LSD

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Dieser Artikel erläutert die psychedelische Substanz LSD; zu anderen Bedeutungen der Abkürzung LSD siehe LSD (Begriffsklärung).


Strukturformel
Strukturformel von LSD
Allgemeines
Freiname Lysergid
Andere Namen
  • (+)-Lysergsäurediethylamid
  • d-Lysergsäurediethylamid
  • (5R,8R)-Lysergsäurediethylamid
  • 9,10-Didehydro-N,N-diethyl-6- methylergolin-8β-carboxamid
  • N,N-Diethyl-lysergamid
Summenformel C20H25N3O
CAS-Nummer 50-37-3
PubChem 5761
DrugBank DB04829
Kurzbeschreibung

farblose, spitze Prismen [1]

Arzneistoffangaben
Wirkmechanismus

partieller Agonist an Serotonin-(5-HT2A)-Rezeptoren

Eigenschaften
Molare Masse 323,42 g·mol−1
Schmelzpunkt

82–85 °C[1]

pKs-Wert

7,8[2]

Löslichkeit

sehr schlecht in Wasser (2,1 mg·l−1 bei 25 °C)[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]
06 – Giftig oder sehr giftig 08 – Gesundheitsgefährdend

Gefahr

H- und P-Sätze H: 300-310-330-351
P: 260-​264-​280-​284-​302+350-​310Vorlage:P-Sätze/Wartung/mehr als 5 Sätze [3]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [4][3]
Sehr giftig
Sehr giftig
(T+)
R- und S-Sätze R: 26/27/28-40
S: 22-28-36-45
LD50
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

LSD ist die Abkürzung für Lysergsäurediethylamid, ein chemisch hergestelltes Derivat der Lysergsäure, die als Mutterkornalkaloid natürlich vorkommt. LSD ist eines der stärksten bekannten Halluzinogene. Es ruft schon in sehr geringen Dosen lang andauernde pseudohalluzinogene Wirkungen hervor. Pharmakologisch gehört LSD zur Gruppe der serotoninverwandten psychedelischen Substanzen.

Im Jargon wird LSD auch Acid (englisch „Säure“) genannt. Sowohl das Betäubungsmittelgesetz in Deutschland als auch das Suchtmittelgesetz in Österreich stufen LSD als nicht verkehrsfähig ein.

Geschichte

Der Chemiker Albert Hofmann stellte am 16. November 1938 erstmals im Rahmen seiner Forschung zum Mutterkorn Lysergsäurediethylamid her.[5] Sein Ziel war die Entwicklung eines Kreislaufstimulans. Nachdem diese erhoffte Wirkung von LSD im Tierversuch nicht eintrat, verlor Hofmann zunächst das Interesse und archivierte seine Forschungsergebnisse. Am 16. April 1943 entschied sich Hofmann, mögliche Wirkungen von LSD erneut zu prüfen; er vermutete, bei den ersten Versuchen etwas übersehen zu haben. Bei seinen Arbeiten mit LSD bemerkte Hofmann an sich selbst eine halluzinogene Wirkung, die er zunächst nicht erklären konnte. So vermutete er, LSD sei durch unsauberes Arbeiten durch die Haut von seinem Körper aufgenommen worden.

Er wiederholte dieses Erlebnis am 19. April 1943 durch die Einnahme von 250 Mikrogramm LSD. Verglichen mit der Wirksamkeit der damals bekannten Mutterkornalkaloide entsprach das der kleinsten Menge, bei der man noch eine Wirkung hätte erwarten können. Es stellte sich jedoch heraus, dass diese Menge bereits dem Zehnfachen der normalerweise wirksamen Dosis (ab ca. 20 µg) von Lysergsäurediethylamid entsprach. Dieses Datum gilt heute als Zeitpunkt der Entdeckung der psychoaktiven Eigenschaften des LSD. Der Jahrestag wird von popkulturellen LSD-Anhängern als „Fahrradtag“ (Bicycle Day) gefeiert, da Hofmann am Beginn seines bewusst induzierten Rauscherlebnisses mit dem Fahrrad nach Hause fuhr.

LSD wurde unter dem Handelsnamen Delysid vom Pharmakonzern Sandoz zur psychiatrischen Behandlung und zu Forschungszwecken bereitgestellt. Das LSD-Präparat Lysergamid wurde vom tschechoslowakischen Konzern Spofa hergestellt und vor allem in die Ostblockstaaten, einschließlich der DDR, exportiert.

Beispielsweise wies der Beipackzettel von Delysid auf diese Möglichkeit der Anwendung hin. (Textauszug Indikation: „(a) In der analytischen Psychotherapie zur Förderung seelischer Entspannung durch Freisetzung verdrängten Materials. (b) Experimentelle Studien über das Wesen der Psychose: Indem der Psychiater selbst Delysid einnimmt, wird er in die Lage versetzt, eine Einsicht in die Welt der Ideen und Wahrnehmungen psychiatrischer Patienten zu gewinnen.“)

Zu den Wissenschaftlern, die mit LSD experimentiert haben, gehören John C. Lilly, Stanislav Grof und Timothy Leary. In den 1970er Jahren wurde Lysergsäurediethylamid als nicht verkehrsfähiger Stoff eingestuft und die Forschung damit oder dessen therapeutische Nutzung (etwa in der Psychotherapie) nahezu komplett verboten.

LSD in der Psychiatrie

LSD fand nach seiner Entdeckung große Aufmerksamkeit in der tiefenpsychologischen Forschung. Namentlich seien hier die Arbeiten von Stanislav Grof,[6] Humphry Osmond, Duncan Blewett und Abram Hoffer genannt.

Studien in den 1950er Jahren stellten bei der Behandlung von Alkoholismus mit LSD eine Erfolgsrate von 50 Prozent fest.[7][8] Allerdings wurden einige LSD-Studien wegen methodischer Mängel kritisiert und unterschiedliche Gruppen hatten unterschiedliche Ergebnisse. In einem 1998 veröffentlichten Artikel wurden die Arbeiten zu dem Thema erneut untersucht. Man folgerte, dass die Frage der Effizienz von LSD in der Behandlung von Alkoholismus bisher unbeantwortet ist.[9] Eine 2012 veröffentlichte Metaanalyse bestätigte dagegen die Ergebnisse der ursprünglichen Studien und konstatierten eine heilsame Wirkung.[10][11]

Seit etwa 1990 erlebt die Halluzinogenforschung eine Renaissance.[12] Im Dezember 2007 wurde dem Schweizer Psychiater Peter Gasser bewilligt, eine Studie zur psychotherapeutischen Behandlung mit LSD von Patienten mit Krebs im Endstadium durchzuführen.[13] Erste Zwischenergebnisse sind vielversprechend, jedoch ist die Versuchsgruppe mit 12 Personen zu klein, um nach Abschluss fundierte statistische Ergebnisse zu liefern.

LSD ist möglicherweise ein Mittel gegen Cluster-Kopfschmerz.[14]

Versuche, LSD als Waffe für Geheimdienste einzusetzen

Von den 1950er bis zu den 1970er Jahren, in der Zeit des Kalten Krieges, wurden sowohl in der Sowjetunion als auch in den Vereinigten Staaten Versuche mit dem Ziel der Bewusstseinskontrolle von Menschen durchgeführt. Teilziele waren Gehirnwäsche und die Entwicklung von Wahrheitsseren, die in Verhören von Gegnern diese zwingen sollten, alles was sie wussten zu offenbaren. In den USA wurde im Rahmen groß angelegter, geheimer Forschungsprogramme des Geheimdiensts CIA die Wirkung von LSD erforscht. Die meisten dieser Experimente wurden an tausenden von unfreiwilligen und unwissenden Testpersonen durchgeführt, wobei es auch zu Todesfällen kam. Nach Aufdeckung der Programme kam es zu mehreren parlamentarischen Untersuchungen und Gerichtsverfahren. Näheres siehe für die Zeit von 1951 bis 1953 unter Operation Artischocke und für 1953 bis Mitte der 1970er Jahre unter MKULTRA.

LSD in den 1960er Jahren

Frontansicht des Busses FURTHER

Im Rahmen eines Teilprojektes vom MKULTRA nahm auch Ken Kesey, der nach seiner Militärzeit einige Zeit als Pfleger in einer Nervenklinik arbeitete, dort als Versuchsperson an LSD-Experimenten teil. Ken Kesey ging wie der Psychologe Timothy Leary in Berkeley (wo ebenfalls im Rahmen vom MKULTRA geforscht wurde) davon aus, dass LSD die Persönlichkeit von Menschen durch Bewusstseinserweiterung befreien und verbessern könnte und so auch die Gesellschaft positiv verändern könnte.[15][16] Er gründete eine Hippie-Gruppe, die Merry Pranksters, die mit einem bunt bemalten Schulbus, dem FURTHER (engl. weiter; fördern, unterstützen, vorantreiben), durch die USA fuhren und überall sogenannte Acid-Tests veranstalteten, bei denen zum Testen Lysergsäurediethylamid an das Publikum verteilt wurde. Bei diesen LSD-Happenings traten als Band die Grateful Dead auf. Da LSD damals noch legal war, konnte so die Idee und die Praxis des LSD-Gebrauchs stark die Hippieära der Endsechziger mitprägen. Die Fahrt der Merry Pranksters wurde vom Autor Tom Wolfe, der einige Zeit in dem Bus mitfuhr, in dem Buch Electric Kool-Aid Acid Test literarisch verewigt.[17]

Als Timothy Leary in den 1960er Jahren den Massenkonsum von LSD in den USA propagierte, übte Albert Hofmann starke Kritik. Nach dem Verbot von 1966 in den USA (in Deutschland gilt das Verbot seit 1971) wurde es als Droge aufgrund des geringen Abhängigkeitspotentials und der starken Toleranzbildung weitgehend zurückgedrängt. Da sich LSD im Gegensatz zu den meisten anderen Drogen nicht zum täglichen Konsum eignet, ist die nachgefragte Menge für den Drogenhandel unbedeutend, und da keine Abhängigkeit auftritt, sind Konsumenten auch nicht gezwungen, hohe Preise wie z. B. für Heroin oder Kokain zu bezahlen.

Aktuelle Lage

Erst in den 1980er Jahren gewann LSD als Partydroge in der Technoszene wieder an Beliebtheit. Nachdem der illegale Konsum nach Schätzungen der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Anfang des letzten Jahrzehnts zurückgegangen war,[18] ist seit 2008 wieder ein leichter Anstieg bei den Erstkonsumenten zu vermerken.[19]

Chemie

Die vier möglichen Stereoisomere von LSD
Die Bindungsaffinitäten von LSD an einzelne Rezeptoren. Je niedriger der Ki-Wert, desto höher die Bindung des LSD an den Rezeptor.

Chemisch gehört Lysergsäurediethylamid zur Strukturklasse der Ergoline. Die Bezeichnung „LSD-25“ rührt daher, dass es die 25. Substanz in der Reihe der synthetischen Lysergsäure-Abkömmlinge ist.[5]

LSD ist eine chirale Verbindung mit zwei Stereozentren an den Kohlenstoffatomen C-5 und C-8. Somit existieren vier verschiedene Stereoisomere des LSDs, die zwei Enantiomerenpaare bilden. LSD, genauer (+)-LSD, besitzt die absolute Konfiguration (5R,8R). (–)-LSD ist (5S,8S)-konfiguriert und ist spiegelbildlich zu (+)-LSD. (+)-LSD epimerisiert unter basischen Bedingungen zu dem Isomer (+)-iso-LSD mit (5R,8S)-Konfiguration; (–)-LSD epimerisiert basisch zu (–)-iso-LSD mit (5S,8R)-Konfiguration. Das nicht psychoaktive (+)-iso-LSD, das sich während der Synthese (je nach Methode in unterschiedlichem Anteil) bildet, kann mit Hilfe chromatographischer Trennmethoden abgetrennt werden und (etwa durch Wirkung verdünnter methanolischer Kaliumhydroxidlösung) zu aktivem (+)-LSD isomerisiert werden.

Wirkung beim Menschen

Pharmakokinetik

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Die Dauer eines unkomplizierten LSD-Erlebnisses liegt in der Regel zwischen fünf und zwölf Stunden, abhängig von Dosierung, Körpergewicht und Alter.[20] Sandoz’ Beipackzettel von Delysid beschreibt: „[Es] können gelegentlich gewisse Nachwirkungen in Form phasischer Affektstörungen noch während einiger Tage andauern“.[5] Das Einsetzen der Wirkung kann von zehn Minuten bis zu drei Stunden schwanken. Diese Dauer hängt von individuellen persönlichen Eigenschaften des Konsumenten ab, sowie der Dynamik des unbewussten Materials.

LSD wirkt nicht länger als die Zeit, in der bedeutende Mengen der Droge im Blut nachweisbar sind. Aghajanian und Bing fanden heraus, dass LSD eine Halbwertszeit im Körper von 175 Minuten besitzt.[21] In jüngerer Zeit berichteten Papac und Foltz, dass 1 µg/kg oral-verabreichtes LSD bei einem einzelnen männlichen Freiwilligen eine Plasma-Halbwertszeit von 5,1 Stunden hatte. Diese trat mit einer maximalen Konzentration von 5 ng/mL drei Stunden nach Verabreichung auf.[22]

Pharmakodynamik

Das psychoaktive unter den vier möglichen Stereoisomeren wirkt als Partialagonist mit großer Affinität (Bindungsstärke) am 5-HT2A-Rezeptor, an dem alle psychedelischen Halluzinogene andocken. Auch eine Reihe von weiteren Rezeptorensubtypen der 5-HT-Rezeptoren, der Dopamin-Rezeptoren und der Adrenozeptoren werden angesprochen.

Körperlich

Sympathische Wirkungen umfassen eine Beschleunigung der Pulsfrequenz (Tachykardie), Ansteigen des Blutdrucks (Arterielle Hypertonie), Erweiterung der Pupillen (Mydriasis), Verschwimmen der Seheindrücke und Schwierigkeiten bei der Schärfeneinstellung des Auges (Akkommodationsstörung), Absonderung von dickem Speichel, starkes Schwitzen (Hyperhidrosis), Zusammenziehen der peripheren Arterien (Vasokonstriktion), mit der Folge dass Hände und Füße kalt werden und sich bläulich färben, Aufrichten der Körperhaare (Piloerektion). Die häufigsten parasympathischen Wirkungen sind: Verlangsamung der Pulsfrequenz (Bradykardie), Absinken des Blutdrucks (Hypotonus), übermäßige Speichelbildung (Hypersalivation), Tränenfluss, Diarrhöe, Übelkeit und Erbrechen. Motorische Erscheinungen sind: verstärkte Muskelspannung, Zuckungen und Krämpfe, mannigfaltige Formen von Zittern sowie komplizierte Verrenkungsbewegungen. Im Unterschied dazu, jedoch seltener beobachtet, kann eine umfassende und völlige Lockerung von Körpermuskeln auftreten.[23]

Psychologisch

LSD verändert die Wahrnehmung so, dass sie dem Konsumenten als intensives Erleben erscheint, das Zeitempfinden verändert wird und Umgebungsereignisse deutlicher hervortreten. Dies wird vom Konsumenten als Mehrerleben innerhalb einer kürzeren Zeitspanne empfunden. Hinzu kommen optische, sensorische und akustische Wahrnehmungsveränderungen. Diese müssen nicht unbedingt als Halluzinationen erfahren werden, sondern können auch als Veränderungen gegenüber vergleichbaren Erfahrungen ohne LSD-Wirkung erscheinen. Reale Gegenstände können als plastischer empfunden und wie in Bewegung befindlich erlebt werden.

LSD versetzt viele Konsumenten in einen Zustand, der Ähnlichkeiten mit bestimmten Symptomen von Psychosen hat. Im Unterschied zur Psychose ist sich der Konsument in der Regel bewusst, dass die veränderte Wahrnehmung willentlich herbeigeführt wurde. Bei hohen Dosierungen kann das Bewusstsein für den Rausch fehlen und die Kontrolle über die eigenen Handlungen vermindert werden oder ganz ausfallen.

Das Erinnerungsvermögen an das Erlebte ist im Allgemeinen uneingeschränkt. Amnesie wurde bei Versuchspersonen selten beobachtet und vornehmlich nur in Fällen, bei denen emotional extrem belastendes Material die LSD-Sitzung prägte.[23]

Eine euphorische Grundstimmung – ausgelöst beispielsweise durch eine als schön empfundene Landschaft und Musik – kann den ganzen Rausch über anhalten und den gesamten Verlauf der Erfahrung bestimmen. So können aber bestehende Ängste und Depressionen einen so genannten „Horrortrip“ hervorrufen, der als äußerst unangenehm und als vom Konsumenten nicht mehr steuerbar empfunden wird. Eine erfahrene und vertraute Person als nüchterne Begleitung („Tripsitter“) kann durch geeignete Maßnahmen solche Erfahrungen verhindern oder abmildern.

Perinatale Erfahrungen

Der tschechische LSD-Forscher Stanislav Grof entwickelte das Konzept der perinatalen Erfahrungen. Er bezeichnet sie als „Manifestationen einer tieferen Schicht des Unbewußten, die außerhalb der Reichweite der klassischen Methoden von Sigmund Freud liegen“. Sein Modell basiert auf der Analyse von 2500 LSD-Therapien, die er im Rahmen seiner 17-jährigen Forschungsarbeit mit LSD dokumentierte. Demnach repräsentieren perinatale Erfahrungen einen Teil des Wirkungsspektrums von LSD. Er beschreibt diese Erfahrungen in einer perinatalen Grundmatrix und stellt darin einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Phasen der biologischen Geburt und erlebten Inhalten aus LSD-Sitzungen dar.[24]

Deutung als spirituelles Erlebnis

LSD wird von einigen Konsumenten als Entheogen betrachtet, weil sie das Gefühl haben, mit einer größeren spirituellen oder kosmischen Ordnung in Kontakt zu treten. Einige Konsumenten berichten von Einsichten in die Funktionsweise des Gehirns, und einige erfahren langanhaltende Veränderungen ihrer Lebensperspektiven.[25] Einige Konsumenten betrachten LSD als „religiöses Sakrament“, oder als ein „mächtiges Werkzeug, um mit dem Göttlichen in Kontakt zu treten“. Stanislav Grof schreibt, dass die während LSD-Erlebnissen beschriebenen mystischen und religiösen Erfahrungen sich nicht zu unterscheiden scheinen von ähnlichen Beschreibungen in heiligen Schriften der Weltreligionen und Texten antiker Zivilisationen.[26]

Wirkung bei Tieren

Radnetzspinnen bauen unter LSD-Einfluss Netze, die Merkmale der unbeeinflussten Bauweise beinhalten, aber teilweise in ihrer Funktionsfähigkeit erheblich eingeschränkt sind.[27]

Dosierung

LSD wirkt bereits in sehr niedrigen Dosierungen von 50–300 Mikrogramm.[28] Allerdings ist die Wirkung von der Verfassung des Konsumenten sowie von der Umgebung und den damit individuell hervorgerufenen Eindrücken abhängig, sodass nicht allein die Dosierung für die Art des Erlebnisses ausschlaggebend ist. (Siehe Set und Setting.)

LSD bildet eine Toleranz von ein bis zwei Wochen auf. Innerhalb dieser Zeit verliert LSD bei wiederholter Einnahme einen großen Teil seiner Wirkung. Die Toleranzbildung wirkt sich auch auf die Toleranz gegenüber anderen verwandten Substanzen aus. So sind LSD, Psilocybin/Psilocin und Meskalin jeweils zueinander kreuztolerant.

LSD wird als nicht-abhängigkeitserzeugende Substanz angesehen, da es kein Suchtverhalten erzeugt.[29] Viele LSD-Konsumenten verringern ihren Gebrauch mit der Zeit freiwillig oder stellen ihn ganz ein.[30]

Missbrauch und Abhängigkeit von Psychedelika wie LSD sind als Diagnosekategorie im DSM-IV aufgenommen.

Konsumformen

Die Droge wird normalerweise auf Papierstücke aufgebracht, sogenannte Tickets, Pappen oder Trips, die dann gelutscht oder geschluckt werden. Man kann LSD aber auch als Lösung in Wasser (so genanntes Liquid oder auch Drops [= mit Pipette getropft]), auf Würfelzucker, als Kapsel- oder in Tablettenform einnehmen (spezielle Tabletten sind kleine Krümelchen, die eine gewünschte Dosis enthalten und als „Micro“ bezeichnet werden. Die Gelatinekapseln sind leer, nur die Kapselhülle selbst wird mit LSD-Lösung benetzt und getrocknet). Mikros werden in der Regel in einer Flasche (1–1,5 l) mit beliebiger Flüssigkeit (Cola, Eistee, Wasser usw.) aufgelöst und mit mehreren Leuten getrunken, da sie viel stärker als die üblichen Trips oder Pappen sind. Ein einzelnes Mikrokügelchen kann bis zu 800 µg LSD enthalten, wogegen ein normaler Trip nur 25–250 µg LSD enthält.

Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht berichtet, dass die Verkaufspreise für LSD in den meisten europäischen Ländern zwischen 5 Euro und 11 Euro pro Einheit liegen.[31]

LSD und Ecstasy („Candyflip“): Diese Kombination kann zu starken Wahrnehmungsveränderungen mit optischen und akustischen Halluzinationen führen. Die psychoaktive Wirkung beider Substanzen kann sich gegenseitig verstärken. Dabei kann es zu erwünscht angenehmen Erlebnissen kommen, aber auch die Gefahr einer drogeninduzierten Psychose ist erhöht.

Risiken

Persistente Psychose

In seltenen Fällen kann LSD eine latent vorhandene Psychose – die so genannte drogeninduzierte Psychose – auslösen. Der derzeitige Stand der Forschung (2012) geht davon aus, dass hierzu eine entsprechende Veranlagung vorliegen muss. In einer 1971 veröffentlichten Erhebung lag die Häufigkeit derjenigen, die an einer Psychose erkrankten, die länger als 48 Stunden anhielt, bei 9 von 1000 (von denen sich etwa zwei Drittel vollständig erholten).[32]

Unfallgefahr

Die unter Einfluss von LSD als verändert erscheinende Umwelt kann für den Konsumenten zur Gefahr werden, da er zur Gefahreneinschätzung oft kein Gefühl mehr hat. Dadurch kann es zu einem Verlust der Selbstkontrolle im häufig psychoseartigen Rauschzustand kommen. Auch Menschen mit nicht durch Drogen ausgelösten Psychosen können eine Gefahr für sich und andere darstellen, wegen der Halluzinationen und weil Ereignisse oft nicht mehr richtig einzuordnen sind und dadurch die Fähigkeit fehlt, angemessen zu reagieren.

Hofmann warnt, dass selbst Menschen mit einer stabilen Persönlichkeit und guter Vorbereitung eine LSD-Psychose erleiden können. Durch gründliche Vorbereitung lassen sich laut Hofmann die vielfältigen Gefahren für Gesundheit und Leben, die vor allem durch die Halluzinationen und den Realitätsverlust bestehen, deutlich vermindern, aber nicht ausschließen:

„[Im] manischen, hyperaktiven Zustand kann das Gefühl der Allmacht oder der Unverletzlichkeit schwere Unglücksfälle zur Folge haben. Solche haben sich ereignet, wenn ein Berauschter in seiner Verwirrung sich vor ein fahrendes Auto stellte, weil er unverwundbar zu sein meinte, oder im Glauben, fliegen zu können, aus dem Fenster sprang. Die Zahl derartiger LSD-Unglücksfälle ist aber nicht so groß, wie man nach den Meldungen, die von den Massenmedien sensationell aufgearbeitet werden, annehmen könnte. Trotzdem müssen sie als ernste Warnungen dienen.“[5]

Als Paradebeispiel für die Gefahren von LSD diente jahrelang der angeblich von A. Hofmann berichtete und von der CIA bestätigte Unfall, in dem tatsächlich ein Mensch aus dem Fenster sprang: Ein CIA-Mitarbeiter verabreichte dabei einem Bekannten auf einer Party ohne dessen Wissen LSD. Dieser geriet dadurch in einen Angstzustand und stürzte sich aus dem Fenster. Allerdings haben spätere Untersuchungen gezeigt, dass der angeblich Verunglückte wahrscheinlich ermordet und aus dem Fenster geworfen wurde. Viele LSD-Horrorgeschichten beruhen auf Legenden, die in den 1960ern und 1970ern von US-Regierungsbehörden in die Welt gesetzt wurden (ähnliche Geschichten wurden über die Folgen des Marihuanakonsums kolportiert), um den LSD-Konsum zu diskreditieren.

Von der Bedienung von Maschinen oder der Teilnahme am Straßenverkehr ist abzuraten, weil die oben beschriebenen Wahrnehmungsphänomene eine große Gefährdung darstellen können (→Fahren unter Einfluss psychoaktiver Substanzen).

Angaben zur Giftigkeit

Laut Datenblatt eines Herstellers ist Lysergsäurediethylamid hochtoxisch[3], laut einer anderen Quelle[33] weist es eine schwache Toxizität auf. Tierversuche lassen vermuten, dass das Verhältnis von Wirkdosis zu tödlicher Dosis beim Menschen bei etwa 1:1000 liegt, d. h., die tausendfache Dosis einer wirksamen Dosis würde beim Menschen zu tödlichen Vergiftungen führen (zum Vergleich: bei Alkohol und Nikotin liegt dieser Wert bei etwa 1:8). Pharmazeuten gehen von einer therapeutischen Breite von 280 aus. Damit wäre LSD ein sicheres Medikament.[34] Direkte Todesfälle sind bisher nur bei Tierversuchen bekannt, bei denen bewusst Tieren eine Überdosis intravenös verabreicht wurde.[5]

Unbekannte Dosierung von Schwarzmarktware

Ein weiterer Gefahrenpunkt ist die durch die Illegalität bedingte Schwarzmarktware, deren Zusammensetzung oder Dosierung nie genau zu erkennen ist. So können zwei vom selben Dealer erworbene Trips, die sich optisch gleichen, völlig unterschiedlich dosiert sein. Dass Strychnin enthalten sein kann, hat sich jedoch als Mythos erwiesen. Ein solcher Fall ist noch nie bestätigt worden. Trägermaterialien von nur geringer Größe (Beispiel Löschpapiertrip, Micros) nehmen keine wirkungsrelevante Strychninmenge auf. Gleiches gilt für weitere Substanzen, da einzig LSD – als eines der potentesten bekannten Halluzinogene – in einer wirkungsrelevanten Menge aufgenommen wird.

Rechtsstatus

LSD ist in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund seiner Aufführung in der Anlage 1Vorlage:§§/Wartung/juris-seite BtMG ein nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel. Der Umgang ohne Erlaubnis ist grundsätzlich strafbar. Weitere Informationen sind im Hauptartikel Betäubungsmittelrecht in Deutschland zu finden.

Mit der vierten Betäubungsmittel-Gleichstellungsverordnung (4. BtMGlV)[35] vom 21. Februar 1967, in Kraft getreten am 25. Februar 1967, wurde LSD in der Bundesrepublik Deutschland den betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften des Opiumgesetzes, dem Vorläufer des heutigen BtMG, unterstellt.

1966 wurde Lysergsäurediethylamid in den USA verboten. In Österreich wurde Lysergsäurediethylamid 1971 verboten.

Lysergsäurediethylamid fällt außerdem unter die Kontrolle des Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel (1961) und der Konvention über psychotrope Substanzen (1971), welche von den Vereinten Nationen beschlossen wurden.

Dokumentarfilm

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Thieme Chemistry (Hrsg.): Römpp Online. Version 3.1. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2007.
  2. 2,0 2,1 2,2 LSD bei ChemIDplus.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Datenblatt Lysergic acid diethylamide bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 7. April 2011.
  4. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Albert Hofmann: LSD – mein Sorgenkind. Die Entdeckung einer „Wunderdroge“. DTV, 2006. PDF
  6. Stanislaf Grof: Topographie des Unbewussten. LSD im Dienst der tiefenpsychologischen Forschung. Klett-Cotta, 2002.
  7. Erika Dyck: Psychedelic Psychiatry: LSD From Clinic to Campus. The Johns Hopkins University Press, 2008
  8. J. Ross MacLean, Donald C. MacDonald, F. Ogden, E. Wilby: LSD-25 and mescaline as therapeutic adjuvants. In: Harold A. Abramson (Hrsg.): The Use of LSD in Psychotherapy and Alcoholism. Bobbs-Merrill, New York 1967, S. 407–426; Keith S. Ditman & Joseph J. Bailey: Evaluating LSD as a psychotherapeutic agent. ebd., S. 74–80; Abram Hoffer: A program for the treatment of alcoholism: LSD, malvaria, and nicotinic acid. ebd., S. 353–402
  9.  Mariavittoria Mangini: Treatment of alcoholism using psychedelic drugs: a review of the program of research. In: Journal of Psychoactive Drugs. 30, Nr. 4, 1998, S. 381–418, PMID 9924844 (PDF; 3,57 MB).
  10. Teri S. Krebs & Pål Ørjan Johansen: Lysergic acid diethylamide (LSD) for alcoholism: meta-analysis of randomized controlled trials. In: Journal of Psychopharmacology. 8. März 2012, doi: 10.1177/0269881112439253
  11. Markus Becker: Halluzinogen: LSD hilft gegen Alkoholsucht. In: Spiegel Online. 9. März 2012
  12. Nicolas Langlitz: The Revival of Hallucinogen Research since the Decade of the Brain. Ph.D. thesis. University of California, Berkeley 2007 (PDF); ders.: Ceci n’est pas une psychose. Toward a Historical Epistemology of Model Psychoses. In: BioSocieties. 1:2, 2006; ders.: The Persistence of the Subjective in Neuropsychopharmacology. Observations of Contemporary Hallucinogen Research. In: History of the Human Sciencess. 23:1, 2010, S. 37-57
  13. Peter Gasser: LSD-unterstützte Psychotherapie bei Personen mit Angstsymptomatik in Verbindung mit fortgeschrittenen lebensbedrohenden Erkrankungen
  14. R. Andrew Sewell, John H. Halpern & Harrison G. Pope Jr: Response of cluster headache to psilocybin and LSD. In: Neurology. Bd. 66, 2006, S. 1920–1922, PMID 16801660 (PDF; 239 KB)
  15. Langlitz, Nicolas: Better Living Through Chemistry. Entstehung, Scheitern und Renaissance einer psychedelischen Alternative zur kosmetischen Psychopharmakologie., in: Christopher Coenen, Stefan Gammel, Reinhard Heil und and Andreas Woyke (Hrgs.), Die Debatte über „Human Enhancement“. Historische, philosophische und ethische Aspekte der technologischen Verbesserung des Menschen. transcript: Bielefeld (2010), S. 263–286.
  16.  Jakob Tanner: ‚Doors of Perception‘ vs. ‚Mind Control‘. Experimente mit Drogen zwischen kaltem Krieg und 1968. In: Birgit Griesecke, Marcus Krause, Nicolas Pethes und Katja Sabsch (Hrsg.): Kulturgeschichte des Menschenversuchs im 20. Jahrhundert. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2009, S. 340–372.
  17. http://www.gradesaver.com/classicnotes/authors/about_tom_wolfe.html
  18. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung: Drogen- und Suchtbericht. Mai 2005. PDF
  19. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung: Drogen- und Suchtbericht. Mai 2009. PDF
  20. Alexander and Ann Shulgin: LSD. In: TiHKAL. Transform Press, Berkeley 1997, ISBN 0-9630096-9-9
  21. George K. Aghajanian & Oscar H. L. Bing: Persistence of lysergic acid diethylamide in the plasma of human subjects. In: Clinical Pharmacology and Therapeutics. Vol. 5, 1964, S. 611-614 (PDF; 229 KB)
  22. Damon I. Papac & Rodger L. Foltz: Measurement of lysergic acid diethylamide (LSD) in human plasma by gas chromatography/negative ion chemical ionization mass spectrometry. In: Journal of Analytical Toxicology. Vol. 14, No. 3, Mai/Juni 1990, S. 189–190 (PDF; 187 KB)
  23. 23,0 23,1 Stanislaf Grof: Topographie des Unbewussten. LSD im Dienst der tiefenpsychologischen Forschung. Seite 30. Klett-Cotta, 2002.
  24. Stanislaf Grof: Topographie des Unbewussten. LSD im Dienst der tiefenpsychologischen Forschung, S. 120. Klett-Cotta, 2002.
  25. William H. McGlothlin: Long-Lasting Effects of LSD on certain attitudes in normals: An experimental Proposal, Mai 1962, http://www.rand.org/pubs/papers/P2575/
  26. Stanislav Grof: Realms of the Human Unconscious (Observations from LSD Research). Souvenir Press (E & A) Ltd, 1979, London, S. 13–14.
  27. P. N. Witt: d-Lysergsaeure-diaethylamid (LSD 25) im Spinnentest. In: Experientia. 7, 1951, S. 310–311, doi:10.1007/BF02150560.
  28. Gerhard Gründer, Otto Benkert, Handbuch der Psychopharmakotherapie, 2. Auflage, Springer Verlag, 2011, ISBN 3642198430, S. 914
  29. Lüscher C, Ungless MA: The mechanistic classification of addictive drugs. In: PLoS Med.. 3, Nr. 11, November 2006, S. e437. doi:10.1371/journal.pmed.0030437. PMID 17105338. Volltext bei PMC: 1635740.
  30. National Institute on Drug Abuse: InfoFacts: Hallucinogens - LSD, Peyote, Psilocybin, and PCP.
  31. Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, (2008) Stand der Drogenproblematik in Europa: 57. ISBN 978-92-9168-322-2.
  32. Malleson, N.: Acute Adverse Reactions to LSD in Clinical and Experimental Use in the United Kingdom. In: Brit. J. Psychiat. (1971) Bd. 118, S. 229–230; PDF
  33. Robert M. Julien: Drogen und Psychopharmaka. Spektrum Verlag, 1997, S. 336.
  34. Zitiert aus: Robert M. Julien: Drogen und Psychopharmaka. Spektrum Verlag, 1997. Quelle: Gable, R.S. (1993): Toward a Comparative Overview of Dependence Potential and Acute Toxity of Psychoactive Substances Used Nonmedically. In: American Journal of Drug and Alcohol Abuse. Bd. 19, S. 263–281.
  35. 4. BtMGlV vom 21. Februar 1967
  36. Trip in eine andere Welt. In: Tages-Anzeiger vom 10. November 2011

Literatur

  • Günter Amendt: Die Legende vom LSD. Zweitausendeins, Frankfurt/M. 2008, ISBN 978-3-86150-862-5
  • Stanislav Grof: LSD-Psychotherapie. Klett-Cotta, Stuttgart 2000, ISBN 3-608-94017-0
  • Albert Hofmann: LSD – mein Sorgenkind. Die Entdeckung einer "Wunderdroge". Klett-Cotta, Stuttgart 2001, ISBN 3-608-94300-5
  • Aldous Huxley: Die Pforten der Wahrnehmung. Himmel und Hölle. Piper, München 2001, ISBN 3-492-20006-0
  • Wolfgang Schmidbauer, Jürgen vom Scheidt: Handbuch der Rauschdrogen. Fischer, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-596-16277-7

Weblinks

 Commons: LSD – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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