Tafelkreide

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Weiße Tafelkreide
Farbige Tafelkreide
Französische Tafelkreide

Tafelkreide, Schulkreide oder Schreibkreide ist ein Material zum Beschreiben von rauen Untergründen, vorrangig Tafeln. Dabei hinterlässt sie kleine Partikel, die locker an der Tafel haften bleiben und leicht wieder abgewischt werden können.

Entwicklung

Kreide findet schon seit Jahrhunderten zum Beschriften von Tafeln Verwendung; so findet sich zum Beispiel in Johann Amos Comenius' Orbis sensualium pictus von 1653 die Abbildung einer mit Kreide beschrifteten Tafel. Die Erfindung der farbigen Tafelkreide wird dem Schotten James Pillans (1778–1864) zugeschrieben, der in seinem Buch Physical and Classical Geography[1] (1854) detailliert den Herstellungsprozess und den Einsatz im Geographieunterricht beschreibt.

Tafelkreide vor hundert Jahren

Aus Gips hergestellte Schulkreide

Tafelkreide ist in der Regel länglich mit einem quadratischen oder kreisförmigen Querschnitt. Tafelkreide wurde früher (19. Jahrhundert) in Deutschland, Österreich und Skandinavien vor allen Dingen aus Calciumsulfat (Gips) hergestellt, weil dort die meisten Gebiete, in denen natürliches Kreidegestein vorkommt, geschützt sind.

In Frankreich nutzt man für die so genannte Champagnerkreide, die aus Kreidegestein besteht, einem chemisch sehr reinen Calciumcarbonat. Etwa 55 Prozent der in Deutschland verkauften Kreide besteht aus Gips.[2]

Tafelkreide heute

Tafelkreide besteht heute wie das Kreidepulver der Turner aus Magnesiumoxid. Das lässt sich erkennen durch die Probe mit Zitronensaft oder Essig: Kalk zersetzt sich zu CO2 und Calciumcitrat bzw. Calciumacetat. Magnesiumoxid und auch Gips verändern sich in diesen Säuren nicht.

Durch Zusatz von Farbstoffen kann auch bunte Kreide hergestellt werden. Da der Kreidenstaub, der vor allem beim trockenen Abwischen der Tafel entsteht, für Allergiker störend ist, wird auch staubfreie Kreide hergestellt. Der Staub steht auch im Verdacht, Probleme mit den Atemwegen zu verursachen. Aus Wasser und Gips kann man Kreide selbst herstellen.

„Quietschen“ der Kreide

Beim Schreiben mit Kreide entstehen gelegentlich quietschartige Geräusche, die von vielen Menschen als unangenehm empfunden werden. Das Geräusch entsteht, da die Kreide beim Gleiten auf der Tafel aufgrund der Oberflächenreibung dauernd stecken bleibt (Stick-Slip-Effekt) und so das Kreidestück durch Vibrationen in seiner Eigenfrequenz zur Resonanz angeregt wird. Um das Quietschen zu beseitigen, hilft es, das Kreidestück auf eine kürzere Länge zu brechen, sodass die Eigenfrequenz steigt und im nicht mehr hörbaren Bereich liegt.

Redewendung

  • Die Redewendung „er hat Kreide gefressen“ im Sinne von „er gibt sich (scheinbar) friedfertig“ geht auf das Märchen „Der Wolf und die sieben jungen Geißlein“ zurück, in dessen Verlauf der böse Wolf zwecks Einschmeichelung Kreide frisst, um seine Stimme sanfter klingen zu lassen.[3] In der Wirklichkeit tritt diese märchenhafte Wirkung jedoch nicht ein.
  • Lehrer werden manchmal abwertend als Kreidefresser bezeichnet, was mit ihrem täglichen Umgang damit zu tun hat.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://archive.org/details/elementsphysica01pillgoog
  2. Compakt Handbuch Chemie 1993, ISBN 3-8174-3560-6, Seite 387
  3. Duden Redewendungen Band 11, 1992, Seite 416, ISBN 3-411-04111-0

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