Auftritt in dem Spielfilm Waterworld. Dort dient ein alter Tanker als rostiges Hauptquartier der Smoker, einer Armee von modernen Piraten. Als das Schiff vom Helden (Kevin Costner) versenkt wird, kann man am Heck „Exxon Valdez“ lesen. Ein weiteres Zeichen dafür, dass es sich beim Tanker der Smoker um die „Exxon Valdez“ handelt, ist eine kurze Sequenz auf eben diesem Tanker, die ein Bild von Joseph Hazelwood zeigt, dem Kapitän der Exxon Valdez.
  • In der vierten Folge, Titel „Psycho“ (März 1994) der ersten Staffel Duckman dient die Katastrophe als zynische Phantasieanlage des „Famous Disasters Mini-Golf Course“.
  • Im Computer-Rollenspiel Fallout 2 (1997) kommt ein alter Öltanker vor, der Valdez heißt. Im Strategiespiel Warcraft II wird ebenfalls auf das Schiff angespielt; ein Cheat, der dem Spieler eine bestimmte Menge der Ressource Öl gibt, lautet Valdez. In der „Atomic Edition“ des PC-Spiels Duke Nukem 3D (1996) befindet sich im Level „Derelict“ ein Öltanker, welcher den Namen „Valdeez 2“ trägt.
  • In der Serie Friends erwägt Phoebe Exxon als Namen für ihr Kind, woraufhin Chandler auf Exxon Valdez anspielt. (Staffel 4 Episode 18)
  • In der Serie Community (Fernsehserie) wird der Bekanntheitsgrad der Exxon Valdez als Maßstab für eine andere Ölkatasrophe genutzt (Staffel 2 Episode 3)

Musik

  • Exxon Valdez ist der Titel eines kritischen Liedes von Achim Reichel auf der CD Oha!. Achim Reichel wurde von Greenpeace zu einem Jubiläum im Jahr 1996 gebeten, ein Lied über eine große Naturkatastrophe zu schreiben. Er entschied sich für die Havarie der Exxon Valdez. Das Lied findet sich auf den letzten beiden Jubiläums-CDs von Achim Reichel. Ebenfalls wird im Musikvideo von „Blue Sky Mine“ der australischen Band Midnight Oil ein Exxon-Öltanker erwähnt. Eben jene Band spielte 1990 bei dem Protest-Konzert „Black Rain Falls“ vor dem Exxon-Gebäude in New York. Außerdem taucht es in einer Kameraeinstellung in einem Musikvideo der Scorpions zu ihrem Song „Wind of Change“ auf. In dem Video werden viele Ausschnitte aus Nachrichtensendungen (vor allem aus Krisengebieten) verwendet, so auch eine Luftaufnahme des havarierten Schiffes. Der Name Exxon Valdez ist deutlich am Bug zu erkennen.
  • Des Weiteren gibt es von der Formation Dance 2 Trance in Zusammenarbeit mit dem Bassisten Stephan Weidner (Böhse Onkelz) ein Instrumentalstück namens „Remember Exxon Valdez“, welches 1992 auf dem Album „Moon Spirits“ veröffentlicht wurde.
  • In Ecuador gibt es eine Ska-Punk-Band namens „El Retorno de Exxon Valdez“ (Die Rückkehr der Exxon Valdez).
  • Von Frank Zappa gibt es auf der CD The Yellow Shark den Titel Outrage at Valdez. Die Musik wird – in einer anderen Version – teilweise in der im nächsten Abschnitt genannten Cousteau Dokumentation verwendet. In dieser anderen Version gibt es unter anderem eine Referenz auf What shall we do with the drunken sailor.
  • Auf dem Album „All we could do was sing“ der Band Port O’Brien aus Kalifornien/Alaska handelt das letzte Lied „Valdez“ von der Ölkatastrophe.
  • Zudem erwähnt der Rapper Prinz Pi die Exxon Valdez in dem Lied Mondlied.
  • Auch das amerikanische Hip-Hop-Duo Reflection Eternal erwähnt die Exxon Valdez in dem Lied "Ballad Of The Black Gold" mit den Zeilen "Exxon is at 40 billion a year...".
  • Die schwedische Band September Malevolence veröffentlichte auf ihrem Album aus dem Jahr 2008 After This Darkness,Theres a ein Lied mit dem Titel Exxon Valdez.
  • Die Berliner Band "ExXoN ValdeZ" aka The great powerful Thing zelebriert seit einigen Jahren hauptsächlich progressiv/stoner/experimental Musik.

Dokumentarfilme

  • Der schwarze Tod, Film von Paul Seed
  • Das Alaska Syndrom, Hintergründe einer Ölpest, Film von Axel Engstfeld
  • ALASKA Outrage at Valdez von der Cousteau-Society, zu der Frank Zappa Musik beigesteuert hat.
  • Black Wave: The Legacy of the Exxon Valdez (2008), Dokumentarfilm von Robert Cornellier und Paul Carvalho

Siehe auch

  • Liste bedeutender Ölunfälle

Weblinks

 Commons: Exxon Valdez – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Commonscat/WikiData/Difference

Einzelnachweise

  1. National Transportation Safety Board. 1990. Marine Accident Report: Grounding of the U.S. Tankship Exxon Valdez: on Bligh Reef, Prince William Sound, near Valdez, Alaska, March 24, 1989. Washington, D.C.: NTSB. NTSB/MAR-90/04.
  2. Basler Zeitung, 26. Mai 2003
  3. Exxon Valdez Oil Spill Trustee Council, Website
  4. Ankündigung des US-Justizministeriums
  5. Maßnahmenplan
  6. Supreme Court decision on Exxon Valdez damages a blow to Alaskans, Artikel von Christopher Maag im International Herald Tribune, 26. Juni 2008
  7. Exxon agrees to pay out 75 percent of Valdez damages, Meldung von Daisuke Wakabayashi am 27. August 2008 bei Reuters.com
  8. William Yardley: Community’s Recovery Still Incomplete After Exxon Valdez Spill. The New York Times, 5. Mai 2010.
  9. Equasis
  10. Täglicher Hafenbericht, 1. September 2009, Nr. 168, S. 13
  11. Isaac Arnsdorf: Exxon Valdez to Be Junked Years After Worst U.S. Ship Spill, Bloomberg, 20. März 2012.
  12. Exxon Valdez is headed for scrap heap
  13. „Exxon Valdez“ wird verschrottet, Täglicher Hafenbericht, 1. August 2012.
  14. Ceres Principles

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