Leo Gans

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Leo Gans genauer Leo Ludwig Gans-Landau (* 4. August 1843 in Frankfurt am Main; † 14. September 1935 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Chemiker und Industrieller. Für seine Verdienste als Mäzen und Förderer von Wissenschaft und Kultur wurde er Ehrensenator und 1928 mit der Ehrenbürgerwürde seiner Vaterstadt ausgezeichnet. 1933 wurde der 90-jährige Gans wegen seiner jüdischen Abstammung gezwungen, alle Ämter und Ehrenämter niederzulegen.

Lebenslauf

Leo Gans entstammte einer der ältesten deutschen jüdischen Familien mit festem Familiennamen, die seit 1350 erwähnt wird. Sein Vater Ludwig Aaron Gans, Sohn des Philipp Ahron Gans und der Fanny Hanau, entstammte der über 150 Jahre in Celle ansässigen jüdischen Handelsfamilie, übersiedelte nach Frankfurt. Leo war eines der sechs Kinder von Ludwig Aaron Gans (1794–1871) und seiner Ehefrau Rosette Goldschmidt (1805–1868). Seine Brüder waren Adolf Gans und Friedrich von Gans. Seine Schwestern waren Henriette Heidelbach, Pauline Weinberg und Marianne Löwengard.

1917 kauft Leo Gans in Miesbach/Bayern Gut und Schloss Wallenburg
Hauptbebäude der ehem. Cassella, Ffm-Fechenheim

Am 15. März 1876 heiratete er Luise Sander (1854-1927) mit der er drei Kinder hatte. Ihre einzige Tochter Hedwig (1877-1947) heiratete Kartz von Kameke (1877-1942) und zog zunächst auf dessen Güter in Pommern. Sein erste Sohn Robert wurde 1879 geboren und verstarb im gleichen Jahr. Ihr zweiter Sohn Richard (1880-1943) studierte zwar erst Chemie, wurde dann aber Jurist. Eine unternehmerische Nachfolge hat es in diesem Familienzweig nicht gegeben. Seinen Wohnsitz hatte er immer in Frankfurt, Barckhaustraße 14. Dieses Haus ließ er sich von seinem Neffen, dem Architekten Alfred Löwengard erbauen. 1917 kaufte Leo das in Miesbach/Bayern gelegene Gut nebst Schloss Wallenburg, das sich heute noch im Besitz der Nachkommen befindet. Leo Gans konvertierte um die Jahrhundertwende zum Protestantismus.

Er hörte Chemie bei Rudolf Christian Boettger, seit 1835 Lehrer am Physikalischen Verein, und studierte in Karlsruhe, Heidelberg, München und Marburg. Zu seinen akademischen Lehrern gehörten u.a. Emil Erlenmeyer, Robert Bunsen und Hermann von Helmholtz.

Nach einer Zeit in Paris, wo er den Begründer der Teerfarbenchemie August Wilhelm von Hofmann kennenlernte, gründete er 1868 mit August Leonhardt ein Farbstofflabor in Frankfurt am Main. 1870 baute er in Fechenheim, damals ein kleines Dorf am Main zwischen Frankfurt und Hanau, eine neue Fabrik zur Produktion von Fuchsin und anderen Farbstoffen. Das neue Unternehmen firmierte zunächst als Frankfurter Anilinfarbenfabrik von Gans und Leonhardt, später als Leo Gans & Co.. Ab 1879 baute er es, später mit Unterstützung seiner Neffen Arthur und Carl Weinberg, durch intensive Forschung zu einem führenden Unternehmen für Textilfarben aus. Um 1900 war das 1894 in Leopold Cassella & Co. umbenannte Unternehmen zum weltgrößten Hersteller von synthetischen Farbstoffen geworden.

1904 beteiligten sich die Farbwerke Hoechst vorm. Meister Lucius und Brüning an dem Unternehmen Cassella, das 1925 in der I.G. Farbenindustrie AG aufging. Von 1926 bis 1935 war Gans Mitglied im Aufsichtsrat der I.G.

Seine erfolgreiche industrielle Tätigkeit brachte ihm ein beträchtliches Vermögen ein, das er als Mäzen für zahlreiche wissenschaftliche und soziale Zwecke in seiner Vaterstadt einsetzte. U.a. war Gans Vorsitzender des Städelschen Museumsvereins, des Physikalischen Vereins und des Vereins für Luftfahrt, der die erste Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung 1909 organisierte. 1913 erhielt der Asteroid Nr. 728 den Namen Leonisis, nach Leo Gans und der ägyptischen Göttin Isis, dem Symbol des Physikalischen Vereins.

Bronzeplastik 1890 von Constantin Meunier, Der Saemann, Stifter Leo Gans
Bronzeplastik 1890 von Constantin Meunier, Der Hafenarbeiter, Stifter Leo Gans

Im öffentlichen Raum befinden sich in Frankfurt zwei von Leo Gans gestiftete Figuren des belgischen Bildhauers Constantin Meunier. Es sind die Figur Der Sämann aus dem Jahre 1890, die 1906 von der Stadt Frankfurt am Main angekauft wurde und seit 1915 im Günthersburgpark steht, sowie Der Hafenarbeiter, ebenfalls aus dem Jahre 1890, an der Frankfurter Friedensbrücke.

1914 gehörte er zu den Stiftern der Universität Frankfurt, die ihn 1923 zum Ehrendoktor ernannte. Er führte den Titel Geheimer Kommerzienrat und die akademischen Grade Dr. phil., Dr. med. h.c. und Dr. rer. nat. h.c. 1928 wurde er als erster gebürtiger Frankfurter Ehrenbürger der Stadt Frankfurt am Main. 1932 unterstützte er mit einer großzügigen Spende an das Freie Deutsche Hochstift die Erhaltung des Goethe-Hauses.

Er starb am 14. September 1935 in Frankfurt. Sein Grab befindet sich auf dem Hauptfriedhof. Eine Straße in Fechenheim wurde nach ihm benannt.

Literatur

  • Franz Lerner: Leo Gans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 64 (Digitalisat).
  • Wolfgang Klötzer (Hrsg.): Frankfurter Biographie. (Erster Band A-L) Frankfurt am Main, Verlag Waldemar Kramer, 1994, ISBN 3-7829-0444-3
  • Angela von Gans, Monika Groening: Die Familie Gans 1350-1963. Verlag Regionalkultur, Heidelberg, 2006, ISBN 978-3-89735-486-9

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