Dr. Willmar Schwabe

Dr. Willmar Schwabe

Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG
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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1866
Sitz Karlsruhe, Deutschland
Umsatz 470 Mio. Euro (Stand: 2006)
Produkte Arzneimittel
Website www.schwabe.de

Die Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG mit Sitz in Karlsruhe ist ein führender Hersteller von Arzneimitteln aus pflanzlichen Grundstoffen (Phytopharmaka). Sie ist Mutter einer Unternehmensgruppe, die weltweit 3.200 Arbeitnehmer beschäftigt, davon 1.500 in Deutschland, und 2006 einen Umsatz von 470 Millionen Euro erwirtschaftete.

Geschichte

Im Jahr 1866 gründete der damals 26-jährige Apotheker Willmar Schwabe in Leipzig eine Fabrikationsstätte für die Zubereitung von Arzneimitteln. Mit seinem Unternehmen wollte er pflanzliche Zubereitungen – zunächst Urtinkturen, wie sie für homöopathische Arzneimittel benötigt wurden – erforschen und in standardisierter Form herstellen. Dazu richtete er ein eigenes Institut ein mit dem Ziel, pharmazeutische Leitlinien festzulegen und sowohl analytische Verfahren als auch neuartige Kontrollen der Zwischen- und Endprodukte zu entwickeln. Mit seiner Forschung legte er damit den Grundstein für das, was heute Vorbild moderner pharmazeutischer Herstellungstechnologie ist. 1878 entstand die erste phytopharmazeutische Spezialität, die „Hamamelis-Salbe-Schwabe“.

Der Gründer verstarb im Jahr 1917, sein Sohn, der Apotheker und Hofrat Willmar Schwabe, baute das Werk weiter aus. Nach dessen Tod im Jahr 1935 übernahmen die beiden Brüder, der Arzt und Apotheker Willmar Schwabe und der Apotheker und Diplomkaufmann Wolfgang Schwabe, die Leitung des Unternehmens und begannen seit 1940 parallel zu den homöopathischen Arzneimitteln verstärkt mit der Entwicklung von pflanzlichen Arzneimitteln. 1943 wurde das erste Weißdornpräparat zur Verbesserung der nachlassenden Herzfunktion eingeführt.

Nach 1946 startete die Familie in der dritten Generation im Westteil Deutschlands einen Neuanfang. Im neuen Werk in Karlsruhe-Durlach wurden die Forschungsaktivitäten neu initiiert und kontinuierlich ausgeweitet. 1961 erfolgte mit der Gründung der Deutschen Homöopathie-Union (DHU) die Trennung der beiden Arbeitsbereiche Homöopathie und Phytopharmaka. Die DHU übernahm ab diesem Zeitpunkt die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb der Homöopathika, das Unternehmen Schwabe konzentrierte sich vollständig auf die Forschung und Entwicklung von pflanzlichen Arzneimitteln (Phytopharmaka). Diese sollen bezüglich der technischen Daten zur Qualität und Herstellung als auch pharmakologischer und klinischer Dokumentationen den Maßstäben internationaler Arzneimittelbehörden genügen.

1965 wurde das erste Ginkgo-biloba-Präparat eingeführt. Es enthielt den von Schwabe entwickelten und patentierten Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761. Heute noch ist das Ginkgo-Präparat Tebonin das meistverkaufte (Umsatz) pflanzliche Arzneimittel.

1976 übernahmen der Diplombiochemiker Klaus-Peter Schwabe und 1977 der Diplomkaufmann Wolf-Dietrich Schwabe als Geschäftsführer die Leitung des Unternehmens.

In den 1980er- und 1990er-Jahren formierte sich das Unternehmen durch Firmengründungen, Erwerb und Beteiligungen zur weltweit agierenden Unternehmensgruppe Schwabe. Seit 2003 werden neben pflanzlichen Arzneimitteln auch Nahrungsergänzungsmittel entwickelt und vertrieben.

Tochtergesellschaften in Deutschland

  • Deutsche Homöopathie-Union, Karlsruhe (DHU)
  • W. Spitzner Arzneimittelfabrik GmbH, Ettlingen
  • Farmasan Arzneimittel, Karlsruhe
  • ISO-Arzneimittel, Ettlingen
  • Lucenta, Ettlingen
  • Schwabe Extracta, Karlsruhe

Nachfolgebetriebe in der DDR und deren weitere Entwicklung

Aus der 1926 errichteten Betriebsstätte in Leipzig-Paunsdorf ging 1952 der VEB Homöopharm – Dr. Willmar Schwabe hervor, ab 1957 VEB Leipziger Arzneimittelwerk. Dieser wurde 1990 in die Leipziger Arzneimittelwerk GmbH umgewandelt, die wiederum 2000 durch die Riemser Arzneimittel AG mit Sitz in Greifswald übernommen wurde.

Kritik

Das Europäische Patentamt widerrief im Januar 2010 ein Patent des Unternehmens vom Juni 2007, das sich auf die die Verarbeitung der Heilpflanze Pelargonium bezog. Diese Pflanze, die ursprünglich aus Südafrika stammt, verwendet Schwabe für das Erkältungsmittel Umckaloabo. Das Patentamt begründete den Widerruf damit, dass es sich bei dem Verfahren zur Extraktion der Wirkstoffe aus patentrechtlicher Sicht nicht um eine Erfindung handele, da die Technik bereits „ausreichend vorbekannt“ gewesen sei. Die Klage, der im März 2008 ein Einspruch gegen das Patent vorausging, wurde unter anderem von Konkurrenten, der Organisation „Erklärung von Bern“, dem African Centre for Biosafety und dem Evangelischen Entwicklungsdienst unterstützt. Letzterer wertete die Entscheidung als großen „Erfolg im Kampf gegen Biopiraterie“. [1][2]

Einzelnachweise

  1. Europäisches Patentamt widerruft Pelargonium-Patent. In: entwicklungspolitikonline, abgerufen am 26. Januar 2010
  2. Patentamt widerruft Umckaloabo-Patent. In: stern.de, abgerufen am 28. Januar 2010

Weblinks


49.0014338.464826Koordinaten:

49° 0′ 5″ N, 8° 27′ 53″ O