Bournonit

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Bournonit
Bournonite-Quartz-bournonitequartzyaogangxianchina.jpg
Hochglänzende, teilweise bläulich angelaufene Bournitkristalle auf farblosem bis weißem Quarz aus der „Yaogangxian Mine“, Yizhang, China (Größe: 9 x 6,5 x 6 cm)
Andere Namen
  • Rädelerz
Chemische Formel

PbCu[SbS3][1]

Mineralklasse Sulfide und Sulfosalze
2.GA.50 (8. Auflage: II/E.16) nach Strunz
03.04.03.02 nach Dana
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin orthorhombisch-pyramidal; mm2
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) Pn21m (Raumgruppen-Nr. 31)
Farbe stahlgrau bis schwarz, bläulich anlaufend
Strichfarbe stahlgrau bis schwarz
Mohshärte 2,5 bis 3
Dichte (g/cm3) 5,8
Glanz Metallglanz bis matt
Transparenz undurchsichtig
Bruch muschelig bis uneben
Spaltbarkeit undeutlich
Habitus prismatische, tafelige Kristalle; körnige, massige Aggregate
Zwillingsbildung überwiegend Vierlinge in Zahnradform (Rädelerz)

Bournonit (Rädelerz, Spießglanzbleierz, Schwarzspießglanzerz, Wölchit) ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung PbCu[SbS3][1] und entwickelt kurze, prismatische oder tafelige Kristalle, aber auch körnige oder massige Aggregate von stahlgrauer bis schwarzer Farbe bei gleicher Strichfarbe. Auf den Flächen der undurchsichtigen Kristalle zeigt sich bei frischen Proben starker Metallglanz, ältere Proben laufen allerdings gelegentlich bläulich an und werden matt.

Besondere Eigenschaften

Bournonit enthält etwa 42 % Blei, 13 % Kupfer, 25 % Antimon und 20 % Schwefel. Vor dem Lötrohr lässt er sich leicht zu einer schwarzen Kugel schmelzen, wobei Antimonrauch entsteht.

In Salpetersäure löst sich Bournonit unter Abscheidung von Schwefel und Antimonoxid auf

Etymologie und Geschichte

Das zunächst durch Ph. Rashleigh 1797 Endellionit benannte Mineral wurde nach der Bestimmung durch Bournon 1804 von Robert Jameson in Bournonit umbenannt. Die bergmännische Bezeichnung Rädelerz entstand durch den häufigen Fund von Vierlingsverwachsungen der Bournonit-Kristalle, die einem Zahnrad ähnlich sehen.

Erstmals entdeckt wurde Bournonit in der „Wheal Boys Mine“ (auch Trewetha Mine) bei St. Endellion in der englischen Grafschaft Cornwall.

Klassifikation

In der Systematik nach Strunz wird Bournonit bei den Sulfiden und Sulfosalzen klassifiziert. In der 8. Auflage bildete er mit Seligmannit eine Gruppe der Sulfosalze. In der 9. Auflage werden die Sulfide zusätzlich nach Kationen unterteilt, dort ist Stromeyerit zusammen mit Seligmannit und Soucekit in einer Gruppe der Insel-Sulfarsenide ohne zusätzlichen Schwefel.

In der Systematik der Minerale nach Dana bildet Bournonit mit Seligmannit und Soucekit eine Untergruppe der Sulfosalze mit der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j [By Cz] und einem Verhältnis von z zu y von > 3 (A: Metalle, B: Halbmetalle, C: Nichtmetalle). [2]

Bildung und Fundorte

Rädelerz-Zwilling aus der „Herodsfoot Mine“ bei Lanreath, Cornwall, England (Größe: 5 x 4.5 x 4.5 cm)

Bournonit bildet sich hydrothermal in mittelgradigen Zink-, Blei- und Kupfererzlagerstätten. Begleitmineralien sind Bleiglanz, Tetraedrit, Pyrit, Siderit und andere.

Weltweit konnte Bournonit bisher (Stand: 2011) an rund 850 Fundorten nachgewiesen werden. Neben seiner Typlokalität „Wheal Boys Mine“ trat das Mineral im Vereinigten Königreich (Großbritannien) noch an mehreren Orten der englischen Grafschaften Cornwall und Cumbria sowie in Wales und Schottland zutage.

Bekannte Fundstätten aufgrund ungewöhnlicher Bournonitfunde sind unter anderem Machacamarca im bolivianischen Departemento Potosí und Saint-Laurent-le-Minier im französischen Département Gard, wo Kristalle von bis zu 10 cm Größe gefunden wurden. In der „Herodsfoot Mine“ bei Lanreath in Cornwall wurden komplexe Rädelerz-Zwillinge von über 5 cm Größe gefördert und bis zu 4 cm große Kristalle fanden sich bei Příbram in Tschechien und in der Region Huancavelica in Peru.

In Deutschland wurde Bournonit in mehreren Orten des Schwarzwaldes in Baden-Württemberg, im Frankenland und der Oberpfalz in Bayern, bei Laubuseschbach in Mittelhessen, bei Clausthal und Sankt Andreasberg im niedersächsischen Harz, an mehreren Fundpunkten der Eifel und dem Siegerland von Nordrhein-Westfalen bis Rheinland-Pfalz, im Sauerland und Bergischen Land in Nordrhein-Westfalen, in der saarländischen Gemeinde Nonnweiler, bei Neudorf und Wolfsberg in Sachsen-Anhalt, bei Freiberg und Schneeberg im sächsischen Erzgebirge sowie bei Gera, Greiz und Saalfeld in Thüringen.

In Österreich lässt sich das Mineral in mehreren Regionen von Kärnten, Salzburg und der Steiermark, sowie am Eichberg bei Gloggnitz in Niederösterreich und im Inn- und Silltal in Tirol finden und in der Schweiz fand man es in der tessiner Region Malcantone sowie im Binntal und der Gemeinde Collonges VS im Kanton Wallis.

Weitere Fundorte sind Argentinien, Äthiopien, Australien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Fidschi, Finnland, Ghana, Griechenland, Grönland, Indonesien, Irland, Italien, Japan, die Kanalinsel Jersey, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Kolumbien, Korea, Kosovo, Kroatien, Mexiko, Mongolei, Namibia, Neuseeland, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Tadschikistan, Tunesien, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und Vietnam.[3]

Kristallstruktur

Bournonit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pn21m (Raumgruppen-Nr. 31) mit den Gitterparametern a = 8,15 Å, b = 8,69 Å und c = 7,79 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Verwendung

Bournonit ist ein wichtiges Blei- und Kupfererz und dient als Rohstoff für die Gewinnung dieser Elemente.

Literatur

  •  Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 475-476.
  •  Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 56.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 145.
  2. Liste der Minerale nach Dana bei webmineral.com
  3. Mindat - Localities for Bournonite

Weblinks

 Commons: Bournonite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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